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Ein Mann schaut am Flughafen Hamburg auf eine Anzeigentafel, auf der zahlreiche gestrichene Flüge angezeigt werden.

© dpa/Bodo Marks

Update

Knapp 300.000 Passagiere betroffen: Ganztägige Verdi-Warnstreiks an den Flughäfen haben begonnen

In Hannover sind in der Nacht die ersten Beschäftigten in den Ausstand getreten. Sieben Flughäfen werden heute von der Gewerkschaft bestreikt – und der Verdi-Chef droht mit einer Ausweitung.

| Update:

Die Gewerkschaft Verdi hat weite Teile des deutschen Luftverkehrs lahmgelegt. In der Nacht auf Freitag hat der geplante ganztägige Warnstreik am Flughafen Hannover begonnen. Der Flughafenbetrieb in Hannover, der als einziger der sieben bestreikten Flughäfen kein Nachtflugverbot hat, laufe sehr eingeschränkt, sagte ein Verdi-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur am späten Donnerstagabend.

Auch in Frankfurt, München, Stuttgart, Bremen, Hamburg und Dortmund soll möglichst kein Flugzeug mehr starten oder landen.

Nach Schätzungen des Flughafenverbandes ADV sind knapp 300.000 Passagiere von gut 2340 Flugausfällen betroffen. Der Verband sprach von einer „beispiellosen Eskalation“. Allein die Lufthansa musste rund 1300 Verbindungen streichen, nachdem sie die von einem Bagger verursachte IT-Panne vom Mittwoch überwunden hatte.

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Mit dem Ausstand nicht nur an den Flughäfen wollen die Beschäftigten ihren Forderungen im Tarifstreit des öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen Nachdruck verleihen. Neben dem öffentlichen Dienst gibt es zudem örtliche Verhandlungen für die Bodenverkehrsdienste sowie eine bundesweite Tarifrunde für die Luftsicherheit. Gemeinsame Kundgebungen sind geplant.

Verdi-Chef Frank Werneke drohte am Freitag mit einer massiven Ausweitung von Streiks. „Die nächsten Streiks haben eine andere Dimension“, sagte der Gewerkschaftsvorsitzende der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ (FAS) laut Vorabmeldung vom Freitag.

Von den Arbeitgebern forderte er die Vorlage eines aus Gewerkschaftssicht verhandlungsfähigen Angebots. Andernfalls seien die bisherigen Arbeitsniederlegungen wie etwa am Freitag an den Flughäfen oder in den vergangenen Tagen im öffentlichen Nahverkehr und in Kitas nur ein Vorgeschmack, fügte Werneke hinzu.

„Hinzu kommen zum Beispiel die Müllabfuhr oder die Krankenhäuser.“ Die „Aktionsbereitschaft“ der Gewerkschaftsmitglieder sei groß. Sollten die Arbeitgeber allerdings ein gutes Angebot vorlegen, stehe einer schnellen Einigung nichts im Wege. 

Verdi und der Beamtenbund DBB fordern im Tarifstreit des öffentlichen Dienstes 10,5 Prozent mehr Einkommen, mindestens aber 500 Euro mehr für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen. Die Laufzeit soll zwölf Monate betragen. Die Arbeitgeber haben die Forderungen zurückgewiesen. Die zweite Verhandlungsrunde ist für den 22. und 23. Februar in Potsdam geplant. Ein Angebot der Arbeitgeber liegt bislang nicht vor.

Scharfe Kritik an Verdi aus dem Mittelstand

Aus dem Mittelstand kommt scharfe Kritik am Vorgehen der Gewerkschaft. „Es ist nicht hinnehmbar, dass Verdi seine Tarifforderungen auf dem Rücken der gesamten deutschen Wirtschaft auslebt“, sagte der Chef des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft, Markus Jerger. Der geplante Streik werde nicht nur den Flugverkehr beeinträchtigen, sondern auch Tausende von Passagieren, Geschäftsleuten und Touristen im Stich lassen. Er warnte vor verheerenden Folgen. Die Bundesvorsitzende der CDU-Mittelstandsgesellschaft MIT, Gitta Connemann, sagte der „Bild“: „Eine Gewerkschaft darf nicht ein ganzes Land für ihre Interessen in Geiselhaft nehmen. Hier geht es um eine kritische Infrastruktur, nämlich den Fracht- und Flugverkehr in Deutschland und in den Rest der Welt. (...) Streikrecht ja - aber nicht um jeden Preis.“

Verdi-Vizechefin Christine Behle hatte erklärt, dass über Notdienste Hilfsflüge ins türkisch-syrische Erdbebengebiet vom Streik ausgenommen werden. Zudem könnten Hilfsgüter über den nicht bestreikten Flughafen Frankfurt-Hahn ausgeflogen werden.

Es fällt aber auch an den sieben bestreikten Flughäfen eine unbekannte Zahl von Passagierflügen in die Türkei aus, die zumindest theoretisch Hilfsgüter als Beiladung hätten transportieren können. Für Freitag geplante Frachtmaschinen der Turkish Airlines und der Lufthansa Cargo sollen nach Auskunft der Airlines starten dürfen.

Der Warnstreik läuft zum Beginn der Münchner Sicherheitskonferenz, die als eines der wichtigsten Treffen zur Sicherheitspolitik weltweit gilt. Von der Aussetzung des normalen Passagierbetriebs in München seien Flüge für die Sicherheitskonferenz ausgenommen, betonte der Flughafen. Die Konferenz arbeite daran, die Anreise der Teilnehmer gewährleisten zu können. Behle hatte die Anreise mit der Bahn oder über den Flughafen Nürnberg empfohlen.

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