zum Hauptinhalt
Auslaufmodell? In Deutschland sinkt der Absatz von Tetra Pak. Foto: p-a/dpa

© picture-alliance/ dpa

Update

Deutsche Umwelthilfe: Nur ein Drittel der Getränkekartons wird recycelt

Die Deutsche Umwelthilfe und der Fachverband Kartonverpackungen für flüssige Nahrung streiten sich über die Pfandpflicht bei Getränkekartons.

Ein Schluck Saft, ein Glas Milch, Tomatensoße für die Spagetti – sauber eingefüllt in Getränkekartons, unter Verbrauchern bekannt als „Tetrapak“. Wenn sie leer sind, kommen sie in den Plastikmüll und werden umweltgerecht recycelt. Zumindest in der Theorie. Nach neuen Berechnungen, die die Deutsche Umwelthilfe (DUH) am Donnerstag in Berlin vorgestellt hat, werden nur 36 Prozent der Getränkekartons recycelt. Der Fachverband Kartonverpackungen für flüssige Nahrung, dem die drei größten Getränkekartonhersteller Tetra Pak, SIG und Elopak angehören, geht dagegen von einer Verwertungsquote von 71 Prozent aus.

„Das ist nur die Quote, die aus dem gelben Sack in die Verwertungsanlage gelangt“, sagt Thomas Fischer, Leiter der Kreislaufwirtschaft bei der DUH. „Zieht man hiervon Fehlsortierungen, Restflüssigkeit und Plastikanteil ab, kommen wir auf unsere Zahl von 36 Prozent.“ Im Jahr 2000 und 2002 waren die Getränkekartons vom Umweltbundesamt als ökologisch vorteilhaft eingestuft worden. Von den über 185.000 Tonnen Getränkekartons, die im Jahr 2012 insgesamt verbraucht wurden, seien auch nur 58 Prozent zur Sortierung im Gelben Sack gelandet. „Der Rest lande im Restabfall und damit in der Verbrennung“, sagt Fischer. „Verbrennen ist aber nicht recyceln.“

„Die Untersuchungen des Umweltbundesamtes  sind veraltet“, sagt Fischer. Vor zehn Jahren wog ein Getränkekarton im Durchschnitt 26 Gramm pro Liter. Heute sind es 35 Gramm. „Damit ist die Verpackung knapp 35 Prozent schwerer geworden. Mit dem steigenden Gewicht werden mehr Ressourcen für die Herstellung benötigt und mehr CO2 beim Transport ausgestoßen“, sagt Fischer.

Das Umweltbundesamt sieht keinen Grund dafür, die Einstufung von Getränkekartons als ökologisch vorteilhaft zurückzunehmen. "Wir sehen es nicht als unsere Aufgabe an, ständig Ökobilanzen für Getränkeverpackungen durchzuführen", sagt Gerhard Kotschik, Experte für Verpackungen beim Umweltbundesamt. Die Ökobilanzen werden von den Herstellern selbst durchgeführt. "Allerdings werden die Verfahren von Fachleuten begleitet und am Ende von einem kritischen Gutachter überprüft", sagt Kotschik. Aus den Veröffentlichungen würde das Umweltbundesamt dann seine Schlüsse ziehen. Ende dieses Jahres soll ein Vorhaben des Umweltbundesamtes abgeschlossen werden, das neue Mindestkriterien für die Ökobilanzen im Getränkebereich festgelegt.

Die Berechnungen der DUH zeigen, dass der Plastikanteil der Getränkekartons sich auf 27 Prozent erhöht hat. Das Umweltbundesamt war bei den letzten Untersuchungen 2000 und 2002 auf einen Plastikanteil von nur 21 Prozent gekommen. Der Kunststoffanteil sei heute höher, weil fast alle Schraubverschlüsse und Ausgusshilfen aus Plastik bestehen würden, heißt es bei der DUH. „Dem Kunden wird eine Kunststoffverpackung mit Papierüberzug als Getränkekarton verkauft – das ist absurd“, kritisiert Fischer.

Die Deutsche Umwelthilfe fordert seit Jahren eine Pfandpflicht für Getränkekartons. „Der Status als ökologisch vorteilhaft muss den Getränkekartons aberkannt werden“, sagt Fischer. „Die Pfandrücknahmeautomaten könnten problemlos umprogrammiert werden.“

Scharfe Worte gegen die Kritik der DUH findet Michael Brandl, Geschäftsführer des Fachverbandes Kartonverpackungen: „Mit nachweislich falschen Behauptungen und abenteuerlichen Zahlenspielchen versucht die DUH seit Jahren, den Status des Getränkekartons als ökologisch vorteilhafte Verpackung zu erschüttern.“ Die Studien und Berechnungen der DUH würden „grob gegen wissenschaftliche Grundsätze, wie die Überprüfbarkeit der Ergebnisse, Repräsentativität der Stichprobe verstoßen“.

Es sei zwar richtig, dass der Plastikanteil gestiegen sei, allerdings hänge das damit zusammen, dass 2002  weniger Getränkekartons einen Plastikverschluss gehabt haben und der jetzige Plastikanteil deshalb höher ausfalle, sagt ein Michael Kleene, stellvertretender Geschäftsführer von FKN. „Wir haben die Forderungen des Handels nach mehr Plastikverschlüssen umgesetzt. Nach unseren Berechnungen liegen wir bei einem Plastikanteil von 22 Prozent.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false