
© dpa/Sina Schuldt
IG Metall ruft im Tarifstreit zu Warnstreiks auf: VW-Belegschaft startet an neun von zehn Standorten mit dem Arbeitskampf
Die IG Metall droht mit einem der härtesten Konflikte, den Volkswagen je gesehen hat. Nun bekommt der Autokonzern einen Vorgeschmack. In der Produktion stehen Ausfälle bevor.
Stand:
Im Ringen um sichere und gut bezahlte Arbeitsplätze bei Volkswagen verstärken die Beschäftigten mit Warnstreiks in allen deutschen Werken den Druck auf das Management. „Dieser Warnstreik läuft, um unseren berechtigten Forderungen Nachdruck zu verleihen“, erklärte Betriebsratschefin Daniela Cavallo am Montag laut Redetext bei einer Kundgebung im Stammwerk Wolfsburg.
„Durch die Krise geht es bei VW immer nur mit der Belegschaft. Und nicht gegen sie.“ Vorständen von VW und anderen Unternehmen, die Werke schließen und Jobs abbauen wollten, gehe es darum, die Rechte der Arbeitnehmerseite zurückzudrängen. Auch deshalb sei es wichtig, „dass wir jetzt kämpfen und Zähne zeigen.“
Die IG Metall ruft für heute zu Warnstreiks an neun der zehn deutschen Volkswagen-Standorte auf. Beginnen soll der Ausstand um 9.30 Uhr in Zwickau, ab 10.00 Uhr folgen Wolfsburg und weitere Standorte, wie die Gewerkschaft mitteilte.
Betroffen sind neben Zwickau und Wolfsburg die Werke in Hannover, Emden, Kassel-Baunatal, Braunschweig, Salzgitter und Chemnitz sowie die „Gläserne Manufaktur“ in Dresden.
In allen betroffenen Fabriken werde die Produktion „temporär auf Eis liegen“, kündigte Niedersachsens IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger an. Beginnen soll der Ausstand an den meisten Standorten zeitgleich mit Wolfsburg um 10.00 Uhr, Dresden und Kassel-Baunatal folgen um 12.00 Uhr und 12.30 Uhr.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.
Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.
Der Warnstreik werde jeweils rund zwei Stunden dauern und danach in jeder Schicht wiederholt werden, sagte ein Sprecher. Dazwischen werde normal produziert.

© dpa/Sina Schuldt
Erst am Wochenende war bei Europas größtem Autobauer die Friedenspflicht ausgelaufen, in der Arbeitskämpfe nicht erlaubt waren. „Nun folgen Warnstreiks, die das Unternehmen nicht übersehen kann“, sagte Gröger. „Wenn nötig, wird das einer der härtesten Konflikte, den Volkswagen je gesehen hat.“
VW plant Lohnkürzung um zehn Prozent
In dem Konflikt geht es um die Bezahlung der rund 120.000 Beschäftigten in den Werken der Volkswagen AG, wo ein eigener Haustarif gilt. Hinzu kommen mehr als 10.000 Mitarbeiter bei VW Sachsen, für die 2021 eine Angleichung an den Haustarif vereinbart wurde.
VW lehnt bisher jede Erhöhung ab und fordert wegen der schwierigen Lage des Konzerns stattdessen zehn Prozent Lohnkürzung. Auch Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen stehen im Raum. Am 9. Dezember treffen sich beide Seiten zur nächsten Tarifrunde.
„Am Verhandlungstisch war Volkswagen nicht zu einer tragfähigen Lösung des Tarifkonflikts bereit“, sagte der für Berlin, Brandenburg und Sachsen zuständige IG-Metall-Bezirksleiter Dirk Schulze. „Daher müssen Warnstreiks den Druck auf das Management erhöhen.“
Massive Ausfälle in der Produktion
Nach Angaben aus Gewerkschaftskreisen dürfte der zweistündige Warnstreik zu einem Ausfall von mehr als tausend Fahrzeugen führen, die nicht gebaut werden könnten.
Volkswagen hat nach eigenen Angaben Vorkehrungen getroffen, um die Auswirkungen der befristeten Arbeitsniederlegungen gering zu halten. Das Unternehmen habe gezielt Maßnahmen ergriffen, die eine Notversorgung sicherstellten, hieß es.
Keine Warnstreiks gibt es heute in Osnabrück. Das um seine Zukunft bangende VW-Werk fällt als einziger deutscher VW-Standort nicht unter den Haustarif, um den derzeit gerungen wird. Dort war es bereits im Tarifkonflikt für die Metall- und Elektroindustrie zu Warnstreiks gekommen.
Flächendeckende Warnstreiks an allen großen Werken in Westdeutschland gab es zuletzt 2018. Nach Angaben der IG Metall beteiligten sich damals mehr als 50.000 Beschäftigte in Wolfsburg, Hannover, Emden, Kassel-Baunatal, Braunschweig und Salzgitter.
Für die Werke in Zwickau, Chemnitz und Dresden wurde erst 2021 eine stufenweise Angleichung an den Haustarif bis 2027 vereinbart. (dpa)
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: