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Wirtschaft: Mannesmann Arcor ist der lachende Dritte

MAILAND/BONN ( uso/HB/Tsp).Mit deutlichen Kurssprüngen reagierten am Montag die Telekommunikationswerte an der Mailänder Börse (Stand: 16.

MAILAND/BONN ( uso/HB/Tsp).Mit deutlichen Kurssprüngen reagierten am Montag die Telekommunikationswerte an der Mailänder Börse (Stand: 16.45 Uhr) auf die gelungene feindliche Übernahme der Telecom Italia durch den italienischen Elektronikkonzern Olivetti.Olivetti-Aktien stiegen um 2,55 Prozentpunkte auf 3,46 Euro, Telecom Italia-Aktien fielen um 2,65 Prozent auf 9,42 Euro.Olivetti hatte bis zum vergangenen Freitag Kaufangebote für rund 51 Prozent der Telecom-Italia-Anteile erhalten und hatte am Sonnabend mitgeteilt, daß diese Anteile auch erworben würden.Damit ist der Fusionsplan von Telecom Italia und Deutscher Telekom vorerst gescheitert.

Bei der Telekom in Bonn bemühte man sich unterdessen um Schadensbegrenzung: Das Zusammengehen mit dem italienischen Ex-Monopolisten sei nicht der einzige Bestandteil der internationalen Strategie der Deutschen Telekom gewesen, hieß es in Bonn.Zudem hatte Ron Sommer am Wochenende angekündigt, nun den Kontakt zu Olivetti zu suchen.Olivetti-Chef Roberto Colaninno sagte, er sei offen für Kooperationen, auch mit der Telekom.

Olivetti hat nun bei Telecom Italia volle Handlungsfreiheit.Die italienische Regierung kündigte am Wochenende an, das ihr über eine "goldene Aktie" zustehende Vetorecht gegen neue Großaktionäre nicht auszuüben.Die Gruppe Olivetti-Telecom Italia startet mit 135 000 Mitarbeitern und rund 24 Mrd.Euro Umsatz (davon über 22 Mrd.Euro von Telecom Italia).

Olivetti gibt die bisherigen Beteiligungen im Telekommunikationsbereich, Infostrada (Festnetz) und Omnitel (Mobilfunk) für 14,9 Mrd.DM an die Düsseldorfer Mannesmann AG ab, die zweitgrößter Telekommunikationsanbieter Italiens wird."Mannesmann ist der klare Gewinner der letzten Nacht, der lachende Dritte", sagte Holger Grawe, Analyst bei WestLB Panmure.Mannesmann-Vorstand Klaus Esser sagte in Mailand, wo er sich mit der Olivetti-Spitze getroffen hatte, das Unternehmen habe bereits Pläne für weitere Zukäufe in Europa.

Gewinner Colaninno traf sich am Montag mit dem großen Verlierer, TI-Chef Franco Bernabe.Es wird erwartet, daß Bernabe und der gesamte TI-Verwaltungsrat an diesem Dienstag ihren Rücktritt erklären.Bernabe erklärte in einem Brief an die Mitarbeiter, das Unternehmen sei großartig und habe großartige Möglichkeiten.Telecom Italia sei stärker und glaubwürdiger aus den Ereignissen der vergangenen Wochen hervorgegangen."Jetzt müssen die Aktionäre über die künftige Struktur des Unternehmens entscheiden." Spätestens auf der für den 28.Juni angesetzten Hauptversammlung soll ein neuer Verwaltungsrat gewählt werden.Colaninno will Vorstandschef werden.

Der weitere Zeitplan sieht vor, daß Olivetti die TI-Aktien am heutigen Dienstag formell annimmt.Am 28.Mai soll die Übertragung stattfinden.Bis spätestens 30.Juni muß Olivetti die Aktien bezahlen.Das Geld bringt Olivetti vor allem über Kredite eines internationalen Bankenkonsortiums auf.

Die Deutsche Telekom steht dagegen vorerst ohne großen internationalen Partner da.Der bisherige Partner France Telecom hatte sich verärgert über die Fusionpläne der Deutschen Telekom mit den Italienern geäußert und will seinen Partner auf mehrere Milliarden Mark Schadenersatz verklagen.

Olivetti will will nach der Übernahme der Telecom Italia der ehemaligen staatlichen Telefongesellschaft eine schlankere Struktur verpassen.Die Preise der Telecom Italia sollen deutlich sinken, im Unternehmen selbst sollen in den kommenden Jahren rund 13 000 Arbeitsplätze abgebaut und weitere Unternehmensbereiche verkauft werden.Olivetti will in den kommenden Jahren rund 11,4 Mrd.Euro in die Telecom Italia investieren.

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