
© dpa/Arne Dedert
Mehr Digitalisierung und Automatisierung: Lufthansa will 4000 Stellen abbauen – Verdi kündigt Widerstand an
Lufthansa will in den kommenden fünf Jahren 4000 Stellen abbauen. Prozesse sollen digitalisiert und gebündelt werden. Verdi will das nicht hinnehmen
Stand:
Der Lufthansa-Konzern will bis zum Jahr 2030 in der Verwaltung 4000 Stellen einsparen. Die Prozesse sollen digitalisiert, automatisiert und gebündelt werden, teilt das Unternehmen in München mit. Es konkretisierte damit unbestätigte Berichte aus der Vorwoche.
Die Nachrichtenagentur Reuters hatte bereits vergangene Woche erfahren, dass 20 Prozent der Jobs außerhalb des direkten Flugbetriebs abgebaut werden sollen.
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi kritisiert den geplanten Stellenabbau. „Einen Kahlschlag am Lufthansa Boden zulasten der Beschäftigten nehmen wir nicht hin“, erklärte Marvin Reschinsky von Verdi am Montag. „Dazu werden wir die anstehende Tarifrunde nutzen“, fügte der Verhandlungsführer der Gewerkschaft hinzu. Die Beschäftigten dürften nicht zu den Leidtragenden des Sparkurses bei dem Unternehmen werden.
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Laut Verdi sind bei Lufthansa rund 20.000 Mitarbeitende am Boden beschäftigt. Bei der zum Jahreswechsel startenden Tarifrunde für sie wolle die Gewerkschaft über eine Absicherung „sowie bei Bedarf über Personalabbauinstrumente sprechen, die betriebsbedingte Kündigungen verhindern“. Als Beispiel nannte Verdi die Wiedereinführung von Altersteilzeit.
Der MDax-Konzern setzte sich anlässlich einer Investorenkonferenz außerdem ein höheres mittelfristiges Finanzziel: Die bereinigte Umsatzrendite soll ab 2028 acht bis zehn Prozent betragen – bisher verfolgte das Unternehmen acht Prozent, schaffte die wegen hoher Kosten aber selten.
Für das laufende Jahr hat sich das Management optimistisch gezeigt. Der operative Gewinn vor Sonderposten (bereinigtes Ebit) soll den Vorjahreswert von 1,6 Milliarden Euro wie geplant deutlich übertreffen.
Zentrale Steuerung
Für lukrativere Geschäfte sollen die verschiedenen Fluggesellschaften des Konzerns enger zusammengefasst und zentral gesteuert werden. Neben der kriselnden Kernmarke Lufthansa betreibt das Unternehmen die Airlines Swiss, Austrian, Brussels Airlines und ist Minderheiteneigner der italienischen Ita. Die Direktfluggesellschaft Eurowings werde ebenso gestärkt wie die Logistik und das Wartungsgeschäft, das sich im Wachstumsfeld Verteidigung etablieren soll.
Ziel aller Maßnahmen sei es, das Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen und nachhaltig attraktive Renditen für die Aktionäre zu erzielen. Die Aktionäre könnten weiterhin mit einer Dividende in Höhe von 20 bis 40 Prozent des Konzerngewinns rechnen.
Die Gewerkschaft kritiserte indes die deutsche und europäische Luftverkehrspolitik: „Immer höhere europäische und nationale Umweltstandards sowie eine steigende Steuer- und Abgabenlast, die ausschließlich zulasten deutscher und europäischer Airlines gehen, greifen den Kern des Lufthansa-Geschäftsmodells und damit die Existenzgrundlage der Airline an.“ Die deutsche und europäische Luftverkehrspolitik „vernichtet lokale Arbeitsplätze“, erklärte Reschinsky. Er forderte die Bundesregierung zum Umsteuern auf.
Kommt der nächste Piloten-Streik?
Ab Dienstag muss sich das Lufthansa-Management auch noch mit einem drohenden Streik der Piloten beschäftigen. Dann endet die Urabstimmung der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC). Sie hat ihre Mitglieder bei der Lufthansa Kerngesellschaft und der Frachttochter Lufthansa Cargo aufgerufen, über einen Arbeitskampf zu entscheiden. Streitpunkt sind die Betriebsrenten. Lufthansa hatte die Forderungen als unbezahlbar abgelehnt. (dpa, Reuters)
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