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Wirtschaft: Stimmungstief: Anleger sind nicht zu Scherzen aufgelegt

Während die Jecken den Monat Februar fröhlich ausklingen ließen, waren die wenigsten Anleger zu Scherzen aufgelegt. Die Stimmung näherte sich in den vergangenen vier Wochen rapide dem Gefrierpunkt und der Dax der 6000-Punkte-Marke.

Während die Jecken den Monat Februar fröhlich ausklingen ließen, waren die wenigsten Anleger zu Scherzen aufgelegt. Die Stimmung näherte sich in den vergangenen vier Wochen rapide dem Gefrierpunkt und der Dax der 6000-Punkte-Marke. Um fast zehn Prozent ist das Dax-Konto in 20 Handelstagen geschmolzen.

Aufgeschreckt von Gewinnwarnungen aus den USA und den schon gebetsmühlenartig vorgebrachten Ängsten vor einer Rezession warfen die Anleger vor allem die Technologiewerte im Dax aus ihren Depots. Die Januar-Gewinne sind inzwischen wieder mehr als aufgezehrt, die massiven Zinssenkungen von US-Notenbankchef Alan Greenspan verpufft. Selbst die Hoffnung auf eine neuerliche Lockerung der Zinsschraube beeindruckte die Märkte wenig.

Unter den 30 Dax-Standards schafften gerade mal fünf einen nachhaltigen Sprung in positives Terrain: Fresenius Medical Care (FMC), MAN, VW, BASF und die Hypo-Vereinsbank. Der Medizingeräte-Hersteller FMC scheint dabei vor allem von Umschichtungen aus dem Neuen Markt in Dax-Wachstumsaktien profitiert zu haben. Die Februar-Verlierer führt die Deutsche Telekom an, die ein weiteres Viertel ihres Börsenwertes einbüßte. Zum Monatsende war das Papier zeitweise auf knapp unter 24 Euro abgesackt, ausgelöst durch das Eingeständnis von Konzernchef Ron Sommer, ein Teil der firmeneigenen 30 000 Immobilien und Grundstücke sei in der Bilanz nicht korrekt bewertet. Exorbitante UMTS-Kosten, eine schleppende Übernahme des US-Mobilfunkers Voicestream, hohe Schuldenberge und dann auch noch eine Schmälerung der Buchgewinne um zwei Milliarden Euro: Das war nicht wenigen Investoren zuviel. Gerüchteweise hieß es zudem, amerikanische Anleger hätten die T-Aktie in nicht unbedeutender Größenordnung leer verkauft, das heißt den Kurs mit geliehenen und verkauften Papieren gedrückt.

Auch die anderen Technologiewerte im Dax hatten im Februar weiche Knie: die SAP-Aktie, die das Jahr mit satten Gewinnen begonnen hatte, verlor ohne weitere fundamentale Nachrichten über 20 Prozent. Gewinnmitnahmen, hieß es auf dem Parkett lapidar. Auch die Siemens-Familie konnte sich dem Trend zur Kurzfrist-Anlage nicht widersetzen: Unter anderem drückte die Gewinnwarnung von Handy-Konkurrent Motorola den Mutterkonzern Siemens von gut 155 auf etwa 125 Euro. Infineon litt unter reihenweisen Herabstufungen für amerikanische Halbleiterwerte und hat sich inzwischen - im Vergleich zum Hoch - fast gedrittelt. Auch der Kurs der Bauelemente-Tochter Epcos wurde rasiert, außer der Abstufung durch die US-Investmentbank Merrill Lynch von "kaufen" auf "akkumulieren" findet sich auch dafür kein tieferer Hintergrund. High-Techs, so hieß es auf Händlerseite, würden von den meisten Anlegern mit spitzen FIngern angefasst.

Uneinheitlich beendeten die Banken den Monat. Die Hypo-Vereinsbank stahl den übrigen drei deutschen Großbanken mit einem glanzvollen Ergebnis die Schau. Während die schwachen Börsenmonate tiefe Löcher in die Bilanzen der Konkurrenz fraßen, machte sich die untergeordnete Rolle des Investemtnbankings bei der Hypo erstmals bezahlt: Das Bankhaus bescherte den Aktionären einen um 25 Prozent höheren Nettogewinn als erwartet und ein sattes Kursplus. Der Deutschen Bank ging indes nach einer kurzen Rallye schnell wieder die Luft aus. Einen Grund dafür fanden die Analysten in der Finanzkrise der Türkei, wo der Branchenprimus nicht unerheblich engagiert ist. Obwohl der Vorstand gravierende Folgen dementierte, sackte der Kurs von seinem neuen Allzeithoch bei 104 Euro wieder unter 90 Euro. Die Dresdner Bank mußte für ihr geschrumpftes Vorsteuerergebnis bezahlen.

Nur wenig beirrt haben den Markt die Mitte März anstehenden Änderungen im Dax. Dass die Deutsche Post nicht, wie von den meisten Beobachtern erwartet, Adidas-Salomon, sondern Karstadt-Quelle beerben wird, drückte den Kurs des Kaufhaus-Konzerns nur wenig. Umgekehrt profitierte der Sportartikler auch nicht vom Verbleib in der ersten Börsenliga. Auch die Krise bei Daimler-Chrysler und der angekündigte Sanierungsplan für Chrysler bewegte zwar die Gemüter, nicht aber den Kurs. Die schlechten Nachrichten, so hieß es, seien inzwischen eingepreist. Seit Jahresende 2000 hat der Autobauer bereits rund 25 Prozent zugelegt, davon allerdings, dem allgemein Trend folgend, nur einen Bruchteil im Februar.

Nach einem von Käuferstreiks und Verkaufspanik geprägten Februar frönten die Anleger zum Monatsschluss wieder ihrer Lieblingsbeschäftigung: Warten auf Greenspan. Die US-Notenbank soll mit einer neuerlichen Zinssenkung einen guten Grund zum Einsteigen liefern.

Veronika Csizi

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