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Wirtschaft: Russische Kreditinstitute verlieren Lizenz

MOSKAU . Die russische Oneximbank, einst eines der größten und einflußreichsten Geldhäuser des Landes, hat am Dienstag abend ihre Lizenz verloren.

MOSKAU . Die russische Oneximbank, einst eines der größten und einflußreichsten Geldhäuser des Landes, hat am Dienstag abend ihre Lizenz verloren. Die russische Zentralbank entzog ihr und den Großbanken Mosbusinessbank, Promstroibank und Meschkombank wegen der schlechten Finanzlage die Lizenzen. Das meldete die Nachrichtenagentur Interfax. Russische Beobachter kritisierten den Lizenzentzug und führten ihn auf den Druck des Internationalen Währungsfonds (IWF) zurück. Der IWF hatte eine schnellere Sanierung des schwer angeschlagenen russischen Bankensektors und die Schließung maroder Kreditinstitute als Voraussetzung für weitere Kredite gefordert.Die private Oneximbank galt vor der russischen Finanzkrise vom vergangenen August als viertgrößte Bank Rußlands. Sie ist als Großaktionärin unter anderem am sibirischen Buntmetallkonzern Norilsk Nickel und an der Ölgesellschaft Sidanko beteiligt. Der langjährige Bankchef Wladimir Potanin war von 1996 bis 1997 Erster Vize-Ministerpräsident. Zusammen mit dem US-Finanzier George Soros hatte die Oneximbank 1997 ein Viertel der Aktien der Telekom-Holding Swjasinvest erworben. Soros hatte die Investition später als einen Fehler bezeichnet.Mit der Finanzkrise geriet die Bank unter Druck. Wie zahlreiche andere russische Banken hatte sie Termingeschäfte mit Devisen abgeschlossen, aus denen nach der Abwertung des Rubel hohe Verluste drohten. Ein Großteil dieser Geschäfte ist bisher allerdings nicht abgewickelt worden. Im Herbst waren in Großbritannien Konten der Bank eingefroren worden. Auch ohne die Termingeschäfte schuldet die Oneximbank ausländischen Geldgebern Medienberichten zufolge noch 800 Mill. Dollar (rund 1,5 Mrd. DM). Schon seit mehreren Monaten kann sie ihren Verpflichtungen nicht nachkommen. Bis zuletzt wurde mit den Gläubigern über eine Umschuldung verhandelt.Die Mosbusinessbank und die Promstroibank hielten vor der Krise jeweils den elften und den 18. Platz in der Liste der russischen Kreditinstitute. Ob der Lizenzentzug das Ende der vier Kreditinstitute bedeutet, blieb unklar.Bankexperten kritisierten den Lizenzentzug angesichts angeblicher Fortschritte bei den Umschuldungsgesprächen der Banken mit den Gläubigern. Ein nicht namentlich genannter "ranghoher Bankexperte" sagte Interfax zufolge, die Lizenzen seien "wegen des Drucks des IWF und der Weltbank entzogen worden, die keine Argumente hören wollten". Der Internationale Währungsfonds habe jüngst in einem Brief gefordert, mehreren Geldhäusern die Lizenzen zu entziehen. Die Zentralbank sei gegen einen solchen Lizenzentzug gewesen, die Regierung habe jedoch die Forderungen des Währungsfonds unterstützt, hieß es.Der frühere Vize-Zentralbankchef Sergej Aleksaschenko sagte, mit Ausnahme der Promstroibank hätten die Kreditinstitute gute Aussichten auf eine Einigung mit ihren Gläubigern binnen eines Monats gehabt. Auch er führte die Entscheidung der Zentralbank auf den Druck westlicher Finanzorganisationen zurück.

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