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Wirtschaft: Otto Versand: Vom Katalogversender zum Internet-Konzern

Der Hamburger Versandhaus-König Michael Otto schwimmt mit seinen Internet-Aktivitäten entschlossen gegen den Strom. Während der Neue Markt täglich neue Tiefstände testet und reihenweise Internet-Unternehmen vor der Pleite stehen, setzt der Otto Versand unbeirrt auf den elektronischen Handel über das Netz.

Der Hamburger Versandhaus-König Michael Otto schwimmt mit seinen Internet-Aktivitäten entschlossen gegen den Strom. Während der Neue Markt täglich neue Tiefstände testet und reihenweise Internet-Unternehmen vor der Pleite stehen, setzt der Otto Versand unbeirrt auf den elektronischen Handel über das Netz. "In zehn Jahren wird der Online-Handel einen Anteil von zehn Prozent am gesamten Einzelhandel erreichen und Otto wird dann 20 Prozent seines Umsatzes im Netz machen", prophezeite der Versandhaus-Chef am Donnerstag in Hamburg.

Seine Unternehmensgruppe, mit einem Umsatz von 23,5 Milliarden Euro der weltweit größte Versandhändler, habe deshalb bereits rund 256 Milllionen Euro in diverse Internet-Aktivitäten investiert. Otto hält damit an den Prognosen fest, die er bereits vor zwei Jahren abgegeben hat. "Damals gab es eine überzogene Euphorie, heute eine übertriebene Skepsis", sagte er. "Mittelfristig wird es zu einer realistischen Bewertung der Chancen des Internets kommen." Die Otto-Firmen - zu der Gruppe gehören 90 Handelsunternehmen in 23 Ländern - hätten sich bereits frühzeitig und konsequent im E-Commerce engagiert.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr, das bei Otto am 28. Februar endet, erreichte die Gruppe weltweit einen Online-Umsatz von 1,1 Milliarden Euro. Damit belegt Otto weltweit Platz zwei unter den Online-Händlern hinter dem US-Unternehmen Amazon. Bis August stiegen die Umsätze im In- und Ausland abermals um 50 Prozent.

Doch im Gegensatz zu Amazon, wo von Quartal zu Quartal hohe Verluste anfallen, verdient Otto im Internet auch schon Geld. "Unsere etablierten Unternehmen wie der Otto Versand, Heine oder Sport-Scheck schreiben mit ihren Internet-Aktivitäten schwarze Zahlen", sagte Otto. "Wir haben unsere ausgefeilte Logistik ja schon stehen und die Marken sind bekannt. Da müssen wir nicht investieren." Für ein etabliertes Versandhandelsunternehmen sei es letztlich gleichgültig, ob ein Auftrag schriftlich, per Fax, per Telefon oder per Internet eingehe; die anschließende Auftragsabwicklung sei immer gleich.

Anders sehe es allerdings bei Neugründungen, Beteiligungen und Joint-Ventures aus, von denen Otto ein ganzes Bündel unterhält. So hat das Hamburger Unternehmen zum Beispiel die Mehrheit an dem Internet-Spielzeughändler www.myToys.de erworben, ist als Discount- oder Büroartikelhändler im Netz aktiv und betätigt sich als Verkäufer von Flugtickets oder Heimwerkerbedarf. Sogar in den als extrem kostenintensiv geltenden Handel mit Lebensmitteln ist Otto eingestiegen. "Wir rechnen mit Anlaufverlusten über vier oder fünf Jahre und wollen in den jeweiligen Segmenten eine führende Position einnehmen", sagte Otto. "Das ist für uns nichts neues; das kennen wir aus Übernahmen oder Neugründungen in der Vergangenheit."

Insgesamt wird die Handelsgruppe, die weltweit 76 000 Menschen beschäftigt, nach Ottos Erwartungen in diesem Jahr um 2,5 Prozent wachsen; im Inland sogar um vier Prozent. Damit setzt sich das regelmäßige Wachstum fort, das Otto auch gegen die jeweiligen Konjunkturtrends in den verschiedenen Ländern in den letzten Jahren erreichte. Insgesamt steigerte Otto den weltweiten Umsatz um 14,7 Prozent auf rund 23,5 Milliarden Euro. Der Konzerngewinn sank dagegen aufgrund der Internet-Investitionen um rund 58 Milliarden Euro auf 259 Milliarden Euro.

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