zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Saban will Pro Sieben Sat 1 doch behalten

Investoren hoffen auf weitere Wertsteigerung

Berlin – Die Investoren um den US-Medienunternehmer Haim Saban haben beschlossen, den Verkaufsprozess für Pro Sieben Sat 1 zu stoppen. Saban begründete die Entscheidung am Montag mit der äußerst positiven Entwicklung des Fernsehkonzerns. Kommende Woche wird der Vorstand die Bilanz des Geschäftsjahres 2005 präsentieren. Die Zahlen können sich sehen lassen: Der Umsatz stieg um 8,4 Prozent auf knapp zwei Milliarden Euro, das Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) verbesserte sich um 30 Prozent auf 418,5 Millionen Euro, das Vorsteuerergebnis gar um 61 Prozent auf 351 Millionen Euro; auch bei den Zuschauern gewann die Sendergruppe Anteile.

Nachdem der Verlag Axel Springer seine kartell- und medienrechtlich untersagten Übernahmepläne vor zwei Wochen aufgegeben hatte, bekundeten zahlreiche potenzielle Käufer bei Saban ihr Interesse an Pro Sieben Sat 1: zum einen Medienkonzerne wie TF-1 aus Frankreich, das Tochterunternehmen NBC des US- Mischkonzerns General Electrics sowie SBS Broadcasting aus Luxemburg, aber auch Firmen der Private-Equity-Branche wie Apax und Goldman Sachs. Dem Vernehmen nach soll die Investmentbank J. P. Morgan ein Bieterverfahren organisiert haben, bei dem Interessenten bis vergangenen Donnerstag Zeit hatten, ihr Höchstgebot abzugeben. Doch die Investoren um Saban scheinen sich mehr auszurechnen.

Für 7,50 Euro pro Aktie stieg die Saban Capital Group 2003 mit den Partnern Alpine, Bain, Hellman & Friedman, Providence, Putnam, Lee und Quadrangle bei Pro Sieben Sat 1 ein. Für 23,37 Euro hätte Minderheitsgesellschafter Springer die 88 Prozent der US- Investoren übernommen. Jetzt spekulieren sie darauf, den Unternehmenswert noch weiter steigern zu können. Dafür brauchen Saban und seine Partner Zeit und Handlungsspielraum. Beides gewinnen sie, indem sie die Verkaufsabsichten für beendet erklären.

Fast täglich kündigt ProSieben Sat 1 derzeit Neues an: etwa den Vertragsabschluss mit Kabel Deutschland über die digitale Einspeisung der über Satellit empfangbaren Programme oder die Verbreitung des Auslandsprogramms „ProSieben Sat 1 Welt“ über das US-Kabel. Andere Projekte sind weit gediehen, etwa das Angebot an Werbekunden, regional Spots zu schalten. Die WM verspricht zusätzliche Einnahmen. Daneben brauchen Saban und seine Partner aber eine Vision, die die Gewinnfantasien möglicher Käufer weiter beflügelt. Entsprechend gehen Branchenkenner davon aus, dass Saban an eine Übernahme von Premiere denkt. Seit dem Verlust der Bundesligarechte verliert Premiere an der Börse und gilt als Übernahmekandidat. Mit ihm könnte Pro Sieben Sat 1 als größter deutscher Fernsehkonzern Abo-, frei empfangbares und digitales TV unter einem Dach vereinen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false