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Stockende Produktion droht: Niedrigwasser am Rhein behindert Binnenschifffahrt
Nach Ansicht von Ökonomen könnte ein länger anhaltendes Niedrigwasser auf dem Rhein die Erholung der heimischen Wirtschaft von der Rezession erschweren.
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Das Niedrigwasser auf Deutschlands wichtigster Wasserstraße Rhein behindert den Güterverkehr. „Die Binnenschifffahrt kann aktuell ihre volle Ladekapazität nicht mehr ausnutzen“, sagte der Vorstand der Schifffahrtsgenossenschaft DTG, Roberto Spranzi, am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters.
Auch Rohstoffhändler bestätigten, dass die niedrigen Pegelstände südlich von Duisburg und Köln den Verkehr behinderten.
An der Engstelle Kaub bei Koblenz fiel der Pegelstand auf 128 Zentimeter, wie aus Daten der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes hervorgeht.
Bis zum Wochenende könnte er auf etwa 110 Zentimeter sinken, so die Abschätzung der Bundesanstalt für Gewässerkunde. Hier bedeuten Wasserstände von unter 135 Zentimeter, dass große Containerschiffe ihr Ladung spürbar reduzieren müssen - teils um die Hälfte.
Der Rhein ist ein wichtiger Transportweg für Güter wie Getreide, Kohle, Benzin und Heizöl. Flaches Wasser führt zu Zuschlägen auf die Frachtraten und damit zu höheren Kosten. Der Chemiekonzern BASF - dessen größtes Werk am Stammsitz in Ludwigshafen rund 40 Prozent der Rohstoffe über den Fluss erhält und der das Rheinwasser auch zur Kühlung nutzt - hat sich deshalb nach den Belastungen 2018 mit speziellen Niedrigwasser-Schiffen gewappnet.
Nach Ansicht von Ökonomen könnte ein länger anhaltendes Niedrigwasser auf dem Rhein die Erholung der heimischen Wirtschaft von der Rezession erschweren.
„Sollten die Pegelstände im Jahresverlauf ähnlich niedrig ausfallen wie 2018 oder 2022, würde das die Konjunkturerholung beeinträchtigen“, sagte Ökonom Marc Schattenberg von Deutsche Bank Research kürzlich der Nachrichtenagentur Reuters.
„Das wäre Gegenwind für die erwartete Erholung nach der technischen Rezession.“ Viele Vorleistungsgüter und Rohstoffe – von Öl- und Chemieprodukten bis hin zu Baustoffen – werden über Binnenwasserstraßen transportiert. Fehlen sie, gerät die Produktion ins Stocken.
Die Binnenschifffahrt hat im vergangenen Jahr auch wegen der Beeinträchtigung durch das Niedrigwasser auf dem Rhein so wenig wie noch nie seit der Wiedervereinigung transportiert. 182 Millionen Tonnen an Gütern wurden auf den Wasserstraßen befördert und damit 6,4 Prozent weniger als 2021, wie das Statistische Bundesamt ermittelte. (Reuters)
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