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Studie: Deutsche wollen fürs Klima Opfer bringen

Eine Studie belegt ein Umdenken beim Verbraucher: Nicht nur Politik und Industrie, sondern auch die Bürger selbst wollen im Alltag etwas für den Klimaschutz tun.

Die Mehrheit der Deutschen ist inzwischen bereit, für den Klimaschutz Opfer zu bringen. So lautet das Ergebnis einer Studie der Unternehmensberatung Accenture, die am Dienstag auf dem ersten Europäischen Nachhaltigkeitsgipfel in Berlin vorgestellt wurde.

Demnach sind 54 Prozent der insgesamt 500 befragten Deutschen der Meinung, dass nicht nur Politiker und Industrie, sondern auch sie selbst aktiv sein müssen bei der Bekämpfung des Klimawandels. Zum Beispiel wären knapp 90 Prozent der Studienteilnehmer bereit, den Stromanbieter zu wechseln, wenn sie von einem anderen Produkte kaufen könnten, die nachweislich zur Verringerung der CO2-Belastung beitragen. Knapp die Hälfte der Befragten würde sogar in Kauf nehmen, im Schnitt neun Prozent mehr für entsprechende Leistungen zu bezahlen. Die Bereitschaft, selbst zu handeln, resultiert wohl aus einer grundsätzlichen Sorge: Knapp 80 Prozent der Teilnehmer sind über den Klimawandel beunruhigt und erwarten negative Auswirkungen auf ihren Alltag.

Außerdem stellte sich heraus, dass die Mehrzahl der Konsumenten in Bezug auf die CO2-Reduzierung umfangreiche Maßnahmen von der Energiewirtschaft erwarten. Falls ein Unternehmen keine konkreten Schritte einleite, würde dessen Reputation bei knapp 90 Prozent der Befragten sinken. Ohnehin haben Energiekonzerne in Deutschland bei Kunden ein schlechtes Ansehen, so die Ergebnisse: In keinem anderen der insgesamt 17 Länder, in denen die Befragung durchgeführt wurde, wird den Energieversorgern so wenig Vertrauen entgegengebracht wie in Deutschland.

„Die Ergebnisse zeigen, dass das veränderte Konsumentenbewusstsein sowohl eine Bedrohung als auch eine Chance für die Unternehmen darstellen“, sagte Alexander Holst von Accenture auf dem Gipfel, der in Zukunft jährlich in Berlin stattfinden soll und als Diskussionsplattform gedacht ist für Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft zum Thema Nachhaltigkeitsstrategien in Europa. Holst empfahl den Energieversorgern, ihr Produktangebot dem klimabewussteren Denken ihrer Kunden anzupassen.

Dass immerhin mehr als 50 Prozent hochrangiger Wirtschaftsvertreter den Klimawandel als größte Herausforderung der Zukunft sehen, ergab eine weitere Accenture-Studie. Aufgrund fehlender gesetzlicher Rahmenbedingungen herrsche aber noch große Zurückhaltung, um mehr klimafreundliche Maßnahmen anzupacken. Unternehmen wünschen sich hier mehr Unterstützung von den Regierungen, um neue Technologien zu entwickeln.

Zurzeit werden im Parlament sechs Gesetzentwürfe zur Verringerung der Treibhausgase diskutiert. Der Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Matthias Machnig (SPD), betonte, dass dahinter nicht nur Umweltpolitik stecke: „Wir machen das auch für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit des Standort Deutschlands.“

Kathrin Drehkopf

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