Wirtschaft: Teure Pakete
Extra hohe Zinsen kombiniert mit einem Aktienfonds – viele Banken locken jetzt mit Kombiprodukten. Experten raten ab
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Superzinsen mit Superfonds: Viele Banken locken derzeit mit ungewöhnlich hohen Zinsen – unter der Bedingung, dass der Anleger gleichzeitig ein Depot eröffnet und Fonds kauft. Das Angebot ist einfach gestrickt: Der Kunde steckt 50 Prozent der angelegten Summe in ausgewählte Investmentfonds, dafür erhält er auf die zweite Hälfte seines Geldes den Superzins. Lohnt sich das Kombipaket?
Ein Blick auf die Zinsangebote lässt die meisten Anleger zunächst frohlocken: Die BMW-Bank glänzt mit 7,5 Prozent für sechs Monate, die Netbank mit bis zu acht Prozent, die SEB lockt mit sieben Prozent – mit Sätzen also, die deutlich über dem Marktniveau liegen. Der Wermutstropfen: Meist ist das Geld nicht kurzfristig verfügbar, zudem sind die Schnäppchen auf relativ kurze Zeiträume beschränkt. So gewährt etwa die Netbank ihre Superzinsen nur für 90 Tage.
Und die Fonds? Die meisten Anbieter werben damit, für den Kunden aus der Masse Tausender Fonds die Spitzenprodukte herausgefiltert zu haben. Die Auswahl ist also bei allen eher bescheiden. Die BMW-Bank lässt ihren Kunden mit 20 Fonds die größten Entscheidungsmöglichkeiten, während die Konkurrenz bei VW gerade mal fünf verschiedene Produkte im Angebot hat, darunter Publikumsrenner wie den Templeton Growth oder den DWS Vermögensbildung. Allerdings: Ein Blick auf die Wertentwicklung der letzten zwölf Monate und der vergangenen drei Jahre offenbart, dass der Kunde nicht immer die erste Wahl kaufen kann. Beide genannten Fonds rangieren in Vergleichen global anlegender Aktienfonds eher auf den hinteren Plätzen, sind zudem in der Bewertung der großen Ratingagenturen zuletzt abgestürzt.
Bei der SEB-Bank oder bei Daimler-Chrysler versucht man, hauseigene Produkte zu vermarkten, denn ein Gutteil der wählbaren Fonds sind Eigengewächse. Häufig haben die Banken zudem junge Fonds in ihre Auswahl aufgenommen, die – wie Osteuropa-, Asien- oder Rohstofffonds – kurzfristig satte Ergebnisse vorweisen können, sich aber langfristig noch nicht bewähren konnten.
Ein Blick auf das Kleingedruckte zeigt zudem, dass die Kombiprodukte nicht nur Renditen abwerfen, sondern auch Kosten verursachen. Knackpunkt der Anlage, betont Uwe Döhler von der Stiftung Warentest, seien die Ausgabeaufschläge. Bei der Mehrzahl der untersuchten Banken (siehe Tabelle) erhält der Kunde keinerlei Rabatt auf diese Zusatzkosten. Ermäßigungen bieten nur die Comdirect mit größtenteils 50 Prozent, die Netbank mit 35 Prozent und – zeitlich befristet – auch die Daimler-Chrysler-Bank. Die Banksparte von BMW verlangt den vollen Ausgabeaufschlag, jedoch nur, wenn man die Fonds mit dem 7,5-Prozent-Zinsangebot im Paket einkauft. Sonst gibt’s die Fonds mit 50 Prozent Rabatt. Auch bei der VW-Onlinebank muss der Kombi-Invest-Kunde mit fünf bis 5,54 Prozent Aufschlag rechnen, wobei die Fonds dann bei der Partnerbank, der DAB, lagern. Kauft man die Papiere jedoch selbstständig und direkt bei der DAB, erhält man durchgängig Rabatte, teilweise bis zu 80 Prozent.
„Wer hier nachrechnet“, weiß Finanzexperte Döhler, „der merkt, dass die hohen Zinsen von teuren Fonds quersubventioniert werden“. In den meisten Fällen seien die Kombiprodukte „nur Marketinggags mit dem Ziel, den Fondsverkauf anzukurbeln“. Das Zinsschnäppchen biete zudem gegenüber dem normalen Marktangebot einen Vorsprung, der „nicht mehr so eklatant ist wie noch vor einem halben Jahr“: Eine vier vor dem Komma bei normalen Tages- oder Festgeldangeboten ist nicht mehr selten. Das Kombiinvestment ist „ein schönes Einstiegsprodukt, um Kunden an Fonds heranzuführen“, räumt auch Hardy Ahrens, Leiter des Wertpapierteams bei der VW-Bank ein.
Eine Beispielrechnung macht deutlich, wie schnell die Kosten der Kombiprodukte den Zinsvorteil zunichte machen: Investiert ein Anleger 10 000 Euro in das BMW-Produkt Spar & Invest, so erhält er für die Hälfte sechs Monate lang den Jahressatz von 7,5 Prozent Zinsen. Unter dem Strich macht das 187,50 Euro aus. Die zweiten 5000 Euro steckt er beispielsweise in den Fondak der Commerzbank-Tochter Cominvest, wofür fünf Prozent Ausgabeaufschlag, also 250 Euro, fällig werden. Fazit: Die Bilanz ist, mögliche Kursgewinne nicht mitgerechnet, negativ. Bei der Netbank sieht die Rechnung mit 150 Euro Zinsgewinn und 250 Euro Ausgabeaufschlag noch dürftiger aus. Zudem: In der Rechnung fehlen noch die Depotgebühren, wie sie mehrere Banken zusätzlich erheben.
Die Stiftung Warentest rät daher, die Angebote mit spitzem Stift nachzurechnen. Wer Festzins und Fonds trennt, kann sehr viel Geld sparen. „Wer sich nicht von den Zinsen blenden lässt, ist flexibler und steht am Ende meist besser da.“
Veronika Csizi
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