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Modekonzern: Neustart für Escada

Der Tchibo-Eigner Michael Herz ist beim Modekonzern Escada eingestiegen. Wie das "Handelsblatt“ aus seinem Umfeld erfuhr, hat sich Herz in den vergangenen Wochen über mehrere Gesellschaften Anteile von insgesamt rund zwölf Prozent an dem im S-Dax gelisteten Konzern gesichert.

Mit dem bisher größten Einzelaktionär, dem Russen Rustam Aksenenko, ist Herz zudem übereingekommen, auf der Aufsichtsratssitzung am kommenden Dienstag eine Kapitalerhöhung in Höhe von zehn Prozent des Grundkapitals zu beschließen. Die rund 30 Millionen Euro sollen in die Restrukturierung fließen. Sprecher der Beteiligten wollten sich nicht äußern.

Die neue Eigentümerstruktur wird Konsequenzen im Management und im Aufsichtsrat von Escada haben. Den Vorstandsvorsitz soll zum 1. Juli der frühere Hugo-Boss-Chef Bruno Sälzer übernehmen. Sälzer soll sich auch bereits am Konzern beteiligt haben. Der amtierende Escada-Chef Jean-Marc Loubier soll den Konzern verlassen. Ihren Posten räumen soll auch Beate Rapp. Die Verantwortung für Produktion und Logistik im Vorstand soll Werner Lackas übernehmen. Lackas hatte Hugo Boss ebenso wie Sälzer im Frühjahr nach Unstimmigkeiten mit dem Mehrheitseigner Permira verlassen.

Den seit einiger Zeit vakanten Posten im Aufsichtsrat von Escada soll der Wirtschaftsjurist und Unternehmensberater Reinhard Pöllath übernehmen. Einen weiteren Sitz will Herz selbst einnehmen. Mit Sälzer und Pöllath holt sich Herz zwei enge Vertraute mit an Bord, mit denen er bereits seit Jahren im Aufsichtsrat von Maxingvest, der Tchibo-Holding, zusammenarbeitet. Michael Herz ist der Sohn von Max und Ingeburg Herz, den Gründern von Tchibo.

Escada, 1976 gegründet und einst der größte deutsche börsennotierte Damenmodekonzern, steckt seit Jahren in der Krise und ist ein Sanierungsfall. Zweimal schon stand Escada vor dem Ruin. Das erste Mal rissen Beteiligungen das Unternehmen in die Miesen; das zweite Mal die Krise der Luxusindustrie infolge der Terroranschläge vom 11. September 2001 und der Sars-Seuche in Asien. Großaktionär Aksenenko griff schließlich im vergangenen Jahr durch und installierte als neuen Chef den Franzosen Jean-Marc Loubier. Der Ex-Manager des Luxusgüterkonzerns LVMH schaffte die Wende aber nicht.

Die Escada-Aktie hat seit Sommer 2007 rund drei Viertel an Wert verloren. Das Geschäftsjahr 2006/07 endete bei rückläufigen Umsätzen von 686 Millionen Euro mit einem Verlust von 27 Millionen Euro. Anfang April schockierte eine Gewinnwarnung für das laufende Jahr erneut die Märkte. 

Tanja Kewes (HB)

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