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Wirtschaft: Luftfahrt: Fairchild Dornier stellt Insolvenzantrag

Der Flugzeugbauer Fairchild Dornier ist zahlungsunfähig. Das Unternehmen mit Sitz im bayerischen Oberpfaffenhofen stellte am Dienstag Insolvenzantrag, weil es über keine liquiden Mittel ( siehe Lexikon ) mehr verfügt.

Der Flugzeugbauer Fairchild Dornier ist zahlungsunfähig. Das Unternehmen mit Sitz im bayerischen Oberpfaffenhofen stellte am Dienstag Insolvenzantrag, weil es über keine liquiden Mittel ( siehe Lexikon ) mehr verfügt. "Das Unternehmen wird uneingeschränkt fortgeführt", sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Eberhard Braun. Er werde Suche nach einem strategischen Partner intensivieren. Er hofft, in den kommenden drei Monaten eine Lösung zu finden. Nach Angaben des bayerischen Finanzministeriums und des Bundeswirtschaftsministeriums haben die Banken angekündigt, die Liquidität für die kommenden Monate sicherzustellen.

Bundeswirtschaftsminister Werner Müller (parteilos) deutete die Bereitschaft des Bundes zur Hilfe für den Not leidenden Flugzeugbauer an. Der Bund würde sich Hilfsüberlegungen für das Unternehmen nicht "völlig verschließen", sagte er. Zunächst seien die Probleme des Flugzeugbauers aber eine Sache der bayerischen Regierung. Der Bund sei eingebunden in die Gespräche mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter.

Die Geschäftsführung begründete die finanzielle Schieflage mit der Luftfahrtkrise nach den Terroranschlägen in den USA. Die Fluggesellschaften hätten ihre Bestellungen verschoben. Zudem tobe in der Branche ein heftiger Preiskampf. Das deutsch-amerikanische Unternehmen war seit Monaten auf Partnersuche. Die Gespräche über eine Übernahme durch den US-Flugzeugriesen Boeing wurden laut Branchenkreisen aber abgebrochen.

Dornier-Geschäftsführungsmitglied Thomas Brandt betonte, die Insolvenz bedeute auch eine Neuausrichtung des Unternehmens. Mitarbeiter sowie Lieferanten und Kunden, wie etwa die Lufthansa, stünden hinter dem neuen Kurs. Unternehmenschef Lou Harrington zufolge bleibt Dornier weiter auf Partnersuche. Zudem werde mit potenziellen Geldgebern gesprochen, um eine Rekapitalisierung zu erreichen. Der Erhalt der Arbeitsplätze hänge stark davon ab, ob ein neuer Partner gefunden werde. Fairchild Dornier beschäftigt derzeit 3600 Mitarbeiter in Deutschland und 700 in den USA.

Als nächste Ziele nannte Brandt die Fortsetzung der "ertragserzielenden Geschäfte", die Gründung einer strategischen Partnerschaft, sowie das Halten der "Schlüsselmannschaft". Die Neubewertung der Finanzlage im Rahmen des Insolvenzverfahrens könnte die ausländischen Investoren wie Boeing oder den kanadischen Bombardier-Konzern zurück an den Verhandlungstisch bringen, sagte Brandt. Bombardier jedoch wies ein Kaufinteresse zurück. "Es gibt keine Gespräch", hieß es in Montreal.

Unternehmenssprecher Peter Kellner zufolge soll am Bau des 328-Jet mit 32 bis 34 Sitzen, dem Airbus-Zulieferbereich und der Flugzeugwartung festgehalten werden. Die weitere Entwicklung des größeren Modells 728-Jet mit 55 bis zu 110 Sitzplätzen sei jedoch unklar. Viele Fluggesellschaften hätten ihre zugesagten Bestellungen nach dem 11. September 2001 verschoben.

Vor zwei Jahren hatte Allianz Capital Partners (ACP) gemeinsam mit der US-Investmentfirma Clayton, Dubilier and Rice Fairchild Dornier übernommen. Die Mehrheit liegt bei den Amerikanern, ACP hält als reiner Finanzinvestor etwa 25 Prozent. Die beiden Unternehmen investierten gemeinsam 400 Millionen Dollar in Fairchild Dornier. Für einen Teil der Bankkredite von 740 Millionen Dollar, die im Zuge der Übernahme versprochen wurden, bürgten Bund (270 Millionen Dollar) und Freistaat (80 Millionen Dollar).

Vor einem Monat hatten sich die Eigner zusammen mit den Kreditgebern darauf verständigt, dass Fairchild Dornier nur weiter finanziert werde, wenn kurzfristig ein starker Partner gefunden werde. "Vier Wochen waren am Ende zu kurz", sagte Brandt. Die gesetzliche Frist für die Einleitung des Insolvenzverfahrens lief am Dienstag ab.

HB

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