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Wolfsburger Autobauer in der Krise: IG Metall ruft einstimmig zu Warnstreiks bei VW ab Dezember auf
Zur dritten Tarifrunde bei VW machen die Mitarbeitenden ihrem Unmut Luft. Tausende protestierten vor dem Verhandlungssaal gegen die Sparpläne. Gewerkschaften rufen zu Streiks auf.
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Im Streit um milliardenschwere Einsparungen bei Volkswagen rücken Warnstreiks näher. Die Tarifkommission der IG Metall habe sich nach der dritten Tarifverhandlung in Wolfsburg einstimmig für Warnstreiks ab Anfang Dezember ausgesprochen, teilte die Gewerkschaft am Freitag mit. „Infolgedessen wird ein Arbeitskampf folgen, der das Unternehmen massiv unter Druck setzen wird“, hieß es.
Mit lautstarkem Protest der Mitarbeitenden hatte zuvor bei Volkswagen die dritte Tarifrunde begonnen. Mehr als 6.000 Teilnehmer aus allen zehn deutschen VW-Werken kamen laut IG Metall zu der Protest-Kundgebung direkt vor dem Eingang zum Verhandlungssaal in der Volkswagen Arena. „Zukunft statt Kahlschlag“, wurde auf Transparenten gefordert, und „Alle Werke müssen bleiben“. Sprechchöre skandierten mit Blick auf mögliche Warnstreiks: „Wir sind bereit.“
„Das ist nur ein Vorgeschmack auf das, was ab Dezember passiert, wenn das Unternehmen unsere konkreten Lösungsvorschläge nicht ernst nimmt“, sagte Betriebsratschefin Daniela Cavallo mit Blick auf das Ende der Friedenspflicht bei Volkswagen Ende November. Danach sind auch Warnstreiks möglich. An der Kundgebung hätten die aus ganz Niedersachsen, Hessen und Sachsen angereisten Mitarbeiter dagegen in ihrer Freizeit teilgenommen.

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„Heute ist die allerletzte Chance für Volkswagen, noch vor Auslauf der Friedenspflicht zu einer guten Lösung zu kommen, die ohne Werksschließungen und Massenentlassungen auskommt“, warnte IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger. Ansonsten drohe ab 1. Dezember eine Eskalation. „Wenn es heute zu keiner Lösung kommt, dann gibt es keine weitere Chance mehr im November. Dann werden wir den Arbeitskampf vorbereiten.“
Arbeitnehmer mit eigenem Zukunftsplan
IG Metall und Betriebsrat hatten am Mittwoch einen eigenen Plan für die Zukunft von VW vorgestellt. Sie bieten an, die nächste Tariferhöhung befristet in einen Zukunftsfonds einzubringen und vorerst nicht auszuzahlen. Voraussetzung wäre aber, dass man in der laufenden Tarifrunde um den VW-Haustarif den jüngsten Pilotabschluss für die Metall- und Elektroindustrie übernimmt, der eine Erhöhung um 5,1 Prozent in zwei Stufen vorsieht.
Volkswagen lehnt bisher jede Erhöhung ab und fordert stattdessen zehn Prozent Lohnkürzung. Auf das Angebot der IG Metall reagierte das Unternehmen am Mittwoch zurückhaltend. Die konkreten Vorschläge müsse man nun finanziell bewerten. Bei der Tarifrunde wolle man dazu „in einen detaillierteren Austausch gehen“. Das Unternehmen halte aber an seinen finanziellen Zielen fest. Daher ließen sich Werkschließungen weiter nicht ausschließen.
SPD will massiven Jobabbau bei VW verhindern
Die SPD ruft derweil dazu auf, bei VW einen massiven Arbeitsplatzabbau zu verhindern. Katja Mast, Erste Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion, sagte: „Es ist ein großer Wert an sich, dass in Deutschland Beschäftigte und Arbeitgeber gemeinsam um Lösungen ringen.“ Diese Form der Mitbestimmung sei weltweit einzigartig. „Wir erleben derzeit bei VW, dass dies für beide Seiten ein Weg sein kann, um im konstruktiven Gespräch zu bleiben, um so einen massiven Arbeitsplatzabbau zu verhindern. Die derzeit stattfindende Transformation kann nur gelingen, wenn genau dieser Interessenausgleich funktioniert.“
Managementfehler dürften nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden, forderte Mast. „Wir als SPD werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen“, sagte sie. „Ganz konkret, indem wir uns immer hinter die Mitbestimmung stellen und sie stärken, beispielsweise durch Initiativen für mehr Tarifbindung.“ (Trf, Reuters, dpa)
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