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„Kontaktverbot aufgehoben“: Familienunternehmer-Verband gibt Brandmauer zur AfD auf
In der deutschen Wirtschaft kommt es zu einem Umdenken im Umgang mit der AfD. Zugleich wird betont, dass die Programmatik der AfD den deutschen Unternehmen schaden würde.
Stand:
Wirtschaftsverbände in Deutschland überdenken teilweise ihren Umgang mit der AfD. So gibt der Verband Die Familienunternehmer seine bisherige Brandmauer-Strategie auf, wie das „Handelsblatt“ am Montag berichtete. „Im Kern geht es um die Interpretation, was die Brandmauer zur AfD überhaupt ist bzw. was sie bezwecken soll“, sagte Verbandspräsidentin Marie-Christine Ostermann der Zeitung.
„Für uns war die Brandmauer eine totale Isolation der AfD“, die so weit ging, „dass wir AfD-Bundestagsabgeordnete prinzipiell nicht einluden“, fügte Ostermann hinzu. „Diese Art Kontaktverbot haben wir mit dem letzten Parlamentarischen Abend auf Bundesebene aufgehoben – in unseren Landesbereichen hat es diese Art der Brandmauer noch nie gegeben.“
Die Deutsche Bank hat daraufhin am Montag laut „Handelsblatt“-Informationen einen bestehenden Mietvertrag des Verbands für einen Parlamentarischen Abend im kommenden Jahr storniert. Weder die Deutsche Bank noch der Verband wollten sich dazu äußern.
„Wertebasis passt in weiten Teilen nicht zu der von Familienunternehmen“
Ostermann betonte, der Verband wolle die AfD „auf keinen Fall als Koalitionspartner in einer Regierung sehen“. Die Stiftung Familienunternehmen sehe keine Veranlassung, ihre Position zu extremen Parteien zu ändern, berichtete das „Handelsblatt“ weiter. Vertreter der AfD oder der Linken würden nicht zu Veranstaltungen eingeladen, „weil deren Wertebasis in weiten Teilen nicht zu der von Familienunternehmen passt“, sagte Stiftungsvorstand Rainer Kirchdörfer.
Die Programmatik der AfD gefährde das Familienunternehmertum in Deutschland, etwa weil sie offenen Märkten, Freihandel, Fachkräftezuwanderung, der Einbindung in das sicherheitspolitische System der Nato und dem Deutschlandbild im Ausland schade. Die AfD gebe sich zwar als „Schutzmacht des deutschen Mittelstands“, tatsächlich aber sei ihre Politik „gegen die Interessen der Familienunternehmen und ihrer Beschäftigten gerichtet“, sagte auch Verbandschefin Ostermann.
„Dies entbindet die Parteien der Mitte selbstverständlich nicht davon, endlich die großen Probleme in Deutschland entschiedener anzugehen“, fügte Kirchdörfer hinzu. Der Bundeskanzler „hatte versprochen, die AfD zu halbieren, das hat nicht geklappt“, sagte ein Unternehmer aus Ostwestfalen.
Der Bundesverband Mittelständische Wirtschaft (BVMW) verwies gegenüber dem „Handelsblatt“ auf die hohen Umfrage- und Wahlergebnisse für die AfD. Diese „sprechen derzeit nicht dafür, dass die Strategie der Brandmauer erfolgreich funktioniert hat“, sagte Bundesgeschäftsführer Christoph Ahlhaus.
Er berichtet von einer „lebhaften“ Debatte in der mittelständischen Wirtschaft über die AfD. Sein Verband werde sich dazu „nicht wegducken und in seinen Gremien zeitnah eine Position erarbeiten“. Auf regionaler Ebene hätten in der Vergangenheit AfD-Vertreter „vereinzelt an Veranstaltungen des BVMW teilgenommen“, sagte er weiter. (AFP)
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