Tui-Chef Michael Frenzel: Macher mit Herzblut
Die kritischen Stimmen, die seinen Rücktritt forderten, sind verstummt. Die Fusion mit der Ertragsperle First Choice zahlt sich für Tui-Chef Michael Frenzel als Volltreffer aus und verschafft der Aktie einen satten Kurssprung.
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Hannover - Monatelang hatte der Kapitalmarkt Tui-Chef Michael Frenzel auf dem Kieker: Seine Strategie sei grundfalsch, er vernichte Werte und am besten solle er seinen Hut nehmen, wetterten Finanzinvestoren. Doch Frenzel ließ das alles an sich abprallen - äußerlich ungerührt. Nun preschte er mit dem First-Choice-Deal vor. Und ein Rücktritt des 60 Jahre alten Unternehmenslenkers ist plötzlich kein Thema mehr. Die Branche ist des Lobes voll - obwohl der Konzern tiefrote Zahlen vorlegte.
Frenzel gilt als Macher, der mit Berechnung und Konzentration, aber auch mit Herzblut und aus Überzeugung handelt. Er sei kein Getriebener des Kapitalmarktes, hatte er in den vergangenen schwierigen Wochen immer wieder signalisiert. Und er denke gar nicht ans vorzeitige Aufhören. Auch jetzt will er die Darstellung nicht gelten lassen, er habe sich nach der Übernahme von MyTravel durch Thomas Cook in die Defensive drängen lassen.
Lebenswerk: Integrierter Touristik-Konzern
Schon im Dezember 2006 habe er als Devise ausgegeben, dass die Chancen in der Spezialtouristik und bei Bausteinreisen besser genutzt werden müssten, begründet er sein Interesse für die britische Ertragsperle unter den Reiseanbietern. Mit dem jüngsten Deal stützt Frenzel auch sein Lebenswerk: Den integrierten Touristik-Konzern.
Frenzel hatte seine berufliche Karriere Anfang der 80-er Jahre bei der Westdeutschen Landesbank in Düsseldorf begonnen und stieg 1986 unter deren Chef Friedel Neuber zum Direktor auf. 1988 wechselte der promovierte Jurist in den Vorstand der ehemaligen Preussag AG, 1994 wurde Frenzel Vorstandschef.
Drei Jahre später begann in Hannover das Projekt, das in dieser Form in der deutschen Wirtschaftsgeschichte einmalig ist: Aus dem großindustriellen Gemischtwarenladen Preussag mit Kohle, Stahl und Transport baute Frenzel einen Tourismuskonzern. Die Tui AG entstand - der Konzern mit dem Lächel-Logo. Konsequent wollte Frenzel damit rund um die Pauschalreise Geld verdienen - an Buchung, Flug, Transfer, Hotel und Tagesausflug.
"Tränen unter Investoren"
Allerdings erwies sich das Reisegeschäft als extrem empfindlich. Angesichts großer Schwankungen nach den Terroranschlägen 2001, Naturkatastrophen, Seuchen und Arbeitslosigkeit gab Frenzel später eine "Zwei-Säulen-Strategie" aus. Die Schifffahrt wurde ausgebaut, zuletzt 2005 mit dem zwei Milliarden Euro schweren Zukauf der britisch-kanadischen Reederei CP Ships.
Zur Finanzierung wurden auch neue Aktien ausgegeben, der Kurs verwässerte, die Stimmung gegen Frenzel schlug um. Tui stehe bei Aktionären für "Tränen unter Investoren", höhnten Anleger 2006 auf der Hauptversammlung. Zwischendurch sahen Beobachter die Gefahr, dass Frenzels Vertrag, der 2008 ausläuft, nicht verlängert würde - diese Gefahr dürfte nun erstmal gebannt sein. (Von Eva Tasche, dpa)
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