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Der Weihnachtsbaum muss kein Wegwerfprodukt sein. Vielerorts wird der Baum im Topf angeboten: zum Verkauf und zur Miete.

© Christin Klose/dpa-tmn

Rettung der Tanne: Weihnachtsbäume zu vermieten

Ein Start-up liefert lebendige Bäume und nimmt sie nach dem Fest zurück. Das soll die Tanne retten.

Weihnachten ohne Baum: Für die allermeisten Bundesbürger ist das undenkbar. Mit ihren immergrünen Zweigen sind Tannen und Fichten Symbole des neuen Lebens mitten im tiefen, dunklen Winter. Und darauf will niemand verzichten: 23 bis 25 Millionen Weihnachtsbäume werden jedes Jahr in Deutschland verkauft. Doch kaum sind die Festtage vorbei, landen die Bäume am Straßenrand. Start-ups und Gartencenter wollen das verhindern. Sie bieten Weihnachtsbäume zum Mieten an. Die Idee: Der Baum wird im Topf geliefert, und nach den Feiertagen zurückgeschickt. Doch geht dieses Konzept auf?

Das Start-up „Weihnachtsbaumfreunde“ aus Mainz ist von dem Konzept überzeugt. Den „lebenden Weihnachtsbaum“ haben sie jetzt bereits im zweiten Jahr in ihrem Online-Shop. Über die leuchtend-grüne Website kann man seinen Baum auswählen und deutschlandweit durch Lieferdienste zustellen lassen. Die Kosten schwanken zwischen 48 Euro bis 63 Euro. Der Transport erfolgt in Plastiknetz und Karton.

Sowohl der Gründer Thomas Müller als auch sein Mitarbeiter Martin Roth sind Handwerker. Im Winter gibt es für die beiden kaum Aufträge in ihrer eigentlichen Tätigkeit, da kommt der Tannenverkauf gerade recht. Die beiden Männer spannen für die Arbeit mit den Tannen auch ihre Familien mit ein. Gemeinsam schaffen sie es, rund 2000 Tannen zu vermieten oder zu verkaufen. Das Ziel des rheinländischen Start-ups ist es, die Anzahl an Bäumen, die im Müll landen, zu reduzieren. Die Kunden schicken die Bäume nach dem Fest wieder zurück, die Mainzer pflanzen sie wieder aus. Doch lieber wäre es den Weihnachtsbaumfreunden, wenn die Menschen den Baum behalten und ihn etwa auf den Balkon stellen, sodass er noch viele zukünftige Weihnachtsfeste miterleben kann. „Es werden weiter Bäume sterben müssen“, räumt Martin Roth ein, „aber wir wollen einen kleinen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten. Immerhin 50 Prozent der vermieteten Bäume können erfolgreich wieder anwachsen“.

Wiederanwuchs - "so ein Quatsch"

Der Geschäftsführer des Berliner Unternehmens „Traumtanne“, Andreas Hahn, hält das für „Quatsch“. Die Chance, dass der Baum bei 25 Grad in der Wohnung überlebt, ist gering, sagt er. Vor allem dann, wenn der Baum neben der Heizung steht oder nicht gegossen wird. Auch bei „Traumtanne“ werden Weihnachtsbäume vermietet, allerdings geschlagene ohne Topf.

Hahn bietet seinen Kunden ein Rundum-Sorglos-Paket: Lieferung, Schmücken, Abholen und Entsorgung. „Das ist eine Menge Arbeit!“, sagt Hahn. Der Andrang konzentriert sich auf die zwei bis drei Wochen vor Weihnachten, in denen die Leute ihre Bäume kaufen. „Die Miete bezieht sich bei uns vor allem auf den Schmuck und den Ständer“, erzählt er. Der Kunde soll wissen, dass am Ende alles wieder mitgenommen wird. Zwei Mitarbeiter liefern und schmücken den Baum, und kommen nach etwa vier Wochen zurück, um alles wieder abzubauen. Die Paketpreise reichen von etwa 200 Euro bei einer Höhe von 125cm bis 970 Euro bei einer fünf Meter großen Tanne.

Im Gegensatz zu den „Weihnachtsbaumfreunden“ aus Mainz wird Hahn nicht von Umweltschutzgedanken getrieben. Auch wenn er bereits seit seiner Jugend durch die Arbeit auf den Verkaufsständen eine „Affinität zu den Tannen“ entwickelt hat. Seine Kunden sind hauptsächlich Firmen im Berliner Raum, so wie er sie auch mit seinem zweiten Unternehmen „Partyausstatter24“ bedient.

Der "Baum im Topf" - auch in Berlin

Zwar haben sich in der Hauptstadt noch keine Start-ups an das Weihnachtsbaum-Miet-Konzept heran getraut, doch bieten zahlreiche Gartencenter in Berlin und Brandenburg den „Baum im Topf“ zum Kauf an. Auch hier wird ganz bequem bis zur Haustür geliefert. Deutschlandweit werden immerhin zehn bis zwölf Prozent der Weihnachtsbäume im Topf gekauft. Bei der Vermietung ist der Anteil der Abnehmer noch geringer.

Naturschutzverbände befürworten Initiativen zum Wiederanwuchs. Doch auch der Kauf von geschlagenen Bäumen aus dem Bio-Anbau sei bereits ein Schritt in die richtige Richtung, sagen Umweltschützer. Bäume von „Giftplantagen“, wo die Baum gespritzt werden, sollte man dagegen vermeiden.

Ob sich zukünftig mehr Unternehmer an die Vermietung des lebendigen Baumes wagen, bleibt fraglich. Das Risiko ist hoch, der Arbeitsaufwand groß. Und so werden sich wahrscheinlich nach wie vor Millionen Menschen den immergrünen, gefällten Baum ins Wohnzimmer stellen – doch für das Symbol des Lebens gibt es nach dem Fest keine Zukunft mehr.

Annika Schulz

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