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Wirtschaft: Siemens-Handys von Motorola

Die Münchner Siemens AG wird ab Ende 2002 vom US-Konkurrenten Motorola mit neuen, internetfähigen UMTS-Mobiltelefonen beliefert werden. Dadurch könne man nun das von Konzernchef Heinrich von Pierer gemachte Versprechen erfüllen, im vierten Quartal dieses Jahres UMTS-Geräte auf den Markt zu bringen, sagte ein Siemens-Sprecher am Montag in München.

Die Münchner Siemens AG wird ab Ende 2002 vom US-Konkurrenten Motorola mit neuen, internetfähigen UMTS-Mobiltelefonen beliefert werden. Dadurch könne man nun das von Konzernchef Heinrich von Pierer gemachte Versprechen erfüllen, im vierten Quartal dieses Jahres UMTS-Geräte auf den Markt zu bringen, sagte ein Siemens-Sprecher am Montag in München. Motorola habe als weltweit zweitgrößter Handyproduzent hinter Nokia einen Zeitvorsprung in der UMTS-Technologie und könne derzeit als einziger Produzent entsprechende Geräte bauen.

Nach der zuletzt gescheiterten UMTS- Kooperation mit dem japanischen Toshiba- Konzern habe Siemens Zeit verloren, kommentierte ein Branchenkenner. "Jetzt sind wir wieder vorne dran," erwiderte ein Siemens-Sprecher. An der Börse kommt die Motorola-Kooperation gut an. In einem allgemein stagnierenden Dax stieg die Siemens-Aktie nach dessen Bekanntgabe um gut 1,22 Prozent auf 68,02 Euro an. "Hier werden Löcher gestopft," urteilte ein Analyst des Privatbankhauses Merck Finck über das Abkommen. Siemens könne nun gegenüber Europas Telekomfirmen ausgesprochene Lieferverpflichtungen erfüllen. Ohne Motorola-Handys hätte Siemens Ende 2002 ohne UMTS-Geräte dagestanden und gegenüber Konkurrenten an Boden verloren. Für 2003 schätzen Experten das Marktvolumen von UMTS- Handys auf europaweit fünf bis sieben Millionen Geräte. Siemens war 2001 mit einem Weltmarktanteil von 7,4 Prozent bei Mobiltelefonen hinter Nokia und Motorola mit knapp 29 Millionen verkauften Siemens- Handys die Nummer drei im Markt.

Offiziell bezeichnet Siemens die mit Motorola geschlossene Vereinbarung als technische Zusammenarbeit von strategischer Bedeutung. De facto ist es eine klassische Lieferbeziehung. Bis Ende 2004 beziehen die Münchner komplette UMTS-Handys vom US-Konzern. Auch danach liefert Motorola mit UMTS-Chipsätzen das Herzstück der neuen Geräte. Die würden von Siemens ab 2004 mit eigener Software und Gehäusen ergänzt, sagen Siemens-Sprecher.

Exklusiv ist die Kooperation nicht. Siemens will künftig auch von anderen Anbietern wie etwa ihrer Ex-Tochter Infineon das Innenleben von UMTS-Handys kaufen. Motorola seinerseits kann zusätzlich Siemens-Konkurrenten bedienen. Welche Stückzahlen Motorola an Siemens liefert, teilten beide Partner ebensowenig mit wie die vereinbarten Preise.

Keinesfalls bedeute die Vereinbarung mit Motorola einen ersten Schritt zur Zusammenlegung der Handy-Sparten beider Konzerne, stellte ein Siemens-Sprecher klar. "Das ist nicht der große Wurf," sagte er. Analysten glauben ebenfalls nicht an eine "enge Freundschaft" mit dem US-Konzern, der 2001 bei Handys rund 15 Prozent Weltmarktanteil erreicht hat. Denn Siemens werde sich nicht in die Rolle eines Juniorpartners fügen, was angesichts der Größenverhältnisse im Handy-Geschäft unvermeidbar wäre. Infineon als bisheriger Siemens-Hauptlieferant für Handytechnologie fühlt sich durch die Vereinbarung mit Motorola indessen nicht an den Rand gedrängt.

Auch Infineon werde Siemens künftig mit UMTS-Chipsätzen beliefern, sagte ein Infineon-Sprecher. Vereinbart ist das bislang nicht. Siemens werde durch Motorola bei Handys aber fraglos weniger abhängig von Infineon, sagen Bankanalysten, die das begrüßen. Die Infineon-Aktie konnte im Dax um 1,74 auf 22,80 Euro zulegen. Siemens war im vergangenen Geschäftsjahr mit der Mobilfunksparte nach einer falschen Markteinschätzung mit mehr als 300 Millionen Euro bei gut elf Milliarden Euro Umsatz tief in die Verlustzone geraten. Nach einem harten Kurswechsel und dem Abbau 1000er Stellen schreibt das Handy-Geschäft wie auch die gesamte Mobilfunksparte von Siemens nun wieder schwarze Zahlen.

tmh

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