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Baut um. Siemens-Chef Joe Kaeser streicht weltweit 7800 Jobs.

© Rainer Jensen/dpa

Update

Umbau und Stellenabbau: Siemens streicht weltweit 7800 Arbeitsplätze

Siemens startet den größten Konzernumbau seit 25 Jahren. Weltweit gehen dabei 7800 Jobs verloren - davon 3300 in Deutschland. Eine weitere Nachricht schockt den Konzern: Ex-Finanzchef Neubürger begeht Selbstmord.

Der Elektrokonzern Siemens streicht bei seinem tiefgreifenden Umbau weltweit rund 7800 Arbeitsplätze, davon etwa 3300 in Deutschland. Das teilte das Unternehmen am Freitag in München mit. Es gehe vor allem um Verwaltungsstellen. Einzelheiten zu den betroffenen Regionen und Standorten teilte Siemens zunächst nicht mit. „Mit unserem Unternehmenskonzept Vision 2020 wollen wir das Unternehmen wieder auf nachhaltigen Wachstumskurs bringen und die Profitabilitätslücke zu den Wettbewerbern schließen“, erklärte Vorstandschef Joe Kaeser. Bereits bekannt ist, dass zusätzlich in der Siemens-Energiesparte rund 1200 Jobs wegfallen sollen.

Betriebsbedingte Kündigungen sollen vermieden werden

Man werde nun zeitnah in Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern eintreten und konstruktiv nach sozialverträglichen Lösungen suchen, erklärte die neue Siemens-Personalchefin Janina Kugel. Betriebsbedingte Kündigungen sollten entsprechend geltender Vereinbarungen in dem Unternehmen vermieden werden. Vorstandschef Joe Kaeser hatte den größten Konzernumbau bei Siemens seit 25 Jahren im Mai 2014 gestartet. Die Sektoren-Einteilung des Geschäfts wurde gekippt, die Zahl der Divisionen von 16 auf neun reduziert, die Medizintechnik wird verselbstständigt. Mit dem Umbau will Siemens die Kosten um eine Milliarde Euro drücken.
Die Einsparungen sollen in Innovationen, eine höhere Produktivität und Wachstum investiert werden, wie Siemens erklärte.

Mehr Kundennähe, niedrigere Kosten

Das Management hatte sich zuvor mit Vertretern der Arbeitnehmer beraten. Dabei waren bereits erste Zahlen zu dem geplanten Jobabbau durchgesickert. Kaesers Ziel ist es, den Elektroriesen insgesamt stärker auf Trab zu bringen und die Kundennähe zu erhöhen. Geschäftlich lief es für Siemens zuletzt nicht rund. Für das erste Quartal des laufenden Geschäftsjahres (30. September) hatte Kaeser einen Gewinneinbruch vorlegen müssen. Grund dafür waren unter anderem Zinseffekte. Siemens kämpft aber auch mit Problemen im wichtigen Energiegeschäft. Die IG Metall hatte die Pläne zum Stellenabbau zunächst nicht kommentiert. Arbeitnehmervertreter sehen die Einschnitte aber schon lange kritisch. „Ich habe es satt, dass immer wieder Personalabbau als alternativlose Lösung propagiert wird“, sagte die Gesamtbetriebsratsvorsitzende Birgit Steinborn.

Ex-Finanzchef Neubürger ist tot

Siemens wurde am Freitag von einer weiteren Nachricht geschockt: Der ehemalige Siemens-Finanzchef Heinz-Joachim Neubürger ist tot. Das hatte bereits am Donnerstag die Deutsche Börse bestätigt, wo der 62-Jährige seit Mai 2012 im Aufsichtsrat saß. Das "Manager Magazin" berichtete in seiner Online-Ausgabe, Neubürger habe sich das Leben genommen.

Heinz-Joachim Neubürger ist tot. Er war bis 2006 Finanzchef von Siemens.
Heinz-Joachim Neubürger ist tot. Er war bis 2006 Finanzchef von Siemens.

© imago/Stephan Görlich

“Die Nachricht vom Tod unseres Aufsichtratsmitgliedes Heinz-Joachim Neubürger macht uns sehr betroffen“, erklärte Deutschlands größter Börsenbetreiber. “Herr Neubürger war für uns ein geschätzter Ratgeber und Gesprächspartner. Er wird uns als Mensch und als Aufsichtsrat fehlen.“ Neubürger war bis 2006 Finanzchef von Siemens. Ein später folgendes Ermittlungsverfahren im Rahmen der Korruptionsaffäre beim Münchener Konzern wurde gegen eine Geldauflage eingestellt. Sein einstiger Arbeitgeber forderte von ihm obendrein Schadenersatz. In erster Instanz wurde Neubürger zur Zahlung von 15 Millionen Euro verurteilt, legte gegen das Urteil jedoch Berufung ein. Im Dezember 2014 einigte sich Siemens nach eigenen Angaben mit Neubürger, den Streit gegen eine Zahlung von 2,5 Millionen Euro zu beenden. Neubürger erkannte die ihm vorgeworfenen Pflichtverletzungen damit nicht an. dpa/rtr

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