Winterflaute: Outdoor-Branche vor schwerem Jahr
In der Outdoor-Branche kriselt es. Der schwache Winter hat Lücken im Absatz gerissen und könnte auch die Umsätze im Sommer drücken. Zudem scheint vorerst Wander- und Nordic-Walking-Boom vorbei zu sein.
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Gersthofen - Nach der Übernahme durch den Stift- und Kosmetikhersteller Schwan-Stabilo will Europas größter Wanderrucksack-Hersteller Deuter auch im für die Branche schwierigen Jahr 2007 den Aufstieg fortsetzen. "Es hat sich für uns durch die Übernahme absolut nichts geändert", sagt Deuter-Geschäftsführer Bernd Kullmann. Der neue Besitzer mische sich nicht ins Tagesgeschäft ein. In diesem oder im nächsten Jahr will Deuter erstmals weltweit mehr als eine Million Rucksäcke verkaufen. Im vergangenen Jahr waren es 900.000.
Die Outdoor-Branche befindet sich derzeit in der Konsolidierung. Wegen wirtschaftlicher Probleme oder einer fehlenden Nachfolge im Familienunternehmen suchten viele Traditionsfirmen wie zum Beispiel die Schuhhersteller Lowa und Hanwag Unterschlupf bei großen Outdoor-Konzernen. Der Konzentrationsdruck könnte sich 2006 verstärken. Denn zum einen ist der ganz große Wander- und Nordic-Walking-Boom vorbei und die Wachstumszahlen normalisieren sich. Zudem könnte der schneearme Winter auch das Sommergeschäft in der Sportartikelindustrie dämpfen. Denn bei den Händlern stapelt sich noch die unverkaufte Winterware. "Den Händlern fehlt Liquidität", sagt Kullmann. Als Folge könnten sich die Geschäfte mit der Bestellung von Sommerware zurückhalten.
Produktion in Asien
Bei Deuter legte der Umsatz 2006 um 15 Prozent auf 30 Millionen Euro zu, seit 18 Jahren konnte die Firma kontinuierlich zulegen. In diesem Jahr dürfte sich das Wachstum allerdings etwas abschwächen, sagt Kullmann. "2006 war schon ein exorbitant gutes Jahr für uns." Auf dem deutschen Heimatmarkt - der die Hälfte der Erlöse beisteuert - profitiert der Hersteller davon, dass immer mehr Händler deutlich weniger Marken führen als früher. Das nützt in der Regel den drei größten Herstellern, während die anderen hinten runter fallen. Die Firma, die seit Jahren komplett in Asien fertigt, arbeitet laut Kullmann "ordentlich profitabel".
In Deutschland wächst der Outdoor-Markt zwar noch moderat, insgesamt ist der Markt für Wanderrucksäcke aber gesättigt. Deuter will daher verstärkt auf so genannte Daypacks setzen, die eher beim Stadtbummel als beim Bergsteigen zum Einsatz kommen. "Da hat man dann eine Riesenzielgruppe von 80 Millionen Menschen in Deutschland", sagt Kullmann. Derzeit machen die Daypacks etwa ein Fünftel des Absatzes aus, in den kommenden Jahren soll der Anteil verdoppelt werden.
Zusammenschluss zweier Familienunternehmen
Bei der langfristigen Entwicklung des Geschäfts profitiert Deuter von der weiter stabilen Eigentümerstruktur. "Wir stehen nicht unter dem Druck von Quartalsberichten", sagt Kullmann. Für die etablierte Marke hatten sich auch Finanzinvestoren interessiert. Vorbesitzer Michael Franke entschied sich aber gegen eine solche Lösung. Nun schlossen sich mit Deuter und Schwan-Stabilo zwei Familienunternehmen zusammen, die bisher in unterschiedlichen Branchen aktiv waren.
Der fränkische Schwan-Stabilo-Konzern war schon seit längerem auf der Suche nach einem dritten wirtschaftlichen Standbein. Dabei suchte Schwan-Stabilo ausdrücklich ein unabhängiges, erfolgreiches Unternehmen und nicht nach einer Sanierungsstory. Da Deuter kerngesund sei, gelte: "Wir müssen gar nichts verändern", sagte Sebastian Schwanhäußer, Konzerngeschäftsführer und Mitglied der Eigentümerfamilie. So kann Deuter weiterhin in Ruhe arbeiten. Manchmal würde sich Kullmann eher noch mehr Einmischung wünschen. Von der Erfahrung Schwan-Stabilos im Umgang mit Marken und mit dem Marketing wolle er gern profitieren. (Von Axel Höpner, dpa)
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