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Wirtschaft: Schon wieder ein Microsoft-Prozess

Diejenigen, die Microsoft vor Gericht und nicht auf dem Markt zu Fall bringen wollen, können kein Nein akzeptieren. Schon lange hätten sich Unternehmen wie Sun Microsystems und Netscape nach dem für sie enttäuschenden Prozess gegen Microsoft an die EUKommission wenden können.

Diejenigen, die Microsoft vor Gericht und nicht auf dem Markt zu Fall bringen wollen, können kein Nein akzeptieren. Schon lange hätten sich Unternehmen wie Sun Microsystems und Netscape nach dem für sie enttäuschenden Prozess gegen Microsoft an die EUKommission wenden können. Diese ist eine Zuflucht für kartellrechtliche Klagen, die an US-Gerichten nicht durchkamen. Aber für die Zerschlagung von Bill Gates‘ Geldmaschine hatte die Kommission bisher nicht die Macht. Also wartete man ab.

Aber vor wenigen Tagen trat, beinahe unbemerkt, eine Änderung des europäischen Kartellrechts in Kraft, durch die EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti Fusionen in Anti-Monopolprozessen auflösen kann. Prompt legte die amerikanische Computer and Communications Industry Association (CCIA), die Sun, Time Warner und andere vertritt, Beschwerde bei der EU ein. Sie verlangte die Firmenzerschlagung, der in den USA nicht stattgegeben wurde.

Wie ernst Monti diese Beschwerde nehmen wird, ist noch unklar. Insbesondere die „Bündelung“ von Funktionen im Windows- Betriebssystem stört die Kläger. Damit könne man – grauenhaft! – Musik und Videos spielen, E-Mails abrufen und chatten – und das alles, ohne separat Software kaufen zu müssen. Natürlich gibt es Leute, die mit den Leistungen von Windows nicht zufrieden sind – und für die gibt es genug Konkurrenzprodukte. Aber die meisten Benutzer geben sich mit der mittelmäßigen Software von Microsoft zufrieden, weil sie so die Software nicht einzeln installieren müssen. So wurden alle Programme, die man früher einzeln kaufen musste, dank der Schwemme der Microsoft-Versionen zu Standards. Und diesen Prozess will die CCIA aufhalten.

Wer der Idee anhängt, Microsoft einzufrieren, damit andere Software produzieren können, sollte sich an den Stand der Betriebssysteme von 1992 erinnern. Eine CD abspielen mit Windows 3.1? Kostet extra. Instant Messaging? Gibt es nicht. Das Einfrieren von Microsoft bedeutet den Tod von Windows, weil es mit den Neuerungen der Computernutzung nicht mehr mitkommt. Darüber hinaus wurde dieser Fall schon von US-Gerichten abgelehnt. Mario Monti täte gut daran, die Gerichtstouristen von der CCIA ein für alle Mal nach Hause zu schicken.

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