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Wirtschaft: Mannesmann-Joker Mihatsch geht weg

STUTTGART .Seine Visitenkarten kann er am 1.

STUTTGART .Seine Visitenkarten kann er am 1.Juni wegwerfen.Auf den neuen Business Cards steht nicht mehr: Dr.Ing.e.h.Peter Mihatsch, Mitglied des Vorstandes der Mannesmann AG, sondern schlicht und einfach: Dr.Ing.e.h.Peter Mihatsch.Aus dem Topmanager, der Telekommunikationsgeschichte geschrieben hat, wird ein Berater.

"Ich kann jetzt das tun, was mir wirklich Spaß macht: mich noch intensiver um Strategie und Technik in der Telekommunikation kümmern." Einen Klienten hat der Consultant Mihatsch (57) schon: Mannesmann.Höchstens zwei Kunden will er zusätzlich aquirieren und vielversprechenden Existenzgründern helfen.

Kein Abschiedschmerz? Keine Enttäuschzung? Keine Wut? Mit einem "sehr guten Gefühl" und "mit zwei lachenden Augen" startet der Nachrichteningenieur in den neuen Abschnitt seiner Karriere.

Ernsthafte Ambitionen auf den Chefsessel im Mannesmann-Vorstand habe er nicht gehabt, beteuert Mihatsch, der auf eigenen Wunsch Ende Mai ausscheidet."Bei Mannesmann spielen die Sparten Stahl und Maschinenbau eine große Rolle.Dies ist aber nicht meine Welt.Daß ich aber mit 58 Jahren noch einmal anfange, mich einzuarbeiten in die Welt von Stahl und Anlagenbau, ist nicht meine Sache."

Von Krach mit dem oder Ärger über den designierten Mannesmann-Konzernchef Klaus Esser will Mihatsch nichts wissen: "Wir verstehen uns sehr gut." Aber für alle Tage will der Hobbyfotograf das Kapitel Managerkarriere denn doch nicht beenden."Ich will nicht ganz auschschließen, irgendwann noch einmal ein interessantes Angebot anzunehmen." Und er fügt hinzu: "etwas außergewöhnliches".

Mihatsch wird schon lange als Kandidat für Toppositionen gehandelt - auch als Nachfolger für den unter Druck geratenen Telekom-Chef Ron Sommer.Jetzt hat er aber keine Pläne, trotz "vieler attraktiver Angebote".Kein Wunder.Die Bilanz des kantigen Telekomstrategen, der große Auftritte in der Öffentlichkeit nicht besonders mag, kann sich sehen lassen: Mihatsch hat sich für Mannesmann als wahrer Joker erwiesen.Dank des gebürtigen Pragers ist der ehemalige Stahl-, Röhren- und Maschinenbaukonzern zum zweitwichtigsten Spieler im deutschen Telekommarkt aufgestiegen.

Vor elf Jahren sah es nicht danach aus: Der damalige SEL-Manager Mihatsch hat andere Pläne.Er will weg aus der Telekombranche.Deshalb wechselt er 1988 zu Mannesmann Kienzle in den Bereich Automobiltechnik.Der Ausstieg aus der Telekombranche wäre ihm fast gelungen, wenn, ja wenn er im Bewerbungsgespräch mit dem damaligen Vorstandschef Werner Dieter nicht eine Sache erwähnt hätte: die geplante Ausschreibung für das Mobilfunknetz D2.Mihatsch damals: "Das wäre etwas für Mannesmann."

Dieter greift die Idee auf und befördert Mihatsch prompt zum Chef der Planungsgruppe D2.Dieser arbeitet im Schwarzwaldstädtchen Villingen-Schwenningen mit einer kleinen Mannschaft die Ausschreibungsunterlagen aus - mit Erfolg.Die graue Maus im Kreis der D2-Bewerber, Mannesmann, erhält die begehrte Lizenz.Der Planungschef wird Vorsitzender der Geschäftsführung der Mannesmann Mobilfunk.

Auf dem Weg zum Handy-Gipfel beginnt für den begeisterten Bergsteiger eine heiße Phase.Er muß zwei Dinge meistern: Als erstes privates Unternehmen in Deutschland ein Funknetz und gleichzeitig ein komplettes Unternehmen aufbauen.Da kommt Mihatsch der ihm eigene geradlinige Führungsstil zugute: "In der Aufbauphase müssen sie die Zügel straff halten, sonst kommen sie nicht zum Ziel."

Ordnung und Disziplin sind ohnehin zwei seiner Lieblingstugenden.Sein Schreibtisch ist immer fein säuberlich aufgeräumt und fast leer.Auch ansonsten herrschen in seinem Büro am Düsseldorfer Rheinufer klare Verhältnisse: Schwarz und Weiß sind die einzigen Farben.In der Aufbauphase verlangt er viel von sich und von seinen Mitarbeitern."Gnade dem Gott, der einen Fehler zweimal hintereinander macht." Regelrecht grantig wird der Chef auch bei Mitarbeitern, die ihn immer wieder mit Fragen belästigen.Für Mannesmann ist er der richtige Mann am richtigen Platz.Nach dem Start des D2-Netztes 1992 gelingt es dem Newcomer bald, den mächtigen Konkurrenten Telekom abzuhängen.1994 wechselt er in den Konzernvorstand.Er gewinnt für Mannesmann Arcor die Beteiligung am Netz der Deutschen Bahn und baut das Auslandsgeschäft auf.Heute steuert die Telekomsparte - einschließlich der Gelddruckmaschine D2 - den Löwenanteil zum Konzernergebnis bei.

Mannesmann darf weiter von Mihatschs Know how profitieren.Er bleibt Berater, Aufsichts- und Beirat in Beteiligungsunternehmen und soll nächstes Jahr in den Konzernaufsichtsrat vorrücken.

GEORG WEISHAUPT

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