zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Tierfutterbranche: Nahrungsmittelhersteller setzen auf Tierfutter

Mit einem jährlichen Anstieg von 6,5 Prozent hat sich die US-Tierfutterbranche in den letzten Jahren zu einem echten Wachstumsmarkt entwickelt. Mehr als elf Milliarden Dollar im Jahr gaben zuletzt amerikanische Haustierbesitzer für Hunde- und Katzenfutter aus.

Mit einem jährlichen Anstieg von 6,5 Prozent hat sich die US-Tierfutterbranche in den letzten Jahren zu einem echten Wachstumsmarkt entwickelt. Mehr als elf Milliarden Dollar im Jahr gaben zuletzt amerikanische Haustierbesitzer für Hunde- und Katzenfutter aus. Auf diesem Hintergrund ist das Interesse der Nahrungsmittelhersteller am Ausbau des Segments verständlich, zumal Übernahmen von Tierfutterproduzenten vergleichsweise günstig sind. So erwarb beispielsweise der Lebensmittelkonzern Philip Morris im letzten Sommer die Nabisco Holding um das Zweiundzwanzigfache des operativen Gewinns pro Aktie, während der Preis, den Unilever für Bestfoods zahlte, achtzehn mal höher war als der Gewinn. Zum Vergleich: die von der Nestlé SA gebotene Kaufsumme von 33 Dollar je Aktie oder knapp zehn Milliarden Dollar für Ralston Purina Co wäre das 17-fache des operativen Gewinns - ein guter Deal für Nestlé, meinen einige Analysten in New York. Nestlé aus Vevey ist weltweit der zweitgrößte Tierfutterproduzent und Ralston mit Sitz in St. Louis ist in den USA die Nummer eins.

Für Nestlé würde sich mit der Übernahme von Ralston das seit langem verfolgte Ziel einer stärkeren Präsenz in den USA erfüllen. Die Schweizer schauten in den letzten Jahren zu, wie ihnen Konkurrenten eine Trophäe nach der anderen weg schnappten. Erst vor zwei Wochen ging Quaker Oats Co an Nabisco Holdings. Auch Nestlé hatte im Sommer vergangenen Jahr Interesse an Nabisco, doch der Preis von 18,8 Milliarden Dollar, den Philip Morris anschließend zu zahlen bereit war, war Nestlé offenbar zu hoch. Nabisco, der Hersteller von Oreo-Keksen, hätte im damaligen Urteil von Analysten auch nicht zum Konzern gepasst, da Nestlé kein Keksgeschäft besitzt. Offenbar legen die Schweizer größeren Wert auf den Ausbau bestehender Geschäftsaktivitäten als auf kostspielige Vorstöße in neue Gebiete.

Die Übernahme von Ralston würde deswegen in die bisherige Konzernstrategie passen. Nestlés Expansion im Tierfuttermarkt begann 1985 mit der Übernahme von Carnation, die die Marke Friskies herstellt. Es folgte 1995 die Einverleibung von Alpo und ein Jahr danach weitete Nestlé mit dem Kauf der britischen Spillers Pet Food seine europäischen Tierfutteraktivitäten aus. "Tierfutter ist eine der wenigen Wachstumskategorien in der Nahrungsmittelindustrie", sagte der Analyst John McMillin von der Wall-Street-Firma Prudential Securities. "Nicht nur schaffen sich immer mehr Amerikaner Haustiere an, sondern die Haustiere werden größer und fressen dementsprechend mehr."

Das Ertragspotenzial im Tierfutterbereich lässt andere Unternehmen die Ohren spitzen. So übernahm beispielsweise Ende 1999 der Konsumgüterhersteller Procter Gamble Co (P&G) für 2,05 Milliarden Dollar die Iams Co. Es wäre denkbar, dass P&G und andere Großkonzerne wie Colgate-Palmolive und Mars Inc auch Appetit auf Ralston bekommen hätten - vorbehaltlich der Zustimmung der Wettbewerbsbehörden hat Nestlé diesen Happen weggeschnappt.

pf

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false