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Wirtschaft: Reformkurs in Frage gestellt

Für Tokio ging am Freitag eine Woche der schlechten Nachrichten zu Ende: am Mittwoch mussten sich Japaner von ihrer populären Außenministerin Makiko Tanaka verabschieden, die von Premierminister Koizumi wegen regierungsinterner Streitereien entlassen wurde. Daraufhin verlor der Nikkei-Index um über zwei Prozent.

Für Tokio ging am Freitag eine Woche der schlechten Nachrichten zu Ende: am Mittwoch mussten sich Japaner von ihrer populären Außenministerin Makiko Tanaka verabschieden, die von Premierminister Koizumi wegen regierungsinterner Streitereien entlassen wurde. Daraufhin verlor der Nikkei-Index um über zwei Prozent. Die Sorge der Aktienhändler: Koizumis ohnehin schleppend verlaufender Reformkurs werde sich mit dem Verlust Tanakas, einer wichtigen Stütze seines Kabinetts im Kampf gegen reformunwillige Gegner, weiter abschwächen.

Auf Reformen warten Investoren und Analysten schon seit der Hoffnungsträger Koizumi im Frühjahr letzten Jahres sein Amt antrat und sich vor allem die Erneuerung des Bankenwesens auf seine Fahnen geschrieben hatte - Reformen, die bisher jedoch eher halbherzig ausfielen.

Die tiefe Verunsicherung, die an der Tokioter Börse seit den Terroranschlägen vom 11. September herrscht, wird dadurch noch verstärkt. Damals im Herbst war der Nikkei drastisch unter die Marke von 10 000 Punkten gesackt und auf den tiefsten Stand seit Dezember 1983 gefallen. Bei 9610,10 Punkten kam er zum Stehen. Am Freitag schloss die Börse mit 9791,43 Punkten.

Doch nicht nur das politische Umfeld, auch das konjunkturelle Umfeld stimmt nicht. Die Verbraucher halten sich nach wie vor zurück, die Stimmung ist düster. Die Arbeitslosenrate kletterte im Dezember auf 5,6 Prozent, und zahlreiche Unternehmen haben ihre geplanten Börsengänge erst einmal bis auf unbestimmte Zeit verschoben; beispielsweise auch Nomura Research Institute, das Forschungsinstitut des größten japanischen Wertpapierhauses.

Die schwarzen Schafe der japanischen Wirtschaft sind aber die Banken. Nach jüngsten Angaben haben sich die so genannten faulen Kredite auf fast 37 Milliarden Yen erhöht. Das entspricht einem Zuwachs von über drei Milliarden Yen innerhalb der letzten sechs Monate. Japans Wirtschaftspartner, allen voran die USA, haben die japanische Regierung wiederholt aufgefordert, das Problem konsequent anzugehen. Bislang vergeblich. Darum wird das Thema auch auf dem Weltwirtschaftsforum in New York zur Sprache kommen - es befasst sich vor allem mit den konjunkturellen Schwierigkeiten in den USA, in Japan und Europa.

sh

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