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Mobilfunk: BenQ übernimmt Handysparte von Siemens

Der Siemens-Konzern trennt sich vollständig von seiner verlustreichen Handysparte. Sie wird von BenQ übernommen. Garantien für die mehr als 3000 Arbeitsplätze in Deutschland gibt der taiwanesische Konzern nur bis Mitte 2006.

München (07.06.2005, 10:18 Uhr) - «Mit dieser Partnerschaft haben wir eine nachhaltige Perspektive für unser Mobiltelefongeschäft gefunden», sagte Siemens-Chef Klaus Kleinfeld am Dienstag in München. In der Branche war spekuliert worden, dass Siemens über ein Gemeinschaftsunternehmen eine Zeit lang engagiert bleibt. Dies ist nun aber nicht der Fall. Die Trennung kostet Siemens 350 Millionen Euro vor Steuern. Die insgesamt 6000 Beschäftigten sollen zunächst übernommen werden.

Das Werk in Kamp-Lintfort soll erhalten bleiben. «Für uns war die Weiterführung des Standorts Kamp-Lintfort ein wichtiger Faktor bei der Entscheidung für einen Käufer», sagte Kleinfeld. Der Ergänzungstarifvertrag für das Werk gilt laut Siemens weiter. Im vergangenen Jahr hatten sich die Beschäftigten auf längere Arbeitszeiten bei gleichem Lohn eingelassen. Im Gegenzug wurden die Arbeitsplätze für zwei Jahre bis zum Sommer 2006 gesichert. Darüber hinaus gibt BenQ aber entgegen Medienspekulationen keinerlei Garantien für die mehr als 3000 Arbeitsplätze in Deutschland. Neben Kamp-Lintfort mit gut 2000 Beschäftigten ist vor allem München betroffen.

Siemens hatte zuletzt mit den Handys täglich mehr als eine Million Euro Verlust gemacht. Der Weltmarktanteil brach dramatisch auf nur noch 5,5 Prozent ein. BenQ, eine Ausgliederung des Acer-Konzerns, ist an der vor allem in Europa und Südamerika noch immer starken Marke Siemens interessiert. Hier sind die Asiaten bisher noch praktisch gar nicht aktiv. «Durch die Akquisition sind wir unserem Ziel, zu den größten Anbietern im Markt aufzuschließen, ein erhebliches Stück näher gekommen», sagte BenQ-Chef KY Lee laut Mitteilung. «Mit der Transaktion bekommen wir exzellente Mitarbeiter, etablierte Vertriebskanäle und eine hochkarätige Kundenbasis.»

Siemens kommt der Befreiungsschlag noch einmal teuer zu stehen. Im Rahmen des Verkaufs bekommt Siemens kein Geld, sondern muss der Abspaltung noch Mittel mit auf den Weg geben. Um das Vertrauen in BenQ zu dokumentieren, übernimmt Siemens zudem neue Aktien von BenQ für 50 Millionen Euro. Die beiden Unternehmen wollen außerdem enge Geschäftsbeziehungen pflegen. BenQ sei künftig der bevorzugte Lieferant für Endprodukte in der mobilen Kommunikation.

Siemens hatte ursprünglich das Handygeschäft gemeinsam mit den Schnurlos-Telefonen ausgegliedert. Bei einem Komplettverkauf wären 10.000 Beschäftigte betroffen gewesen. Das profitable Schnurlossegment mit seinem Werk Bocholt bleibt aber bei Siemens. (tso)

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