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Wirtschaft: Milliardenloch bei der WestLB

Düsseldorf - Das Ausmaß der Verluste und des Kapitalbedarfs bei der WestLB ist wesentlich größer als zuletzt erwartet. In einer eilig einberufenen Eigentümersitzung in einem Kölner Bankhaus, die bis in die Nacht zu Montag andauern sollte, wurden Verlustzahlen von mehr als 1,5 Milliarden Euro für das Geschäftsjahr 2007 diskutiert.

Düsseldorf - Das Ausmaß der Verluste und des Kapitalbedarfs bei der WestLB ist wesentlich größer als zuletzt erwartet. In einer eilig einberufenen Eigentümersitzung in einem Kölner Bankhaus, die bis in die Nacht zu Montag andauern sollte, wurden Verlustzahlen von mehr als 1,5 Milliarden Euro für das Geschäftsjahr 2007 diskutiert. Wegen des unerwartet hohen Abschreibungsbedarfs nach der Immobilienkrise braucht die WestLB frisches Eigenkapital, worauf auch die Bankenaufsicht pocht. Im Kreise der Eigentümer wird zwar versichert, dass man die WestLB stützen wolle. Über den weiteren Kurs herrscht aber angesichts eines Kapitalbedarfs von rund zwei Milliarden Euro keine Einigkeit.

Noch am Freitag hatte Nordrhein- Westfalens Helmut Linssen (CDU) seine Fachleute rechnen lassen. Das Ergebnis ist alarmierend: Bisher war man von Verlusten von 600 Millionen Euro aus den Fehlspekulationen unter der Verantwortung des abgelösten Vorstandschefs Thomas Fischer und ungefähr der gleichen Summe für die inzwischen wertlosen Beteiligungen an US-Immobilien ausgegangen. Inzwischen ist ein wesentlich größerer Abschreibungsbedarf entstanden. Linssen selbst muss davon ausgehen, dass mindestens 800 Millionen Euro auf die Bilanz durchschlagen, also nicht mehr durch Gewinne im operativen Geschäft aufgefangen werden können. Am Bankenplatz Düsseldorf werden zum Teil allerdings noch wesentlich größere Summen für die Verluste genannt. Offizielle Zahlen stehen noch aus.

Die Eigentümer hatten sich schon in der vergangenen Woche darauf verständigt, die Bank trotz der neuen Hiobsbotschaften zu stützen, wie es die Bankenaufsicht verlangt. Damit ist klar, dass man mindestens zwei Milliarden an frischem Eigenkapital zuschießen muss. Streit gibt es unter den Anteilseignern, weil vor allem die Sparkassen – denen 51 Prozent der Bank gehören – Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) vorwerfen, eine Lösung im Sommer verhindert zu haben. „Damals hätten wir eine Einigung mit Stuttgart haben können, er hat das nicht zugelassen, jetzt sollen wir bluten“, argumentiert einer aus dem Kreise der Eigentümer mit Blick auf das inzwischen abgekühlte Interesse der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) an der Düsseldorfer WestLB. Jürgen Zurheide

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