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Wirtschaft: Springer blickt düster in die Zukunft

Berlin (mot/usi). Der Axel Springer Verlag stellt sich auf einen anhaltend negativen Trend im Anzeigengeschäft sowie im Vertrieb von Zeitschriften, Zeitungen und Büchern ein.

Berlin (mot/usi). Der Axel Springer Verlag stellt sich auf einen anhaltend negativen Trend im Anzeigengeschäft sowie im Vertrieb von Zeitschriften, Zeitungen und Büchern ein. Vorstandschef Mathias Döpfner gab sich am Dienstag bei der Vorlage der Bilanz für 2001 pessimistisch: Im laufenden Jahr sei ein Umsatzanstieg trotz neuer Aktivitäten „nur schwer erreichbar“. Im Geschäftsbericht war noch ein Plus von bis zu zwei Prozent erwartet worden. Die Restrukturierung des Konzerns und die wirtschaftlichen Bedingungen ließen nur eine „moderate Verbesserung des operativen Ergebnisses“ von 14 Millionen Euro im Jahr2001 erwarten.

Springer sei wie andere Verlage Leidtragender der „größten Krise der Printmedien seit dem zweiten Weltkrieg“. In den ersten vier Monaten des Jahres 2002 sanken die Anzeigenerlöse des Verlagshauses, das 2001 zum ersten Mal in seiner Geschichte einen Verlust verbucht hatte, erneut um rund neun Prozent. Im Vertrieb konnten die Umsätze nur durch Preiserhöhungen und ausländische Aktivitäten um rund drei Prozent gesteigert werden. 2001 gingen die Umsätze um 1,3 Prozent auf 2,86 Milliarden Euro zurück, der Jahresfehlbetrag lag bei 198 Millionen Euro, nach einem Überschuss von 98 Millionen Euro im Jahr zuvor. Der Einbruch im Kerngeschäft hinterließ auch beim Cash- Flow tiefe Spuren: Er sackte von 223 auf 46 Millionen Euro. An liquiden Mitteln blieben noch 62 Millionen Euro. Im Vorjahr verfügte Springer über ein Polster von 321 Millionen Euro. Auf eine Dividendenzahlung muss der Konzern verzichten.

Belastet wurde Springer nicht nur durch die Krise der Branche, räumte Döpfner mit ungewohnt kritischem Blick auf sich selbst und die Zeit vor seiner Amtsära ein. Zu den hausgemachten Fehlern zählte er das hohe Kostenniveau des Verlages – verursacht durch „zu viele Berater, zu hohe Honorare, zu viele Mitarbeiter und zu große Redaktionen“, durch ein „unfokussiertes Beteiligungsportfolio“ sowie zu viele Geschäfte, „von denen wir nichts verstehen“ und an denen zu lange festgehalten worden sei. Die eingeleitete Kostensenkung sei aber vorangekommen. So sollen bis Ende 2003 zehn Prozent der ehemals 14000 Mitarbeiter den Konzern verlassen. 70 Prozent der Stellen, die wegfallen werden, seien identifiziert. Auch der Vorstand sparte: Die Bezüge von 9,2 Millionen Euro haben sich im Vergleich zum Ausnahmejahr 2000 halbiert, die des Aufsichtsrats „gezehntelt“ (auf 65 000 Euro). Der Verlag wolle nun „gewinnorientiert“ arbeiten und „aus Geist Geld machen“, sagte Döpfner.

Zurückhaltend äußerte sich Döpfner zu möglichen Folgen der Kirch-Pleite auf den Verlag. „Die Kirch-Insolvenz belastet uns, weil sie Zeit und Managementkapazitäten bindet“, sagte der Vorstandschef. Die Ausübung einer Put-Option zum Verkauf der Beteiligung an ProSiebenSat1 für 767 Millionen Euro berge keine Risiken für Springer. „Es besteht kein Abschreibungsbedarf.“ Der Sender-Anteil bleibe so lange Eigentum des Verlages, bis der Verkaufspreis gezahlt sei oder sich eine „vertretbare Alternative“ ergebe. Zum Verkauf der 40-Prozent-Beteiligung Kirchs an Springer würden derzeit „konstruktive Gespräche mit der Deutschen Bank über die Verwertung“ geführt. Die Vinkulierung der Springer-Aktien, die beim Kauf eine Zustimmung der Mehrheitsaktionärin vorschreibt, werde „unverrückbar“ beibehalten.

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