zum Hauptinhalt
Schlüsseldienst. Für die Ausbildung muss man mindestens 20 Jahre alt sein. Foto: dpa

© dpa

Wirtschaft: Starke Nerven gefragt

Haftanstalten bieten interessante Arbeitsplätze.

Ein ganz normaler Arbeitsplatz ist das Gefängnis nicht. Mit der vermeintlich harten Realität aus Filmen habe der Alltag dort aber auch nichts zu tun, versichert Georg Seiler. Der 26-Jährige macht seit fast zwei Jahren eine Ausbildung zum Justizvollzugsbeamten. Derzeit absolviert er den Abschlusslehrgang an der Justizvollzugsschule (JVS) in Stuttgart.

Seiler hat bereits eine Ausbildung zum Krankenpfleger abgeschlossen. Bevor er sich für diese Ausbildung entschied, hat er zwei Jahre auf der Intensivstation eines Krankenhauses gearbeitet. Die Bezahlung sei relativ gut. Die Azubis bekommen in der Regel einen Grundbetrag von rund 900 Euro. Nach dem Abschluss der Lehre winkt die Übernahme in ein Beamtenverhältnis auf Probe. Das Einstiegsgehalt liegt bei etwa 1800 Euro brutto plus Zulagen, etwa für Nachtschichten.

Der Justizvollzug ist Aufgabe der Bundesländer. Die Inhalte der Ausbildung seien aufeinander abgestimmt, und ein Arbeitsplatzwechsel ist über Landesgrenzen hinweg möglich. In Sachsen etwa sind die Anwärter zu Beginn der Ausbildung im Schnitt 26 Jahre. „Das Mindestalter liegt bei 20 Jahren“, sagt Birgit Eßer-Schneider, Sprecherin des sächsischen Justizministeriums.

Bewerber brauchen einen Realschulabschluss oder einen Hauptschulabschluss mit einer abgeschlossenen Lehre. „Die meisten kommen aus dem handwerklich-technischen Bereich“, sagt Thomas Müller, Leiter der JVS Stuttgart. Aber auch Kaufleute, Verwaltungsfachkräfte oder Ex-Berufssoldaten gebe es.

Die zweijährige Ausbildung setzt sich aus praktischen Phasen in der JVA und schulischem Unterricht zusammen. „Für den schulischen Teil der Ausbildung werden die Anwärter aus allen Haftanstalten zentral zusammengezogen. Bevölkerungsreiche Bundesländer mit vielen Haftanstalten haben eigene Schulen.

Hauptaufgabe der Beamten ist, die Häftlinge auf ihre Entlassung vorzubereiten und bei der Resozialisierung zu helfen. Keine leichte Aufgabe, wie Seiler aus eigener Erfahrung weiß. „In Bruchsal gibt es viele Gefangene mit langfristigen oder lebenslänglichen Haftstrafen. Die sehen oft keine Perspektive mehr, und es fällt schwer, sie zu motivieren.“ In den Anstalten sind die Beamten des allgemeinen Vollzugsdiensts mit der Beaufsichtigung, Kontrolle und Freizeitgestaltung der Häftlinge befasst.

Es wird im Schichtbetrieb rund um die Uhr gearbeitet, auch an Wochenenden und an Feiertagen. Die psychische Belastung sei relativ hoch. Doch echten Frust oder Angst spüre er nie. „Natürlich muss man mit dem nötigen Respekt in ein Gefängnis gehen“, sagt Seiler. Wer freundlich auftrete, kriege das auch zurück.dpa

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false