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Wirtschaft: Neues aus der Bett-Szene

Der Mensch schläft rund 25 Jahre seines Lebens. Am besten träumt es sich auf einer guten Matratze

Von Julia Gebert und

Esther Kogelboom

Die Zeiten, in denen das Schlafzimmer nur ein Ort zum Schlafen war, sind längst vorbei: Der Trend geht weg vom schmucklosen, funktionalen Raum und hin zum liebevoll eingerichteten Multifunktionszimmer. „Zueinander passende Decken, Gardinen und Bettwäsche verkaufen wir im Moment sehr gut,“ sagt Irene Weber vom Möbelhaus Ikea. Vor allem Streifen seien bei den Kunden zur Zeit beliebt.

Doch nicht nur die dekorativen Accessoires sollten stimmen. Eine gute Matratze ist das A und O für den gesunden und erholsamen Schlaf – immerhin verbringt jeder Mensch rund ein Drittel seines Lebens im Bett. Egal, ob hart oder weich, Natur, Latex, Schaumstoff, asiatischer Futon oder urdeutscher Federkern: Die Schlafunterlage muss zu Körperform und -gewicht passen – und natürlich zu den individuellen Gewohnheiten. Sonst leidet auf Dauer die Gesundheit.

Wichtig ist, dass die Unterlage besonders den Rücken und die Taille stützt. An Schultern, Hüfte und Becken sollte sie jedoch nachgeben – nur so bleibt die Wirbelsäule in ihrer natürlichen Lage. Ist die Matratze zu weich, sinkt die Po-Partie ein und der Rücken hängt durch; bei zu harter Federung dagegen wacht man morgens verspannt auf. Grundsätzlich gilt: Je schwerer der Mensch, desto härter sollte seine Matratze sein. Paare mit größerem Gewichtsunterschied sollten daher in zwei unterschiedliche Matratzen investieren, um Ehefrieden und Wohlbefinden zu wahren. Zum Matratzenkauf empfiehlt es sich, genug Zeit mitzubringen, sich von drängenden Verkäufern nicht beirren zu lassen und in Ruhe Probe zu liegen.

Es ist die gute, alte Federkernmatratze, die sich bei der Kette „Matratzen Concord“ am erfolgreichsten verkauft – mit 70 bis 270 Euro im Single-Format und dem Standardmaß 90 mal 200 Zentimeter ist sie das günstigste Modell. Beim Federkern-Modell stehen die Federn lose nebeneinander, bei der Luxus-Variante Taschenfederkern (ab 250 Euro) sind die Feder einzeln in Hüllen eingenäht. Je mehr Federn in der Unterlage stecken, desto ruhiger der Schlaf. Wer schnell friert, sollte eine solche Taschenfederkernmatratze wählen. Für Menschen, die nachts stärker schwitzen, sind Latexmatratzen besser geeignet. Die Hohlräume im Inneren sorgen für einen guten Feuchtigkeitstransport.

Extrem punktelastisch sind Latex-Matratzen, die zum Beispiel bei Bandscheibenproblemen gut geeignet sind. Naturlatex wird aus der Milch des Gummibaums hergestellt, synthetisches Latex aus Erdöl – üblich sind Mischformen. Je höher der Erdöl-Anteil, desto billiger ist die Matratze (ab 150 Euro). Egal, ob Kunst oder Natur: Beide Materialien haben feine Luftkanäle und brauchen einen federnden Lattenrost.

Ähnliche Eigenschaften wie die Latex-Liegefläche bietet die Schaumstoff-Matratze – obwohl sie ein schlechtes Image hat. Wichtig ist ein hochwertiger Schaumstoff (ab 150 Euro). Weil er aber weniger Luft durchlässt als eine Latex-Matratze, ist Schaumstoff für Nachtschwitzer ungeeignet. Das Material für eine neuartige Matratze, die „Tempur“-Matratze, stammt aus der Raumfahrt: Ursprünglich wurde es entwickelt, um Astronauten in der Startphase eines Weltraumfluges vor Druckbelastungen zu schützen. „Tempur“ ist ein thermoaktiver Schaum mit hoher Raumdichte, der auch auf Temperatur reagiert und sich so dem Körper anpasst. „Tempur“-Matratzen sind zwar bequem, aber mit 790 Euro für ein Single-Modell leider auch astronomisch teuer.

Der passende Lattenrost

Wer gern auf relativ harten Matratzen schläft und ein Natur-Fan ist, für den stehen Baumwoll-, Strohkern-, Kokosfaser- und Rosshaarmatratzen zur Auswahl. Naturmatratzen sollten regelmäßig aufgerollt oder gewendet und gelüftet werden, sonst droht Schimmel. Doch selbst bei bester Pflege sollten die Matratzen nach fünf Jahren von einem Fachbetrieb aufgearbeitet werden. Futonmatratzen aus reiner Baumwolle haben den Nachteil, dass sie Feuchtigkeit nicht nur schlecht aufsaugen, sondern auch kaum an die Raumluft weiterleiten. Ganz gleich, wie sehr man seine Matratze ins Herz geschlossen hat: Experten raten, sie spätestens nach zehn Jahren auszutauschen. Und auch die hochwertigste Schlafunterlage nützt wenig ohne den passenden Rost. Die Abstände der Latten sollten nicht zu groß sein, sonst drückt die Auflage durch; der optimale Lattenabstand beträgt vier bis fünf Zentimeter.

Immer mehr Menschen leiden unter einer Hausstauballergie, die durch winzige Milbe hervorgerufen wird und Schnupfen und Asthma verursachen kann. Da sich die Biester in Bettdecken, Kissen und Matratzen besonders wohl fühlen, ist Vorsorge angebracht: Alle paar Wochen sollten chronisch niesende Menschen ihre Betten mit einem Spezial-Spray aus natürlichen Bestandteilen, etwa „Milbiol“, behandeln. Kuscheltiere kann man tagsüber in die Tiefkühltruhe stecken – Milben überleben Minusgrade nicht.

Und was kann man noch für gesunden Schlaf tun? Die Temperatur im Schlafgemach darf nicht zu hoch, die Luftfeuchtigkeit nicht zu niedrig sein. Auch regelmäßige Einschlafzeiten helfen; nach einer Tasse Kräuteree wird man schnell schläfrig. So kann man getrost den nächsten Trend verpennen.

Julia Gebert, Esther Kogelboom

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