Wirtschaft: Thüringen profitiert von kalifornischer Sonne
Ersol kauft US-Unternehmen SRS und sichert sich Zugang zum knappen Rohstoff Silizium
Berlin - Vom Solar-Boom in den USA profitiert ein weiteres deutsches Unternehmen. Der Solarzellenhersteller Ersol aus Thüringen peilt mit der Übernahme des US-Silizium-Recyclers SRS aus dem kalifornischen Camarillo in diesem Jahr eine Umsatzsteigerung von 50 Prozent auf 100 Millionen Euro an.
Am Freitag teilte das im Tec-Dax notierte Unternehmen mit, dass der Kaufpreis vollständig aus Eigenmitteln finanziert werde. Details nannte Ersol zwar nicht. Der Kaufpreis betrage aber weniger als ein Fünftel der Erlöse aus dem Börsengang im September 2005, wie Vorstandschef Claus Beneking mitteilte. Das wären maximal rund 23 Millionen Euro.
Die Transaktion war am Donnerstagabend (Ortszeit) in Camarillo unterzeichnet worden. Nennenswerte Integrationskosten seien nicht zu erwarten. Ersol sei aber in der Lage, bei passender Gelegenheit weitere Zukäufe zu tätigen, da noch genügend Mittel aus dem Börsengang zur Verfügung stünden, sagte Sprecher Mirko Wollrab.
Die Ersol Solar Energy AG, die drei Monate nach ihrem Börsengang in den Tec-Dax aufgenommen wurde, gehört zu den vier wichtigsten Solarunternehmen in Deutschland. Ersol wurde 1997 gegründet und verdient sein Geld mit Silizium-Solarzellen. Im vergangenen Jahr steigerte das Erfurter Unternehmen nach vorläufigen Zahlen seinen Umsatz um 71 Prozent auf 64,4 Millionen Euro. Seinen Gewinn konnte der Börsenneuling mehr als verdreifachen. Nach dem SRS-Kauf soll der Zellabsatz bis Ende 2007 um mindestens 15 Megawatt steigen. Im laufenden Geschäftsjahr zielt Ersol auf eine Verdopplung des operativen Gewinns (Ebit) ab. Allein in Deutschland sollen rund 150 neue Arbeitsplätze entstehen.
Das übernommene Unternehmen SRS besteht seit 1996, bereitet Neben- sowie Abfallprodukte großer Firmen der Halbleiterindustrie für die Solarbranche auf und verzeichnet jährlich hohe zweistellige Wachstumsraten beim Umsatz. 2005 lag der Absatz bei mehreren hundert Tonnen Silizium. Der knappe Rohstoff ist in der Solarindustrie sehr begehrt.
Vor zwei Jahren hat SRS eine Produktionsstätte in Peking aufgebaut. Ersol will nach der Übernahme die geplante, internationale Expansion in Asien weiter vorantreiben. SRS unterhält bereits ein Joint-Venture in Schanghai. „SRS passt genau zu uns. Wir vergrößern auf einen Schlag unsere Kapazitäten. Wir werden so weltweit Marktanteile gewinnen und haben ein Standbein auf dem lukrativen US-Markt“, sagte Ersol-Chef Beneking.
Der rasante Kursanstieg von Solaraktien hat dem lange wenig beachteten Tec-Dax zu neuem Glanz verholfen. Mittlerweile mutiere er zum „Sun-Dax“ sagte Aktienstratege Uwe Streich von der Landesbank Baden-Württemberg. Zu dem etwa 20-prozentigen Kursanstieg seit Jahresanfang haben vor allem Solarworld, Q-Cells, Conergy und Ersol beigetragen. Allein in diesem Jahr legte die Ersol-Aktie um rund ein Drittel zu, musste am Freitag aber ein Minus von 4,4 Prozent hinnehmen. Hintergrund des generellen Anlegerinteresses an Solaraktien ist unter anderem ein milliardenschweres Förderprogramm für erneuerbare Energien in Kalifornien. Damit wollen die USA ihre Abhängigkeit vom teuren Öl verringern. aek
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