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Wirtschaft: Staat soll Schlecker helfen

Die Gewerkschaft Verdi ruft nach der Politik und fordert ein neues Management.

Berlin - Wegen der massiven Stellenstreichungen bei der insolventen Drogeriemarktkette Schlecker hat die Gewerkschaft Verdi die Politik zum Eingreifen aufgefordert. Sie müsse den tausenden Betroffenen dabei helfen, „sich eine Perspektive zu erhalten“, sagte Verdi-Chef Frank Bsirske am Donnerstag. Initiativen aus der Politik seien auch erforderlich, „um Zeit zu gewinnen, die wir brauchen, um nach Investoren zu suchen“, betonte Bsirske. Die Gewerkschaft fordert daher eine „Absicherung der Finanzierung und Übergangshilfen“. Zugleich will Verdi die geplanten Einschnitte nicht hinnehmen. Bei der Zahl der zu schließenden Verkaufsstellen und der bedrohten Arbeitsplätze sei „das letzte Wort noch nicht gesprochen“, kündigte die Gewerkschaft an. Dafür sollen auch die Mitarbeiter einen Beitrag leisten. Denkbar sei eine Umwandlung von tariflichen Ansprüchen in eine Kapitalbeteiligung, sagte der Fachbereichsleiter Handel in Baden-Württemberg, Bernhard Franke.

Auch im Management fordert die Gewerkschaft grundlegende Veränderungen. Lars und Meike Schlecker, die Kinder von Gründer Anton, die seit 2010 das Unternehmen in der Öffentlichkeit vertreten, dürften „auf keinen Fall eine tragende Rolle spielen“, sagte eine Verdi-Sprecherin. Dabei waren Lars und Meike im vergangenen Jahr als Erneuerer aufgetreten. Sie öffneten sich für die Gewerkschaften und begannen die überfällige Modernisierung der vielfach kleinen, wenig einladenden Filialen. Im Hintergrund aber hatte Vater Anton den Konzern patriarchalisch und intransparent geführt, kritisierte Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz.

Schlecker selbst hat versprochen, offener und moderner zu werden. So sollen weitere Filialen aufgehübscht werden – wie schon 300 Märkten im vergangenen Jahr. Doch dafür braucht der Konzern Geld. „Ein Investor wäre besonders wünschenswert, um die Modernisierung zu finanzieren“, meint Denise Klug, Expertin beim Branchendienst Planet Retail. Auch die geplante Senkung der Preise verursache Kosten. Dafür will Schlecker künftig – wie dm und Rossmann – stärker auf Eigenmarken setzen. Klug hält das für sinnvoll. „Hier sind die Margen größer.“ Klein werden die Filialen aber wohl bleiben. Denn von seinem Konzept als Nahversorger will Schlecker nicht abrücken. Daher sehen Experten gerade Filialen in Städten bedroht. „Hier ist die Konkurrenz stärker als auf dem Land“, sagt Klug. In Berlin etwa seien etliche der 195 Märkte gefährdet, schätzt sie. Jedoch ist noch völlig offen, welche Filialen geschlossen werden sollen.

Bei der Transparenz sieht Klug heute schon Fortschritte. „Schlecker spricht offen mit den Mitarbeitern und veröffentlicht Informationen in seinem Blog“, sagt sie. Gerade der Dialog mit den Kunden sei jetzt wichtig. Jahel Mielke

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