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Wirtschaft: Strompreise in Berlin fallen - für alle

BERLIN (jhw).Der Berliner Energieversorger Bewag AG hat am Mittwoch neue Preissenkungen angekündigt.

BERLIN (jhw).Der Berliner Energieversorger Bewag AG hat am Mittwoch neue Preissenkungen angekündigt.Profitieren werden allerdings nur gut 2000 sogenannte Sondervertragskunden, die zumeist mehr als 100 000 Kilowattstunden Strom pro Jahr verbrauchen - vorerst.Ab Juli kommenden Jahres wird Strom dann auch für die privaten Haushalte billiger, wie der Tagesspiegel erfuhr.

Der Berliner Energieversorger betont, "ein intensives Kostensenkungsprogramm" habe die neuen Tarife ermöglicht.Doch Branchenkennern ist klar, daß die Bewag auf den härteren Wettbewerb reagieren mußte: Denn immer mehr Unternehmen, die auf Bewag-Strom angewiesen waren, wollen zur billigeren Konkurrenz wechseln.Zu den prominenten Namen, die der Bewag den Rücken kehrten, zählen Pharmariese Schering, das Berliner Abgeordnetenhaus und rund 100 mittelständische Unternehmen.Letztere erhalten ihren Strom ab Oktober von der VEW AG, Dortmund, die die Berliner Ampere AG beliefert.Ampere ist ein unabhängiger Energiebroker, der den Vertrag mit VEW ausgehandelt hat.Er gewährt seinen Kunden in Berlin nach eigenen Angaben einen Tarif, der durchschnittlich um 27 Prozent unter den Bewag-Preisen liegt.

Mit der neuerlichen Preissenkung - die jüngste Anfang vorigen Monats entlastete rund 100 000 Tarifkunden - versucht die Bewag offenbar, rechtzeitig zum Kündigungstermin 30.Juni einer Kündigungswelle vorzubeugen.Claus Rottenbacher, Geschäftsführer von Ampere, sagte, 95 Prozent der Bewag-Vereinbarungen mit Sondervertragskunden seien am 30.Juni zum 30.September kündbar.Die Bewag wollte keine genauen Angaben darüber machen, wie hoch der Anteil solcher Verträge ist.

Allerdings verweist das Unternehmen darauf, die aktuelle Preissenkung sei schon lange geplant."Unsere Philosophie, die Preise zu senken, verfolgen wir nicht erst, seit es Ampere gibt", sagte ein Sprecher.Alle Sondervertragskunden erhalten ab 1.Juli einen Preisnachlaß von zehn Prozent, ab 1.Oktober nochmals einen von fünf Prozent.Darüber hinaus erhalten sie die Möglichkeit, sich niedrigere Strompreise für einen Zeitraum bis zu drei Jahren zu sichern.Kunden, die sich langfristig an die Bewag binden, können demnach maximal 21 Prozent ihrer bisherigen Kosten sparen.Sie sollen im Jahr um insgesamt 170 Mill.DM entlastet werden, wie die Bewag mitteilte.

Die Bewag-Tarife für Unternehmen liegen damit ab Oktober um fast zwei Fünftel unter denen vor sechs Jahren.Die Preise von Ampere liegen nach Angaben des Energiebrokers sogar noch etwas darunter.

Dagegen geht der Wettbewerb auf dem liberalisierten Strommarkt noch an den privaten Kunden vorbei.Die nämlich zahlen seit zehn Jahren den gleichen Betrag für die Kilowattstunde, wenn man Steuern nicht berücksichtigt.

Allein seit April hat sich der Preis für Familien und Singles wegen der neuen Öko-Steuer erhöht - um gut sieben Prozent.Im Osten Berlins sind die Preise in den vergangenen Jahren mehrmals deutlich gestiegen, und seit gut zwei Jahren zahlen die Haushalte denselben Preis wie im Westen.

Doch schon bald können auch Privatleute eine kleinere Stromrechnung erwarten."Der Wettbewerb um die Haushalte beginnt in einem Dreivierteljahr", prognostiziert Ampere-Geschäftsführer Rottenbacher.Außerdem muß die Bewag ihre Tarife für Singles und Familien ab Juli kommenden Jahres vom Berliner Senat neu genehmigen lassen."In der jetzigen Form werden wir sie nicht genehmigt bekommen", sagte ein Bewag-Sprecher.Er wollte nicht dementieren, daß damit auch die Preise für private Verbraucher fallen.Wie stark allerdings die Ermäßigung ausfallen werde, stehe noch nicht fest.

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