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Wirtschaft: Krank statt schlank

Viele hoffen auf ein Wunder – stattdessen Herzrasen und Schlaflosigkeit

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„Sofort schlank ohne Qual.“, „Sie verbrennen Ihr Fett, während Sie schlafen, essen, arbeiten, faulenzen!“ – die Werbung für Schlankheitsmittel im Internet klingt verlockend. Kühl kalkulierend zielen viele Anbieter auf die empfindliche Seite derer, die erfolglos gegen ihre Pfunde kämpfen. Der Markt ist riesengroß, jeder kann die Mittel problemlos mit ein paar Klicks im Netz bestellen. Vor allem Fatburner (Fettverbrenner) mit dem Wirkstoff Ephedrin sind gefragt: Sie versprechen, das überschüssige Körperfett zum Schmelzen zu bringen – und das sogar im Schlaf.

Doch was steckt drin in den bunten Kapseln, die so eine Wunderwirkung haben sollen? Die Stiftung Warentest hat 16 Schlankheitsmittel über deutsch- und englischsprachige Internetseiten bestellt, die exemplarisch für diese Gruppe untersucht wurden. Ihre Analyse im Labor förderte Erschreckendes zutage, sagt Tester Carl-Friedrich Theill. „13 von 16 Schlankheitsmitteln, die wir weltweit bezogen haben, stellen wegen ihrer Inhaltsstoffe eine hohe oder sehr hohe Gefahr dar.“ Herzrasen, Schlaflosigkeit, Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck und Abhängigkeit sind Nebenwirkungen, die nach der Einnahme der Schlankheitsmittel auftreten können. Zur Gewichtsabnahme tauge keines der 16 Produkte, sagt Tester Theill.

Dafür lauert in vielen Mitteln ein unbekannter, böser Cocktail. Und nicht immer sind seine Inhaltsstoffe angegeben. Viele Produkte werden als natürliche Nahrungsergänzungsmittel mit Pflanzengemischen angeboten, zum Beispiel mit Lotusblume oder Kokos. „Es handelt sich aber tatsächlich um Arzneimittel, die der ärztlichen Kontrolle bedürfen“, sagt Theill.

Häufig fanden die Tester Ephedrin, das wegen seiner aufputschenden, suchterregenden Eigenschaften hierzulande verschreibungspflichtig ist. Besonders hoch war die Dosierung in Kapseln, die unter dem Namen ThermoGenesis vertrieben werden: Pro Kapsel waren etwa 20 Milligramm Ephedrin und 340 Milligramm Koffein enthalten – das entspricht etwa zehn Tassen Kaffee. „Solche Mittel sind somit gefährliche Aufputschmittel, die verboten werden müssten“, sagt Theill.

In weiteren Produkten fand sich das früher als Potenzmittel eingesetzte rezeptpflichtige Yohimbin. Seine durchblutungsfördernde, in hoher Dosierung unter Umständen sogar den Blutdruck steigernde Wirkung wird nun in Schlankheitspillen genutzt.

Noch häufiger als Yohimbin kommt ein Appetitzügler zum Einsatz, und das oft sogar heimlich: Sibutramin. Die Tester entdeckten ihn in allen vier Produkten von Lida, angegeben war er nicht. In Italien wurde der Stoff vor fünf Jahren wegen zweier Todesfälle vom Markt genommen. In Deutschland wird Sibutramin im Medikament Reductil eingesetzt. Aber nur in genau definierten Dosierungen und unter ärztlicher Kontrolle. Auch neuere Wirkstoffe, wie Guggulsteron oder Hoodia steckten in den Produkten. Niemand weiß, was man sich damit einhandelt, da die Substanzen noch nicht sehr gut untersucht worden sind. Das Fazit der Tester: Schlankheitsmittel führen nicht zum erhofften Ziel – im Gegenteil, sie stellen sogar eine Gefahr für die Gesundheit dar.

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