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Wirtschaft: Opel kommt ohne Entlassungen aus

7000 Mitarbeiter gehen freiwillig mit einer Abfindung / Werk Rüsselsheim soll Zuschlag für neue GM-Mittelklasse erhalten

Frankfurt am Main - Der angeschlagene Autobauer Opel hat eine wichtige Hürde beim geplanten massiven Personalabbau genommen. Nach Angaben aus Unternehmenskreisen sind inzwischen 7000 Mitarbeiter bereit, das Unternehmen freiwillig mit einer Abfindung zu verlassen. Mehr als 4000 Beschäftigte haben bereits die Auflösungsverträge unterschrieben. Damit dürften betriebsbedingte Kündigungen nicht mehr nötig sein.

Für die Werke Rüsselsheim und Kaiserslautern seien die Planzahlen erfüllt, nur das Werk Bochum habe die Vorgaben noch nicht ganz erreicht, hieß es. Dennoch sei eine befürchtete Verschärfung des Konflikts damit so gut wie vom Tisch. „Wir sind zuversichtlich, dass genügend Mitarbeiter in die Transfergesellschaft wechseln werden und es zu keinen Kündigungen kommen wird“, sagte ein Opel-Sprecher in Rüsselsheim.

Der Autobauer nahm damit erstmals offiziell von Entlassungen Abstand. Klaus Franz, Vorsitzender des Opel-Gesamtbetriebsrats, hatte bereits vor einer Woche erklärt, dass die Zahl der Mitarbeiter, die freiwillig per Abfindung ausscheiden müssen, um 500 auf 6000 reduziert worden sei. Eine endgültige Bilanz wollen Management und Belegschaft erst am 25. Februar ziehen.

GM hatte Ende 2004 ein Restrukturierungsprogramm für die Aktivitäten in Europa angekündigt, das die sozialverträgliche Streichung von 12000 Stellen, davon knapp 10000 allein bei Opel, vorsieht. Insgesamt sollen die Kosten im stark defizitären Europa-Geschäft des weltgrößten Autokonzerns dadurch bis 2007 um jährlich mindestens 500 Millionen Euro reduziert werden. GM hatte auch Entlassungen nicht ausgeschlossen, falls nicht genügend Mitarbeiter bereit seien, Opel freiwillig zu verlassen.

Nach monatelangem Bangen können die verbleibenden Opel-Mitarbeiter nun aufatmen. Auch im Rennen um die künftige Fertigung der GM-Mittelklasse zwischen dem Opel-Stammwerk Rüsselsheim und dem schwedischen Trollhättan gilt das hessische Werk mittlerweile als sicherer Sieger. Das unterlegene Saab-Werk soll im Gegenzug ab 2006 die Fertigung des neuen, für Europa vorgesehenen Cadillac erhalten, der im März in Genf vorgestellt wird. Zusätzlich könnten dort neue Saab-Modelle vom Band laufen.

Die Zukunft der Marke Saab stehe im Gegensatz zu anders lautenden Spekulationen nicht auf dem Spiel, hieß es. Zwar habe GM im Dezember das Engagement geprüft, danach aber beschlossen, an der Marke festzuhalten. Neben den beiden eingeführten Modellreihen Saab 9.3 und 9.5 sollen künftig Geländewagen als dritte Säule der Marke aufgebaut werden.

Firmenkreisen zufolge wird GM die Standortentscheidung für die Mittelklasse nicht mehr im Februar verkünden. Als wahrscheinlich gilt derzeit ein Zuschlag nach dem Genfer Autosalon Anfang März. Auch bei den Gesprächen über einen Zukunftsvertrag für die westdeutschen Opel-Werke gehen Verhandlungskreise nicht mehr davon aus, dass es eine Einigung noch im Februar gibt. Franz will die Entwicklungskompetenz für die nächste Astra-Baureihe in Rüsselsheim festschreiben und langfristige Standortgarantien durchsetzen. Im Gegenzug ist die Arbeitnehmerseite bereit, Zugeständnisse bei Lohnkosten und Arbeitszeit zu machen. Derzeit liegen die Opel-Gehälter bis zu 20 Prozent über Tarif. Der Autobauer strebt ein Abschmelzen der Zulagen durch eine Verrechnung übertariflicher Leistungen mit Lohnerhöhungen an, was bis zu 150 Millionen Euro einsparen soll, hieß es.

Carsten Herz (HB)

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