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Wirtschaft: Öffnung des Gasmarktes: Berliner Gasag plant Sonderangebote für ihre Kunden (Interview)

Rudolf Schulten ist Vorstandsvorsitzender des Berliner Gasversorgers Gasag AG.Herr Schulten, mit der Verbändevereinbarung ist der Wettbewerb im Gasmarkt eröffnet.

Rudolf Schulten ist Vorstandsvorsitzender des Berliner Gasversorgers Gasag AG.

Herr Schulten, mit der Verbändevereinbarung ist der Wettbewerb im Gasmarkt eröffnet. Haben sich schon Konkurrenten bei Ihnen gemeldet?

Die ersten Anfragen von Sondervertragskunden hat es schon gegeben. Mit der Verbändevereinbarung liegt jetzt eine Grundlage für die weiteren Verhandlungen vor.

Wird die Gasag das Gas fremder Anbieter durch ihre Berliner Netze durchleiten?

Selbstverständlich. So, wie der Handel mit Gas zu unserem Geschäft gehört, wird auch die Durchleitung zu einem Bestandteil unserer Aktivitäten werden. Voraussichtlich im August werden wir unsere Konditionen zur Durchleitung durch unser Netz im Internet veröffentlichen.

Kann auf der Grundlage der Verbändevereinbarung Wettbewerb entstehen?

Im Prinzip ja. Die vorliegende Fassung muss aber noch in der Praxis erprobt werden. Das dreistufige Abrechnungsmodell etwa ist noch zu kompliziert. Prinzipiell bin ich zuversichtlich, dass wir zu praktikablen Wettbewerbsbedingungen finden.

Bis Ende 2001 ist der Wettbewerb auf Großabnehmer beschränkt. Wie viele solcher Kunden hat die Gasag?

Der Anteil unseres Absatzes an Sonderkunden beträgt rund 50 Prozent.

Welchen Marktanteil werden Ihnen die Konkurrenten abjagen können?

Ich rechne fest damit, dass wir 95 Prozent unserer Kunden halten werden. Schon im Vorfeld der Verbändevereinbarung haben wir Verhandlungen mit den Kunden geführt. Davon abgesehen ist die Durchleitung von Gas nicht das Problem des Wettbewerbs. Es stehen vielmehr keine freien und billigeren Gasmengen zur Verfügung, die in den Markt gebracht werden können. Und das liegt vor allem an der Anbieterstruktur. Es gibt nur eine begrenzte Zahl von Gasproduzenten.

Die ersten, die nach der Öffnung des Strommarktes ihre Nachfrage deutschlandweit gebündelt haben, waren Handelsketten und Unternehmen mit vielen Standorten. Wiederholt sich diese Entwicklung beim Gas?

Die ersten Anfragen dieser Kundengruppen gibt es bereits. Sie richten sich zwar noch an Ferngasversorger, die überregional eigene Netze betreiben. Doch ich rechne damit, dass es zu Kooperationen mit regionalen Gesellschaften, wie der Gasag, kommen wird.

Wann wird die Gasag Kunden außerhalb Berlins aquirieren?

Wenn es Anfragen an uns gibt und wir über freie Gaskapazitäten verfügen, werden wir auch außerhalb Berlins Angebote machen.

Werden Sie von sich aus Angebote abgeben?

Nein. Wir nutzen unser Geld in Berlin. Dort ist es sinnvoller angelegt, da wir hier Wettbewerbsvorteile gegenüber der Konkurrenz haben.

Ab Januar 2002 werden auch Haushaltskunden den Gaslieferanten wählen können. Dürfen die Berliner mit Preissenkungen rechnen?

Wer glaubt, dass die Gaspreise ähnlich wie im Strommarkt einbrechen werden, ist naiv. Die Gasag wird die Palette der Dienstleistungen für ihre Privat-Kunden erweitern. Schon Anfang 2001 werden wir den Kunden verschiedene Tarife anbieten, unter denen sie wählen können. Dann werden sie auch die Möglichkeit haben, selbst zu entscheiden, ob sie bei ihrem Gaspreis eine Kopplung an den Heizölpreis, wie er jetzt üblich ist, wünschen.

Herr Schulten[mit der Verbändevereinbarung i]

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