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Jobs & Karriere: Im Unternehmen vernetzt

Systemadministratoren sind keine Autodidakten mehr. Weiterbildungen qualifizieren für den Beruf

Der Absturz kam unerwartet und kurz vor Feierabend. Noch ein kurzes Rattern der Festplatte, dann war es plötzlich still. Der Bildschirm zeigte nur noch tiefes Schwarz. Die Excel-Tabelle mit den Quartalszahlen: Verschwunden im Nirwana der rauchenden Festplatte. Der Schreck über den drohenden Datenverlust sitzt tief. Wenn das Betriebssystem den Geist aufgibt oder das E-Mail-Programm verrückt spielt, ist das für den Privatanwender noch kein Beinbruch. Für Unternehmen oder Mittelständler kann ein Computer-GAU dagegen die berufliche Existenz gefährden.

Damit es nicht soweit kommt, haben viele Firmen für den Notfall vorgesorgt und lassen ihre Netzwerke und Firmenrechner von Systemadministratoren betreuen. Jenen Helfern, die mit Schraubendreher und Kabelkiste anrücken, wenn der Rechner seinen Geist aufgibt. Sie richten Betriebssysteme ein und sorgen dafür, dass die Software funktioniert. Darüber hinaus sind sie auch dafür verantwortlich, dass das Firmennetz vor Angriffen aus dem Internet abgeschirmt ist und keine Viren oder andere Schädlinge sensible Daten beschädigen.

Der Job des Systemadministrators ist heute ein klassischer Weiterbildungsberuf. Noch bis Ende der 90er Jahre waren die Qualifikationen für die IT-Fachleute kaum strukturiert. „Vor allem in den Boomjahren um die Jahrtausendwende hatten Quereinsteiger auch ohne qualifizierte Berufsausbildung gute Chancen, einen solchen Job zu bekommen“, sagt Stephan Pfisterer, Bereichsleiter Weiterbildung des Branchenverbandes Bitkom.

Inzwischen sind die Weiterbildungen für IT-Spezialisten professioneller geworden. In den Lehrgängen zum Systemadministrator lernen sie, wie Computernetzwerke unter Betriebssystemen von Microsoft und Linux verwalten werden. Auch Softwareinstallationen, Fehleranalysen und die Sicherung von Daten gehören zu ihrem Handwerk. Um in die Kurse einzusteigen, werden Kenntnisse in komplexer Computertechnik nicht vorausgesetzt. Wie eine handelsübliche Festplatte aufgebaut ist, sollten zukünftige IT-Fachleute dagegen wissen.

Branchenweit anerkannte Ausbildungs- und Prüfungsnachweise für Systemadministratoren gibt es nicht. Dagegen verlangen immer mehr Firmen von den Bewerbern IT-Zeugnisse, die ihre Qualifikationen dokumentiert. „Standardisierte Zertifizierungsmodelle werden auch für unsere Branche immer wichtiger“, sagt Stephan Pfisterer. Doch noch existieren viele Abschlüsse nebeneinander. Welches Dokument das richtige ist, hängt von den Anforderungen des zukünftigen Arbeitgebers und dessen Firmennetzwerk ab.

Grundsätzlich unterscheiden die Personaler zwischen herstellerabhängigen und herstellerunabhängigen Zertifikaten. Der Softwaregigant Microsoft oder der Netzwerkausrüster Cisco zertifizieren Lehrgangsteilnehmern, dass sie zum Beispiel ein Betriebssystem und dessen Anwendungen beherrschen. Herstellerunabhängige Zeugnisse von IT-Fachstellen dokumentieren den Teilnehmern Kenntnisse über den Aufbau von Netzwerken. Ob die Anbieter etwas taugen, prüft die bundesweite Zertifizierungsstelle für IT und Bildung (Cert-IT).

Die Software-Fortbildungen des Anbieters BBQ aus Berlin-Steglitz sind von Cert-IT begutachtet. Die Kurse schließen mit Zertifikaten von Microsoft und Linux ab. Die Weiterbildungen dauern zwischen vier und sechs Monaten. Daneben bietet BBQ auch einen über 17 Monate dauernden Lehrgang zum IT-Systemadministrator an, der ein achtmonatiges Betriebspraktikum beinhaltet. Für die Seminare müssen die Teilnehmer jedoch tief in die Tasche greifen: Der längere Kurs kostet knapp 10 000 Euro, kann aber von der Arbeitsagentur per Bildungsgutschein gefördert werden.

„Viele Angebote der Bildungsträger richten sich an Arbeitssuchende“, sagt Danilo Kurpiela, stellvertretender Leiter der Zertifizierungsstelle Cert-IT. Michael Rehländer, Schulungsleiter und Dozent bei BBQ, hat seine Kurse nach einem klaren Profil ausgerichtet: „Unsere Seminare richten sich an Arbeitssuchende, die über geringe Kenntnisse im IT-Bereich verfügen.“ Daneben gibt es jedoch auch eine große Anzahl von betrieblichen Weiterbildungen für Mitarbeiter, deren Unternehmen sie zu Fachkräften qualifizieren wollen.

Auch der Berliner Bildungsanbieter ptm-Akademie – Gesellschaft für Informatik, Training und Kommunikationstechnik bietet IT-Lehrgänge an, mit denen man zum Beispiel als „Linux-Systemadministrator“ abschließen kann. Der Kurs dauert insgesamt drei Monate, kostet knapp 4000 Euro und wird ebenfalls von der Agentur für Arbeit unterstützt. „Für die mit Bildungsgutscheinen geförderten Weiterbildungsangebote sind in der Regel keine Vorkenntnisse erforderlich“, sagt Michael Krämer von der ptm-Akademie.

Wer erst einmal im Beruf ist, sollte permanent seine Kenntnisse auffrischen. „Doch grundsätzlich ändern sich die Anforderungen an Systemadministratoren nicht so schnell, wie man vermutet“, sagt Krämer. „Die Systeme sind in den Unternehmen meist lange im Einsatz, die Anwendungen bleiben auch bei einer Umstellung oft die gleichen.“

Maximilian von Demandowski

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