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Wirtschaft: Neuer Vivendi-Chef will Zusammenbruch verhindern

Paris (abo/HB). Der neue Vorstandschef von Vivendi Universal S.

Paris (abo/HB). Der neue Vorstandschef von Vivendi Universal S.A., Jean-René Fourtou, hat Liquiditätsprobleme der Gruppe eingeräumt. Gleichzeitig versicherte er unmittelbar nach seiner Ernennung, er werde unverzüglich Gegenmaßnahmen ergreifen. Fourtou: „Ich habe volles Vertrauen, dass die Gruppe sofort Lösungen finden wird.

Vivendi teilte nach der Aufsichtsratssitzung mit, der Konzern habe 1,2 Milliarden Euro liquide Mittel und 1,6 Milliarden Euro nicht ausgeschöpfter Kreditlinien. Von diesen Summen seien mindestens 600 Millionen Euro völlig frei verfügbar. Der Rest stehe für die Ablösung der umlaufenden rund 400 Millionen Euro kurzfristiger Schuldverschreibungen bereit. Nach dem Kursrutsch der Vortage konnte sich die Aktie des Konzerns am Donnerstag deutlich erholen. Zeitweise legte sie um über 13 Prozent auf 15,72 Euro zu. Im Juni hatte das Papier noch rund 30 Euro gekostet.

Das Unternehmen kündigte an, bis Ende Juli insgesamt 1,8 Milliarden Euro fällige Verpflichtungen zurückzahlen zu wollen. Dafür könne man auf 2,4 Milliarden Euro Bargeld und Kreditlinien zurückgreifen.

Zudem steht eine vereinbarte Kreditlinie im Volumen von 3,8 Milliarden Euro turnusgemäß zur Bestätigung an. Klauseln sehen Kündigungsrechte der Banken bei einer Herabstufung der Schuldenqualität vor. Dazu war es bei Vivendi Universal zu Wochenbeginn gekommen.

„Zwei Drittel der Konsortialbanken wollten daraufhin die Linie nicht verlängern“, berichtet ein Merrill-Lynch-Analyst. Offenbar wollten sie so den Abgang des alten Vorstandschef Jean-Marie Messier beschleunigen. „Die Banken haben eine gewisse Rolle beim Abgang von Messier gespielt“, bestätigt auch die US-Wertpapierbank Bear Stearns. Doch haben die beiden Pariser Institute Société Générale und BNP Paribas, die als wichtige Finanziers der Gruppe gelten, das Ruder offenbar schon herumgeworfen. „Die Gruppe steht weder kurzfristig noch auf längere Sicht vor einer Liquiditätskrise“, hieß es bei BNP Paribas in Paris.

Drei Milliarden Euro nötig

Dennoch wird damit gerechnet, dass der von dem Pharmakonzern Aventis S.A. gekommene und für eine nicht weiter präzisierte Übergangszeit ernannte Vivendi-Chef schnell Aktiva verkaufen muss. Damit könnte er den Druck von der Bilanz nehmen und Vertrauen an den Märkten schaffen. „Schlimmstenfalls muss er ganz schnell 3,1 Milliarden Euro auftreiben“, schätzt ein CSFB-Branchenanalyst.

Dieses Finanzloch ließe sich durch den Verkauf von Beteiligungen zu etwa der Hälfte ihres üblichen Wertes stopfen, meint er. „Diese Lösung würde bei Vivendi zu einer Kapitalvernichtung von rund drei Milliarden Euro führen“, die in die Bewertung der Aktie einfließen müsse. CSFB nennt als Kursziel 28 Euro.

Mit den Notverkäufen öffnet sich aber auch die Tür zur Zerschlagung des Konzerns, wie sie von Teilen der Familie Bronfman betrieben wird. Angeblich wird dafür optiert, Vivendi Universal in europäische und US-amerikanische Aktivitäten zu zerlegen. Letztere könnten sie dann für einen Bruchteil des Wertansatzes bei der Fusion zurückerwerben.

Zu den Schulden von 19 Milliarden Euro für die Mediengeschäfte und von 15 Milliarden Euro für die zur Dekonsolidierung anstehende Sparte Vivendi Environnment S.A. kommen außerbilanzielle Engagements. Als Untergrenze sind häufiger rund sechs Milliarden Euro genannt worden. Die Aktionärsvereinigung Adam befürchtet, die Verpflichtungen könnten die Schulden übersteigen.

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