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Wirtschaft: Siemens rüstet sich für weiteres Krisenjahr

Größter deutscher Elektronikkonzern verdient trotz Umsatzminus mehr/Quartalszahlen enttäuschen

München (nad). Trotz der weltweiten Krise der HightechIndustrie hat der größte deutsche Technologiekonzern Siemens seinen Gewinn im abgelaufenen Geschäftsjahr gesteigert. Die guten Zeiten scheinen nun allerdings vorbei zu sein: Das vierte Quartal fiel enttäuschend aus, und auch für das gesamte Geschäftsjahr 2002/2003 gab Konzernchef Heinrich von Pierer einen düsteren Ausblick. Die Siemens-Aktie fiel bis zum Börsenschluss um 1,64 Prozent auf 43,90 Euro.

Der Jahresüberschuss habe sich in dem im September abgelaufenen Geschäftsjahr 2001/2002 von 2,1 auf 2,6 Milliarden Euro erhöht, teilte Siemens am Mittwoch in München mit. Der Umsatz blieb mit 84 Milliarden Euro dagegen um drei Prozent unter dem Vorjahreswert. Auch der Auftragseingang ging um sieben Prozent zurück. „Wir können mit unserem Jahresabschluss durchaus zufrieden sein", sagte von Pierer. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen habe die Mehrzahl der 13 Geschäftsbereiche Ergebnisfortschritte erzielt. Darüber hinaus hat von Pierer zufolge eine Reihe von Sondereinflüssen das Ergebnis positiv beeinflusst.

Quartalsergebnis bricht ein

Das vierte Quartal des abgelaufenen Geschäftsjahres fiel dagegen erwartungsgemäß schlecht aus. Belastet durch hohe Restrukturierungsmaßnahmen betrug das Konzernergebnis nach Steuern nur noch 53 Millionen Euro. Im dritten Quartal hatte Siemens noch einen Überschuss von 725 Millionen Euro erwirtschaftet. Zu dem schlechten Ergebnis trug vor allem die defizitäre Netzwerksparte ICN bei, die seit Monaten mit der Flaute im Telekommunikations-Geschäft zu kämpfen hat. Im gesamten Geschäftsjahr hatte ICN einen Verlust von 691 Millionen Euro verbucht. Seit April 2001 hat Siemens in diesem Bereich schon mehr als 11000 Stellen abgebaut. Von Pierer zeigte sich jedoch zuversichtlich, bis zum vierten Quartal des laufenden Geschäftsjahres die Ertragswende bei ICN zu schaffen. „Wir werden dazu alle Anstrengungen unternehmen", sagte er.

Im abgelaufenen Jahr gab es aber auch Lichtblicke bei Siemens: Zugpferd des Konzerns war die Kernkraftsparte Power Generation, die von einem Gasturbinen-Boom und den USA profitierte und mit einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 1,6 Milliarden Euro an der Spitze aller operativer Siemens-Bereiche lag. Auch die Sparte Medizintechnik lief sehr gut: Mit einem Plus von 26 Prozent beim Ebit verzeichnete sie einen Ergebnisrekord. Für die meisten Sparten erwartet von Pierer, dass sie die im Rahmen der so genannten „Operation 2003“ gesteckten Renditeziele bis September 2003 erreichen werden oder ihnen „möglichst nahe kommen".

Milliarden-Zuschuss für Pensionsfonds

Für das laufende Geschäftsjahr gab Konzernchef von Pierer einen verhaltenen Ausblick. „Das Jahr 2003 wird ein Jahr der Herausforderungen", sagte er. Bei den Planungen habe man keine durchgreifende Besserung des wirtschaftlichen Umfeldes unterstellt. Nach der Bereinigung des Portfolios und Belastungen für den Pensionsfonds erwarte Siemens eher rückläufige Volumenzahlen. Der Pensionsfonds, der vor allem mit Aktien der Siemens-Tochter Infineon gefüllt ist, wies wegen des Kursverfalls der Infineon-Aktie zum Ende des Geschäftsjahres 2001/2002 eine Unterdeckung von rund sechs Milliarden Euro aus. Siemens musste im vierten Quartal rund 1,8 Milliarden Euro nachschießen. Anfang 2003 sollen weitere 819 Millionen Euro in die deutschen und britischen Pensionspläne gesteckt werden.

Im Management hat Siemens einen Generationenwechsel eingeläutet. Der Aufsichtsrat berief am Mittwoch Thomas Ganswindt und Klaus-Christian Kleinfeld zum 1. Dezember in den Vorstand. Beide gelten als harte Sanierer und mögliche Nachfolger für Konzernchef Heinrich von Pierer, dessen Vertrag noch bis September 2004 läuft. Zu Spekulationen, Siemens wolle seinen Firmensitz nach Österreich verlegen, sagte Finanzchef Heinz-Joachim Neubürger: „Jegliche Spekulationen sind absolut aus der Luft gegriffen".

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