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Börse am Abend: "Reinigendes Gewitter"

Der deutsche Aktienmarkt hat nach den deutlichen Kursverlusten des Vortags weiter nachgegeben. Im Schlepptau sich erholender US-Börsen konnten sich die wichtigsten Indizes in Frankfurt aber von ihren Tagestiefs entfernen.

Frankfurt/Main - Der Dax verlor bis zum Handelsende 1,53 Prozent auf 6715,44 Zähler - im frühen Handel war er bis auf 6640,99 Punkte gefallen. Am Dienstag hatte der deutsche Leitindex 2,96 Prozent verloren. Nach einem Kurssturz in China waren die Aktienmärkte weltweit auf Talfahrt gegangen.

Der MDax büßte 0,92 Prozent auf 9694,99 Zähler ein. Der TecDax fiel um 1,61 Prozent auf 803,42 Punkte - hier hatte das Minus zeitweise knapp 7 Prozent betragen.

Marktstratege Fidel Helmer von Hauck & Aufhäuser sprach von einem "reinigenden Gewitter" und einer "überfälligen technischen Reaktion". Von einer Trendwende wollte er indes nicht sprechen. "Die Rahmendaten haben sich nicht verschlechtert: Die Aktien sind weiter fair bewertet, die Unternehmen liefern überwiegend starke Bilanzen und es gibt kaum bessere Anlagealternativen." Nach Ansicht eines anderen Händlers hat sich die Panik vom Vorabend wegen der leichten Erholung in Schanghai etwas gelegt. Die Indizes an den chinesischen Börsen hatten knapp vier Prozent gewonnen, nachdem Peking Gerüchte um eine Steuer auf Kapitalerträge entkräftet hatte.

"Beutejagd" an schwächeren Tagen

Gegen den Trend stemmten sich an der Dax-Spitze die Aktien von Volkswagen mit plus 2,94 Prozent auf 95,34 Euro. "Seit Tagen ist hier ein großer Käufer im Markt, der sich systematisch an schwächeren Tagen große Stücke sichert", sagte ein Händler. Nun gehe das Gerücht um, dass sich Porsche über den Kauf von Vorzugsaktien eine Hintertür zur Komplettübernahme von VW sichert. "Das Elegante an dieser Variante ist, dass diese Geschäfte im Gegensatz zu einem Einstieg über die Stämme nicht gemeldet werden müssen", sagte ein Händler.

Unterdessen büßten Eon-Aktien am Indexende 3,98 Prozent auf 99,14 Euro ein. Der italienische Versorger Enel hat für mehr als vier Milliarden Euro knapp zehn Prozent an dem von Eon umworbenen spanischen Stromkonzern Endesa gekauft. "Die Nachricht erschwert die Übernahme für Eon erneut", sagte ein Händler.

Aktien der Münchener Rück gaben nach Zahlen um 3,40 Prozent auf 120,43 Euro ab. Der weltweit zweitgrößte Rückversicherer hat mit seinem Rekordergebnis 2006 die Erwartungen der Analysten großteils erfüllt, im vierten Quartal allerdings einen Gewinneinbruch verzeichnet. Nun stellt sich das Unternehmen für 2007 auf einen Gewinnrückgang ein.

Paris und London erneut im Minus

Im MDax gewannen Papiere der Airbus-Mutter EADS 1,17 Prozent auf 25,90 Euro. Der angeschlagene europäische Flugzeugbauer plant in den kommenden vier Jahren harte Sanierungsschritte. Wie Airbus-Chef Louis Gallois auf einer Pressekonferenz in Toulouse bekannt gab, sollen 10.000 Stellen wegfallen, davon allein 3700 in Deutschland und 4300 in Frankreich. Mindestens drei Werke stehen zur Disposition. Außerdem will Airbus die Entwicklungszyklen verkürzen, die Produktivität steigern und den Druck auf die Zulieferer erhöhen.

An der Wall Street stieg der US-Leitindex Dow Jones zum Handelsschluss in Europa um 0,87 Prozent auf gut 12.322 Punkte. Der EuroStoxx 50 verlor dagegen 1,67 Prozent auf 4087,12 Punkte. Auch in Paris und London schlossen die Börsen erneut im Minus.

Am Rentenmarkt sank die durchschnittliche Umlaufrendite der börsennotierten Bundeswertpapiere auf 3,96 (Dienstag: 3,99) Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,14 Prozent auf 116,78 Punkte. Der Bund Future verlor 0,22 Prozent auf 116,27 Punkte. Der Kurs des Euro fiel. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,3211 (1,3230) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7569 (0,7559) Euro.

Stand: 28.02.07 (18:35 Uhr)

(tso/dpa)

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