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Müllfahrzeug und Container vor einer Remondis-Halle - das Abfallunternehmen ist in vielen Regionen Deutschlands sehr präsent.

© Wolf von Dewitz/dpa

Müllabfuhr: Kartellamt verschärft Kontrolle über Müllriesen Remondis

Müllabfuhren und Sortieranlagen von Remondis gibt es in vielen deutschen Städten, die Firma wird seit Jahren immer größer. Sie ist so groß geworden, dass sich das Kartellamt einschaltet.

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Das Bundeskartellamt nimmt Deutschlands größten Abfallkonzern Remondis auf seinem steilen Wachstumskurs etwas an die Kandare. Die Wettbewerbshüter teilten in Bonn mit, dass der Remondis-Mutterkonzern Rethmann drei Jahre lang verpflichtet ist, Firmenübernahmen bei der Bonner Behörde anzumelden. Es geht um Müllabfuhren, die Restmüll, Biomüll, Sperrmüll, Papier und Pappe sowie Verpackungen und Glas einsammeln; außerdem geht es um Aufbereitungsanlagen von Glas.

Bislang war so eine Fusionskontrolle erst ab einem Jahresumsatz von 17,5 Millionen Euro nötig. Da einige Firmen, die Remondis in den vergangenen Jahren übernommen hat, auf weniger Umsatz kamen, segelte das Unternehmen auf seinem Expansionskurs gewissermaßen unter dem Radar. Nun gilt die alte Schwelle für Remondis vorerst nicht mehr - das bedeutet, dass das Kartellamt dem Abfallriesen auf seinem weiteren Expansionskurs einen Strich durch die Rechnung machen und Übernahmen verhindern könnte. Der Erwerb relativ kleiner Wettbewerber durch die Rethmann-Gruppe, zu der Remondis gehört, könnte „im Einzelfall möglicherweise wettbewerbsschädlich sein“, sagt Kartellamtschef Mundt.

Milliardenumsatz verdoppelt

Schritt für Schritt wurde Remondis in den vergangenen Jahren auch durch kleine Übernahmen immer größer. 2024 kam Remondis nach eigenen Angaben mit 46.000 Mitarbeitenden auf einen Umsatz von 13,2 Milliarden Euro, 1,1 Milliarden Euro mehr als ein Jahr zuvor. 2016 waren es nur 6,1 Milliarden Euro gewesen.

Die Firma aus Lünen (NRW) belegt mit großem Abstand Platz 1 in der deutschen Abfallbranche. Remondis betreibt Müllabfuhren, Sortier- und Verwertungsanlagen, Kraftwerke und weiteres Entsorgungsgeschäft. Zu den Konkurrenten von Remondis gehören auch Stadtwerke.

Kartellamtschef Andreas Mundt sagte, dass die allgemeinen gesetzlichen Umsatzschwellen dazu führten, dass die Übernahme kleinerer Unternehmen einer wettbewerblichen Überprüfung entzogen seien. „Auf den regional abzugrenzenden Entsorgungsmärkten kommt häufig kleineren Unternehmen mit geringeren Gesamtumsätzen dennoch eine wichtige Rolle für den Wettbewerb vor Ort zu“, sagt der Wettbewerbshüter. Die Rethmann-Gruppe sei bundesweit führend im Entsorgungsgeschäft. „Mit unserer heutigen Entscheidung wollen wir sicherstellen, dass auch die Übernahme kleinerer Wettbewerber einer effektiven Kontrolle unterliegt.“

Remondis wird wohl klagen

Ein Sprecher von Remondis sagte, dass man sich rechtliche Schritte gegen die Entscheidung vorbehalte. Möglich ist nun eine Beschwerde vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht. 

Das Bundeskartellamt hatte die Lage in der Abfallwirtschaft im Jahr 2023 in einer sogenannten Sektoruntersuchung unter die Lupe genommen. Schon damals waren die Wettbewerbshüter zu dem Schluss gekommen, dass Rethmann eine starke Marktposition hat und der Abstand zu konkurrierenden Firmen groß ist. 

Die vom Kartellamt angenommene Marktdurchdringung sei so nicht gegeben, sagte der Remondis-Sprecher und wies darauf hin, dass das privatwirtschaftliche Unternehmen mit staatlichen Betrieben in Konkurrenz stehe - die Stadtwerke haben in vielen Regionen eine starke, aber lokal begrenzte Rolle bei der Müllabfuhr und Abfallverwertung. „Rund 50 Prozent des Marktes ist in kommunaler und damit staatlicher Hand, sie fallen aus der kartellrechtlichen Bewertung heraus – allein das ist ein Problem.“

© dpa-infocom, dpa:251124-930-333543/1

Das ist eine Nachricht direkt aus dem dpa-Newskanal.

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