Wirtschaft: Rundum-Verteidigung
Die Luftabwehr soll mobiler, flexibler und leistungsfähiger werden – mit weniger Soldaten
Das englische Akronym Meads (Medium Extended Air Defense System) beschreibt ziemlich genau, worum es sich bei dem Waffensystem handelt: ein bodengebundenes Luftabwehrsystem für Ziele in mittlerer Reichweite von bis zu 30 Kilometern, das dem Schutz von Truppen in Auslandseinsätzen sowie von Einrichtungen im Inland dient. Solche Ziele können Kampfflugzeuge oder Hubschrauber sein, aber auch ferngelenkte Drohnen, Marschflugkörper und Raketen, die in bis zu 1000 Kilometern Entfernung gestartet werden. Ausdrücklich nicht ausgelegt ist Meads zum Abfangen von Langstreckenraketen, ebenfalls wirkungslos ist es gegen Raketen oder Granatfeuer aus nächster Nähe.
Das System besteht aus mehreren Container-Komponenten , die auf leichten Lkws montiert sind und – weil sie leichter und kompakter sind als ihre Vorgänger – problemlos mit Transportflugzeugen wie dem künftigen Airbus A-400M in alle Welt gebracht werden können. Für den Einsatz rund um die Uhr werden lediglich 36 Soldaten benötigt. Im Gegensatz dazu muss das bisherige Patriot-System, das die Bundeswehr seit 1989 im Bestand hat, von insgesamt hundert Personen bedient werden.
Das Herzstück bei Meads ist ein Hochleistungsradar , das den Luftraum im 360-Grad-Umkreis komplett überwachen kann – das Patriot-System blickt nur im 90-Grad-Winkel in den Himmel. Zusätzlich sind Verbindungen zu Überwachungsflugzeugen oder -satelliten möglich, so dass sich nähernde feindliche Flugobjekte frühzeitig identifiziert werden. Sobald das Objekt in Abschussreichweite ist, wird ein Lenkflugkörper über ein so genanntes Feuerleitradar ins Ziel geschossen. Da zu einem System mindestens zwei Feuerleitradars gehören, können mehrere Objekte gleichzeitig abgefeuert werden.
Die Ziele sollen mit einer weiterentwickelten Patriot-Rakete – der PAC-3 – zerstört werden: In einer Distanz von bis zu 25 Kilometern soll das feindliche Objekt durch direkte Kollision vernichtet werden. Frühere Patriot-Versionen hatten ihren Sprengkopf lediglich in die Nähe des Ziels manövriert und ihn dort explodieren lassen in der – wie sich zeigte, oft allzu optimistischen – Annahme, dass Explosionsdruck und Splitter den Angreifer zerstören. Die PAC-3, erstmals im Irakkrieg Anfang 2003 im Einsatz, kann auch von älteren Patriot-System verschossen werden. Erwogen wird zusätzlich, die deutschen Meads-Systeme mit einem „Zweitflugkörper“ zu bestücken. Dafür soll die infrarotgesteuerte IRIS-T-Rakete – ein europäisches Projekt –, die für den Abschuss von Flugzeugen wie dem Eurofighter entwickelt worden ist, zu einem auch vom Boden aus abschießbaren Flugkörper weiterentwickelt werden. bib/jzi
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