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Wirtschaft: Kirch auf dem Weg zum Monopol

MÜNCHEN (tmh).Das jahrelange Ringen um die Vorherrschaft im deutschen Bezahlfernsehen (Pay-TV) steuert auf eine überraschende Entscheidung zu: Offenbar zermürbt vom zähen Tauziehen, plant die Bertelsmann AG, Gütersloh, den Ausstieg aus dem Hamburger Bezahlsender Premiere, der bislang gemeinsam mit der Kirch-Gruppe betrieben wird.

MÜNCHEN (tmh).Das jahrelange Ringen um die Vorherrschaft im deutschen Bezahlfernsehen (Pay-TV) steuert auf eine überraschende Entscheidung zu: Offenbar zermürbt vom zähen Tauziehen, plant die Bertelsmann AG, Gütersloh, den Ausstieg aus dem Hamburger Bezahlsender Premiere, der bislang gemeinsam mit der Kirch-Gruppe betrieben wird.Die Bertelsmann-Tochter CLT-Ufa verhandle mit Kirch derzeit über einen Verkauf der Premiere-Anteile, bestätigte ein CLT-Ufa-Sprecher auf Anfrage in Luxemburg.Eine endgültige Entscheidung stehe aber noch aus.

Bertelsmann will sich auf das Medium Internet konzentrieren.Es sei möglich, daß CLT-Ufa ihre Premiere-Anteile komplett verkaufe.Eine Kollegin der Kirch-Gruppe sprach von "sehr konstruktiven" Verhandlungen.Zu Details wollen sich beide Konzerne nicht äußern.Auch das Berliner Kartellamt will den hypothetischen Fall einer völligen Premiere- Übernahme durch Kirch nicht kommentieren.Erst im Herbst hatten die Kartellhüter jedoch eine paritätische Aufteilung von Premiere zwischen Kirch und Bertelsmann untersagt.Die Berliner machten geltend, daß die beiden Medienhäuser damit nicht nur das Bezahlfernsehen, sondern über ihre Sender RTL, Sat1 und Pro7 auch Free-TV in Deutschland dominieren würden und so eine nicht zulässige Machtzusammenballung entstehe.Für Premiere hatte dieses Veto eine schwebende Eignerstruktur zur Folge.Zwar hatten Kirch und Bertelsmann dem früheren Premiere-Partner Canal Plus aus Frankreich dessen 37,5 Prozent Anteile für rund eine Mrd.DM abgekauft.Die Übertragung dieser Anteile kann aber bislang nicht vollzogen werden.Kirch hält derzeit 25 Prozent an Premiere, CLT-Ufa 37,5 Prozent.Allerdings hatte das Kartellamt auch eine Monopolisierung beim Pay-TV verhindern wollen.Die wäre bei einer Übernahme von Premiere durch Kirch mehr denn je gegeben.Der einzige andere deutsche Pay-TV-Sender ist DF1 - eine 100prozentige Kirch-Tochter.Falls Kirch bei Premiere mit seinen 1,7 Millionen Abonnenten zum Zug kommt, erwarten Branchenkenner eine Zusammenlegung mit DF1 und deren rund 300 000 Kunden.Wettbewerb gäbe es dann im deutschen Bezahlfernsehen nicht mehr.

Der Wert der CLT-Ufa-Anteile an Premiere wird auf rund 1,4 Mrd.DM geschätzt.Beim Aufbau des Pay-TV-Geschäfts hat Kirch bereits Milliardenverluste hinnehmen müssen.Ein Verkauf der Premiere-Anteile an einen Dritten ist nicht ausgeschlossen: Medienberichten zufolge ist eine Rückkehr von Canal Plus zu Premiere möglich.

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