„Mangel an neuen Aufträgen“: Deutsche Autoindustrie blickt düster in die Zukunft
Die Stimmung in der deutschen Autoindustrie verschlechtert sich zunehmend. Die Bundesrepublik müsse ein starkes Autoland bleiben, reagiert Arbeitsminister Heil auf die Sparpläne bei VW.
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Die deutsche Autoindustrie blickt nach Darstellung des Ifo-Instituts voller Sorge in die Zukunft. Ausgesprochen pessimistische Erwartungen haben das von dem Münchner Institut erhobene Geschäftsklima in der Branche im August um 6,2 Punkte auf minus 24,7 Punkte absacken lassen.
Es war nach einer vorübergehenden leichten Erholung nun bereits der vierte Rückgang in Folge. „Die Stimmung in der Autoindustrie ist im Sturzflug“, sagt Ifo-Expertin Anita Wölfl. Volkswagen hatte etwa am Montag verkündet, bei der Kernmarke kräftig sparen zu müssen. Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sprach sich daraufhin für den Erhalt aller VW-Standorte aus.
Laut Ifo-Geschäftsklimaindex entwickelten sich die Erwartungen an die kommenden sechs Monate besonders negativ. Hier liegt der Indikator mit inzwischen minus 40,5 Punkten besonders tief. Die aktuelle Geschäftslage wurde dagegen nur minimal ungünstiger als vor einem Monat beschrieben, hier liegt der Indikator bei minus 7,2 Punkten.
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„Die Unternehmen der deutschen Autoindustrie leiden unter einem Mangel an neuen Aufträgen – insbesondere aus dem Ausland“, sagte Ifo-Expertin Wölfl. „Dies schlägt sich mittlerweile auch in der Personalplanung nieder“.
Heil stellt Unterstützung durch Bund in Aussicht
Mit Blick auf die Sparpläne bei VW sagte Arbeitsminister Heil: „Es ist jetzt Aufgabe dafür zu sorgen, dass die Standorte, und zwar alle Standorte, gesichert werden und dass betriebsbedingte Kündigungen vermieden werden.“ Darüber müsse es nun Verhandlungen geben. „Das ist die Stunde der Betriebs- und Sozialpartnerschaft. Das hat auch gute Tradition bei Volkswagen“, sagte der SPD-Politiker dem Sender ntv.
Deutschland muss ein starkes Autoland bleiben.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD)
Nach den Worten von Heil sind bei VW betriebswirtschaftliche Probleme zu lösen. Da seien auch Fehler im Management gemacht worden. „Aber das ist ein starkes Unternehmen. Wir werden das politisch flankieren“, sagte Heil.
Die Bundesregierung werde im Kabinett unter anderem Nachfrageimpulse für Elektromobilität beschließen. „Wir können bei Forschung und Entwicklung unterstützen“, sagte der Minister. Auch arbeitsmarktpolitische Unterstützung sei möglich.
„Aber jetzt ist erst mal das Unternehmen am Zug“, sagte Heil. Vorstand, Betriebsräte und Gewerkschaft müssten vernünftige Lösungen hinbekommen, um alle Standorte zu sichern. Es geht Heil zufolge nicht nur um Beschäftigte bei VW, sondern auch um Zulieferketten. „Deutschland muss ein starkes Autoland bleiben. Wir tun alles dafür, dass das auch möglich ist, aber Unternehmer und Manager müssen ihren Job tun.“
Nach Bekanntwerden der Sparpläne kommt die Belegschaft heute zu einer Betriebsversammlung zusammen. „Auch Werkschließungen von fahrzeugproduzierenden und Komponenten-Standorten können in der aktuellen Situation ohne ein schnelles Gegensteuern nicht mehr ausgeschlossen werden“, hieß es zuvor von VW. (dpa)
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