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Wirtschaft: Thyssen-Krupp erwägt Verkauf neuer Stahlwerke

Spekulation über defizitäre Anlagen in Amerika.

Essen/Bochum - Vorstand und Aufsichtsrat des Stahl- und Industriekonzerns Thyssen-Krupp müssen sich bei der Hauptversammlung an diesem Freitag auf kräftigen Gegenwind einstellen. Hintergrund sind milliardenschwere Abschreibungen von insgesamt 2,9 Milliarden Euro, die das Unternehmen Anfang Dezember vorgelegt hatte. Hauptursache dafür ist die Kostenexplosion in dem neuen Stahlwerk in Brasilien von ursprünglich 1,3 auf mittlerweile mehr als fünf Milliarden Euro. Unter dem Strich stand im Geschäftsjahr 2010/11 (30. September) ein Verlust von knapp 1,8 Milliarden Euro.

Für noch mehr Diskussionen dürfte ein Bericht des „Manager Magazins“ sorgen, nachdem Vorstandschef Heinrich Hiesinger bereits einen Verkauf der neuen Stahlwerke in Brasilien und im US-Bundesstaat Alabama in Betracht ziehen soll. Dabei erwäge der Konzernchef insbesondere die Trennung von dem brasilianischen Werk, schreibt das Magazin unter Berufung auf nicht genannte „Konzerninsider“. Ein Unternehmenssprecher verwies am Donnerstag auf die bevorstehende Hauptversammlung und lehnte einen Kommentar zu dem Bericht ab.

Bereits im Vorfeld des Treffens kündigten Aktionärsvertreter kritische Fragen zur Verantwortung für die aus dem Ruder gelaufenen Planungen an. Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre fordert Aufsichtsratschef Gerhard Cromme in einem Gegenantrag zur Hauptversammlung auf, dem Beispiel des ehemaligen Vorstandschefs Ekkehard Schulz zu folgen und zurückzutreten. Schulz, der vor einem Jahr unter dem Beifall der Aktionäre als Vorstandschef verabschiedet worden und in den Aufsichtsrat gewechselt war, hatte sein Aufsichtsratsmandat zum Jahresende niedergelegt. Bei dem Aktionärstreffen rechnen Beobachter jedoch mit seinem Erscheinen.

Für das Ende Dezember ausgelaufene erste Quartal kündigten die Essener ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern an, das „deutlich“ unter den 273 Millionen Euro aus dem Vorjahr liegen werde. Ein Sprecher bekräftigte im Vorfeld der Hauptversammlung diese Aussage. dpa

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