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Wirtschaft: New Beetle sorgt für Frühlingsgefühle

BERLIN .Wer Beetle fährt, ist ein schlechter Mensch.

BERLIN .Wer Beetle fährt, ist ein schlechter Mensch.Er verursacht bei anderen Autofahrern Nackenschmerzen und provoziert reihenweise platte Nasen.Unterwegs in einem Beetle auf Berliner Straßen, erlebt man köstliche Szenen: Einige starren dem Gefährt ungläubig hinterher, andere schwärmen: Knuffig, sympatisch, tolle Form.Für sie scheint der Beetle kein Auto zu sein, sondern eine neu aufgelegte Jugenderinnerung.

Den Reaktionen auf den Beetle zufolge, eröffnet der Käfern-Nachfolger dem Volkswagen-Fahrer ganz neue Gefühlswelten.Denn der gemeine Golf- oder Passatfahrer galt bislang ganz wie sein fahrbarer Untersatz als solide, zuverlässig und langweilig.Das ist vorbei.Der neue Beetle steht für Spaß.Wer Beetle fährt ist hip, ist anders.Das Auto ist nicht mehr nur Statussymbol, sondern Ausdruck eines neuen Lebensgefühls.

Seit dem 27.November ist das runde Gefährt für 34 950 DM auf dem deutschen Markt zu haben.Schon ein halbes Jahr vor der offiziellen Einführung schwappte die amerikanische Begeisterungswelle auch auf die Berliner über: Tausende strömten in die Autohäuser, um sich für den New Beetle vormerken zu lassen.Bis Ende Januar wurden in Deutschland über 6000 Beetle verkauft.Vorbestellt haben in der Bundesrepublik 11 000 künftige Beetle-Besitzer.Wer heute bestelle, könne in drei bis vier Monaten mit seinem Beetle vom Hof fahren, sagt VW-Sprecher Fred Bärbock.Dennoch will VW den etwas ins Stocken gekommenen Verkäufen nachhelfen: Eine billigere Einstiegsversion des Käfer-Nachfolgers soll auf den Markt.Die künftige Sparversion mit ihrem 1,4 Liter-Motor und 75 PS soll etwa 28 500 DM kosten, rund 6450 DM weniger, als die 115-PS-Version.

Der Beetle, das einzige Auto mit serienmäßig eingebauter Blumenvase, weist den Fahrer als etwas Besonderes aus - meinen die VW-Marketingstrategen.Wer Beetle fährt, der verfolgt nach einer Konzern-Studie eine Lebensphilosophie.Demnach ist der typische Beetle-Pilot ein unkomplizierter, modebewußter Individualist.Die Kunden wollen ein besonders individuell zugeschnittenes Auto, sagt Bärbock.Das Durchschnittsalter der Käufer liegt laut Studie bei 40 Jahren.VW erwarter, daß der Wagen vornehmlich von Frauen gefahren werde.Besonders gerne kaufen bislang Immobilienmarklerinnen und Frauen aus dem PR-Bereich das Fahrzeug.

Bärbock zufolge sieht der Konzern im Beetle nicht den Nachfolger des Käfers.Das Unternehmen ordne den Beetle vielmehr als Schwester des Golf ein.Obwohl der New Beetle durchaus an den alten Käfer erinnern soll, sei er genau das Gegenteil.Während der Käfer ein schlichtes Fortbewegungsmittel zur Motorisierung der Masse gewesen sei, stelle der New Beetle ein imageträchtiges Trendmobil für Zeitgeistmobilisten dar.

Die Händler sehen das etwas anders: "Einen typischen Beetle-Fahrer gibt es nicht", sagt Uwe Marahrens, Geschäftsführer des Berliner Autohauses Eduard Winter.Die Käufer begeisterten sich vor allem für das Design.Keineswegs werde der Beetle nur als Zweit- oder sogar Drittwagen gekauft.Hier und da finde sich natürlich ein alter Käfer-Liebhaber, der sich ein zusätzliches Auto anschaffe.Bei der Bewunderung für das runde Gefährt werden "Engpässe" gern in Kauf genommen.Während der Beetle auf den vorderen Plätzen über ein reichlich bemessenes Raumangebot verfügt, geht es auf der Rücksitzbank gnadenlos eng zu.Die Beinfreiheit reicht gerade mal für Grundschulkinder.

Bislang wird das Autos nur im mexikanischen Puebla gefertigt.Im Frühjahr will VW entscheiden, ob und gegebenenfalls wo der Beetle in Deutschland produziert wird.Im Moment sei das Fahrzeug noch zu frisch auf dem Markt, um absehen zu können, ob sich die Eröffnung eines weiteren Werkes lohnt, sagt Bärbock.Deshalb habe man zunächst die Produktionskapazitäten in Puebla erhöht.In Deutschland sollen 45 000 Beetle verkauft werden.Bärbock will sich nicht dazu äußern, ob das Auto in Wolfsburg produziert wird.Dennoch spricht einiges für Wolfsburg: Abgesehen davon, daß schon der alte Käfer im Stammwerk gebaut wurde, bietet sich das Wolfsburger Werk auch deshalb an, weil hier der Golf auf der gleichen Plattform wie der Beetle gefertigt wird.

Ob dem Herzensbrecher aus Mexiko ein langes Leben beschieden sein wird, entscheidet allein der Kunde.VW setzt selbstverständlich auf ein langfristiges Konzept.Da der Lebenszyklus eines Lifestyle-Autos kurz ist, sind neue Varianten geplant, zum Beispiel die Ausrüstung mit einem 150-PS-starken V5-Motor.Ein "Beetle-Cup" soll das Interesse auch auf sportlichem Terrain wecken.Schließlich könnte das Cabrio die Modellpalette abrunden.Sowohl der Konzern, als auch die Händler sind mit der Auftragslage zufrieden.Zum Frühjahr hin wird ein Schub erwartet.Der Beetle sei nun mal ein Spaßmobil, und solche Fahrzeuge verkaufen sich am besten, sobald die ersten Sonnenstrahlen herauskommen.

FRIEDERIKE BECKER

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