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Wirtschaft: Keine Zweifel an einem Dow über 10 000

NEW YORK .Auch in seinem dritten Anlauf schaffte es der Dow-Jones-Index an der New Yorker Börse nicht - die Marke von 10 000 Punkten dauerhaft zu überschreiten.

NEW YORK .Auch in seinem dritten Anlauf schaffte es der Dow-Jones-Index an der New Yorker Börse nicht - die Marke von 10 000 Punkten dauerhaft zu überschreiten.Das wichtigste Börsenbarometer hatte die Sitzung am Freitag mit einem Sprung über eben diese Hürde eröffnet, seinen Höchststand zur Sitzungmitte mit 10 085,31 Zählern erreicht, und viele Analysten liebäugelten lange mit einer Schlußnotiz über 10 000, doch gegen Ende der Sitzung ging es mit den Notierungen wieder bergab.Das Geschäft verlief bei großen Umsätzen ausgesprochen nervös und in der zweiten Sitzungshälfte belasteten Gewinnwarnungen von IBM das Börsenbarometer nachhaltig.

Der Index der 30 führenden US-Industriewerte schloß schließlich mit 9903,55 Punkten um 0,94 Prozent oder 94,07 Zähler unter seiner Vortagesnotiz.Begründet wurde dies aber auch mit Gewinnmitnahmen und Umschichtungen und die meisten Händler zeigten sich davon überzeugt, daß der Dow in der kommenden Woche die 100 000-Punkte-Marke endgültig nehmen wird.

Ermöglicht wird das "Kratzen an der 10 000-Punkte-Schwelle" durch anhaltend gute Konjunktur-und Unternehmensnachrichten: Nach wie vor wächst die Wirtschaft ohne Inflation - die Verbraucherpreise sind im Februar nur um 0,1 Prozent gestiegen - und viele Unternehmen wie FedEx, der private Postzustelldienst, legen Gewinne vor, die über den Erwartungen liegen.

Und trotz des verfehlten Sprung bleibt die Entwicklung des Dow-Jones-Index beeindruckend.1972 war der Index bei 1000 Punkten angelangt.Im vergangenen Jahr war der Index rund 16 Prozent gestiegen, nachdem er 1997 um 22 Prozent, 1996 um 26 Prozent und 1995 sogar 33 Prozent zugelegt hatte.Vor knapp einem Jahr hatte die Ankündigung des Zusammenschlusses von Citicorp und Travelers Group zum weltgrößten Finanzkonzern den Dow über die 9000-Marke gehievt.

Noch vor kurzem warnte US-Zentralbankchef Alan Greenspan allerdings vor überbewerteten Aktien.Die Anleger hörten nicht auf ihn.Seit Jahresanfang hat der Kursmesser etwa neun Prozent zugelegt.

Doch die künftige Ertragsentwicklung bei den Unternehmen bleibt der wichtigste Einflußfaktor an der Wall Street.Ohne kräftige Ertragssteigerungen ließen sich die hohen Aktienbewertungen nicht rechtfertigen, sagen Analysten.Und daß beim Marktführer IBM nicht alles in Butter ist, schockte die Anleger.Der Titel stürzte ab, nachdem der Analyst Thomas Kraemer von der Wall-Street-Bank Morgan Stanley Dean Witter seine Beurteilung für den "blue chip" aller blue chips zurücknahm.Der Grund: IBMs Umsatz im Großcomputersegment werde im ersten Quartal die Erwartungen nicht erfüllen und Preissenkungen der Rivalen Hitachi Ltd und Amdahl Corp, eine US-Tochter der japanischen Fujitsu Ltd, zwängen auch IBM zu Preisnachlässen.Auch der Analyst George Elling von Lehman Brothers Inc warnte vor Problemen im Hardwaregeschäft.Cambridge Technology reagierte auf die Mitteilung, daß der Gewinn im ersten Quartal halb so hoch sein werde wie erwartet.Die Restrukturierung zahle sich viel langsamer aus als zuerst angenommen, hieß es in einer Firmenmitteilung.

"Im Technologiesektor gibt es offensichlich Ertragssorgen", sagte Alan Shoaf von NatCity Investment in Indianapolis."Microsoft und Intel geht es noch verhältnismäßig gut, aber kleinere Wettbewerber müssen kämpfen".Berichte über rückläufige Umsätze bei Compaq und Dell haben nun Anlegersorgen über die Ertragsaussichten auch bei allen anderen PC-Herstellern aufkommen lassen.

Druck auf die Notierungen am Aktienmarkt ging zusätzlich von steigenden Langfristzinsen am Anleihenmarkt aus.Gerüchte, der Telekommunikationskonzern AT & T werde aufgrund der hohen Nachfrage eine Aufstockung der ohnehin größten Bond-Emission von bisher sechs Mrd.Dollar vornehmen, setzten Staatsanleihen unter Druck.Im 30jährigen Bereich bröckelten die Kurse um fast einen vollen Punkt ab, die Renditen stiegen im Gegenzug um sieben Basispunkte auf 5,55 Prozent."Alle wollen einsteigen, das Angebot wird nicht ausreichen, um die Nachfrage zu füllen", sagte Closson Vaughan, Komanager bei Columbia Partners in Washington.

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