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Wirtschaft: SAP verliert an Wert

Die Software-Umsätze wachsen nicht so stark wie erhofft. Der Kurs bricht um fast acht Prozent ein

Berlin – Der Softwarekonzern SAP hat am Freitag mehr als vier Milliarden Euro seines Börsenwerts verloren. Als Reaktion auf schwächere Umsatzzahlen verkauften die Anleger massenhaft SAP-Aktien; der Kurs der Papiere sank an der Frankfurter Börse um fastacht Prozent.

Anlass für die scharfe Reaktion der Finanzmärkte war eine Pflichtmitteilung des Konzerns vom späten Donnerstagabend, in der er die vorläufigen Ergebnisse für das Jahr 2006 bekannt gab. Demnach sind die Umsätze aus dem Verkauf von Softwarelizenzen im Gesamtjahr nur um elf Prozent auf 3,1 Milliarden Euro gestiegen. SAP verfehlte damit klar das selbst gesteckte Ziel von 15 bis 17 Prozent Steigerung. Auch die Analysten hatten mit einem stärkeren Plus gerechnet.

Besonders das letzte Quartal 2006 hat SAP die Jahresbilanz verhagelt: Im Vergleich zum Vorjahr wuchs der Softwarelizenzumsatz um sieben Prozent auf 1,26 Milliarden Euro. Im vierten Quartal 2005 hatte das Walldorfer Unternehmen noch einen Anstieg von 18 Prozent im Jahresvergleich erzielt.

„Vor allem das Wachstum in den USA war eine riesige Enttäuschung“, sagte Heinz Steffen, Analyst bei Fairesearch, dem Tagesspiegel. Dort war das Geschäft im vierten Quartal nur um vier Prozent gewachsen. Dies deute darauf hin, dass der Walldorfer Softwarekonzern dort Marktanteile gegenüber dem wichtigsten Konkurrenten Oracle verloren habe, sagte Steffen. SAP äußerte sich nicht zu den USA. Weltweit sei der Marktanteil aber um drei Prozentpunkte auf 24,2 Prozent gestiegen.

SAP ist der weltweit größte Anbieter von Firmensoftware. Durch zahlreiche Zukäufe ist der amerikanische Oracle-Konzern aber in den vergangen Jahren zu einem harten Konkurrenten aufgestiegen – vor allem in den USA. Doch auch Oracle hatte kurz vor Weihnachten ein schwächeres Wachstum bei den Lizenzumsätzen bekannt gegeben. Diese Umsätze sind für die Branche eine entscheidende Größe, weil der Verkauf neuer Software Umsätze mit Wartung, Service und Beratung nach sich zieht. „Das Lizenzgeschäft ist der wichtigste Indikator für die Zukunft, weil darauf alles andere aufbaut“, erklärt Analyst Steffen.

Die übrigen Zahlen fielen weniger enttäuschend aus: Der Gesamtumsatz legte um elf Prozent auf 9,43 Milliarden Euro zu. Die bereinigte operative Gewinnmarge stieg um 0,6 bis 0,7 Prozentpunkte auf rund 29 Prozent. „Das Ergebnis ist in Ordnung“, sagte Analyst Steffen.

Für den Rückgang bei den Lizenzumsätzen machten die Experten unter anderem den starken Euro verantwortlich, der die Produkte in den USA gegenüber denen der dortigen Konkurrenten verteuere. Ob auch fundamentale Probleme dahinterstecken, darüber rätseln die Analysten noch: „Offenbar sind im letzten Quartal nicht mehr genügend Aufträge unter Dach und Fach gebracht worden“, sagte Michael Bahlmann, Software-Experte der Bank M.M. Warburg, dem Tagesspiegel. Ob dies ein einmaliger Ausreißer sei oder eine generelle Wachstumsschwäche des Marktes sei noch offen. „Die Produkte sind gut“, sagte Fairesearch-Experte Steffen. Allerdings könne es sein, dass die Nachfrage dauerhaft langsamer wachse. „Das ist jetzt ein Knackpunkt“, sagte Steffen. „Die Frage ist, ob es das Ende der Wachstumsstory ist.“ Die Analysten müssten nun überlegen, ob die hohe Bewertung der Aktie auf Dauer gerechtfertigt sei. Neuen Aufschluss darüber werde die Jahresprognose geben, die das Unternehmen am 24. Januar vorstellen will.

Einige Banken reagierten bereits am Freitag. Goldman Sachs strich SAP von der europäischen Empfehlungsliste, stufte die Aktie von „kaufen“ auf „neutral“ herunter und senkte das Kursziel um 20 Prozent von 49 auf 39 Euro. Es sei fraglich, ob der Konzern das Wachstumstempo der vergangenen Jahre halten könne. Andere Institute, wie die Citigroup und Société Générale, änderten ihre Einstufungen nicht. M.M. Warburg-Analyst Bahlmann kündigte an, das Kursziel voraussichtlich zu senken, seine Kaufempfehlung aber beizubehalten. JP Morgan hatte SAP schon im Sommer zurückgestuft und erneuerte diese Einschätzung. „Wir erwarten auch ein schwaches Jahr 2007“, schreiben die Experten.

Stefan Kaiser

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