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Wirtschaft: Sparquote in Deutschland geht weiter zurück

FRANKFURT (MAIN)/BERLIN (ro/dr).Die Haushalte in Deutschland sparen immer weniger.

FRANKFURT (MAIN)/BERLIN (ro/dr).Die Haushalte in Deutschland sparen immer weniger.Legten sie 1991 noch 13,2 Prozent ihres verfügbaren Einkommens auf die hohe Kante, lag die Sparquote 1997 nur noch bei 10,9 Prozent.Das hat die Bundesbank in ihrem jüngsten Monatsbericht festgestellt.Als Konsequenz der von der rot-grünen Regierung geplanten Halbierung des Steuerfreibetrages erwarten Experten einen verstärkten Run auf Immobilien.

Obwohl die deutschen Haushalte statistisch gesehen immer reicher wurden - das Reinvermögen stieg von 1991 bis 1997 von 8,8 auf gut 12 Mrd.DM - sank die Ersparnisbildung auch absolut und zwar von 257,3 Mrd.DM auf 248,3 Mrd.DM.Die Gründe: hohe Arbeitslosigkeit, steigende Abgaben und sinkende Realeinkommen.Eine Triebfeder des "Absparens" seien vermutlich auch persönliche Erwartungen künftiger Erbschaften.Allein das Erbvolumen dürfte sich derzeit auf 200 Mrd.DM bis 250 Mrd.DM pro Jahr belaufen, heißt es.

Auch beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband verweist man auf die Entwicklung der Realeinkommen.Viele Bürger könnten angesichts eines stagnierenden oder gar rückläufigen Einkommens einfach nicht mehr sparen.Zudem könnten sich Sparer, die einmal nominal zehn Prozent für eine zehnjährige Anleihe bekommen hätten, nur schwer an knapp vier Prozent Zinsen gewöhnen, die man heute für eine solche Anlageform bekommt.Der Bundesverband der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken hat ähnliche Beobachtungen gemacht.Dort geht man sogar davon aus, daß die Sparquote im vergangenen Jahr - wenn auch nur leicht - weiter gesunken ist.

Keinen direkten Zusammenhang sehen die Experten aber zwischen dem nachlassenden Sparanstrengungen und den diskutierten Steueränderungen, etwa der Halbierung der Sparerfreibeträge oder einer Verlängerung der Spekulationsfrist bei Aktien.Eher werde es wohl zu Umschichtungen kommen, heißt es.Zum Teil könnten sich die erwarteten Effekte sogar aufheben, wird beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin vermutet.Zwar würden Sparer durch die Senkung der Freibeträge belastet, Familien mit Kindern sollen jedoch durch die Steuerreform entlastet werden.

Vermögensumschichtungen und eine Veränderung bei den Sparformen hat die Bundesbank bereits für den Zeitraum von 1991 bis 1997 festgestellt.Banken konnten dabei nach Angaben der Währungshüter immer weniger Geld anziehen, weil die Anleger viel stärker als früher auf die Rendite achten.Die Folge: Die Aktienanlage - direkt oder indirekt über Investmentfonds - hat bedingt auch durch den seit 1993 anhaltenden Börsenaufschwung und ausgelöst durch den Börsengang der Telekom 1997 deutlich an Attraktivität gewonnen.1996 und 1997 steckten die Deutschen 15,5 Mrd.DM direkt in Aktien, 68,7 Mrd.DM flossen in Investmentfonds.Insgesamt entfiel seit 1991 jede zehnte DM bei der Geldvermögensbildung auf Aktien, deutlich mehr als in den achtziger Jahren."Die Börsenturbulenzen in den beiden letzten Jahren konnten der wachsenden Vorliebe für die Aktie bislang keinen größeren Schaden zufügen", betont die Bundesbank.

Einen deutlichen Zuwachs gab es auch beim Haus- und Grundvermögen.1,37 Billionen DM haben die Deutschen nach Angaben der Bundesbank seit 1991 für Immobilien ausgegeben.Damit verfügten sie Ende 1997 über ein Immobilienvermögen von knapp über sieben Billionen DM.Daß mancher Steuerzahler auch so sein Geld vor dem Fiskus in Sicherheit bringen wollte, läßt die nach Ansicht der Bundesbank "alle Erwartungen übertreffende Resonanz" vermuten, die die Abschreibungserleichterungen für Investitionen in den neuen Bundesländern fanden.

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