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Die Bundesregierung will den Pharma-Standort Deutschland stärken (Archivbild)

© Daniel Reinhardt/dpa

Treffen im Kanzleramt: Regierung will Pharmabranche stärken - und Kosten begrenzen

Die Arzneibranche wächst trotz Wirtschaftskrise. Doch Patienten erleben immer wieder Engpässe. Nun will die Regierung die Standortbedingungen verbessern - aber auch die Ausgaben im Zaum halten.

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Deutschland soll nach Plänen der Bundesregierung angesichts von Engpässen bei manchen Standard-Arzneien als Pharma- und Medizintechnikstandort attraktiver werden. Die Branchen seien wichtig für eine hochwertige Gesundheitsversorgung und leisteten einen erheblichen Beitrag zu Wertschöpfung und Innovationskraft, sagte Kanzleramtsminister Thorsten Frei (CDU) nach einem Treffen mit Vertretern von Firmen und Verbänden. Ziel ist, bis zum nächsten Jahr Maßnahmen für bessere Bedingungen zu erarbeiten.

Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) sagte der Deutschen Presse-Agentur, es gelte, die Innovationskraft „Made in Germany“ zu stärken und die Versorgungssicherheit weiter auszubauen. Im Blick steht nach ihren Angaben, Bürokratie abzubauen und Prozesse zu beschleunigen. „Gleichzeitig müssen die Kostensteigerungen für das Gesundheitssystem insgesamt eingedämmt werden.“ Hierzu werde auch der Pharmabereich seinen Beitrag leisten müssen.

Das Treffen im Kanzleramt sollte den Auftakt zur Entwicklung einer Pharma- und Medizintechnikstrategie bilden. Jetzt soll sich ein ressortübergreifender Dialogprozess unter Federführung des Gesundheitsministeriums anschließen. Warken sagte, die Themen sollten zusammen mit Akteuren aus Industrie, Verbänden, Wissenschaft, der Selbstverwaltung des Gesundheitswesens und Patientenvertretern erörtert werden. Laut Regierung sollen bestehende Formate - eine Pharmastrategie und ein Pharmadialog - zusammengeführt werden.

Arzneien immer wieder knapp

Die Pharmaindustrie wächst als eine der wenigen Branchen in Deutschland, doch immer wieder kommt es zu Engpässen - etwa bei Fiebersäften, Schmerz- und Diabetesmitteln oder Antibiotika. Bei vielen Mitteln ist Deutschland stark von China und Indien abhängig. Die Branche macht Kostendruck auch der Politik dafür verantwortlich, dass sich Hersteller in Deutschland etwa aus der Produktion von Penicillin zurückgezogen haben. Unternehmen könnten wegen der geltenden Preisregulierung für viele Arzneien in Deutschland steigende Kosten nicht einfach an Kunden weitergeben, indem sie die Preise erhöhen. 

Sorgen um Abhängigkeit von China

Die Pharma- und Chemiegewerkschaft IG BCE forderte Schritte gegen Arzneiengpässe. Der Fokus dürfe nicht allein auf Hochtechnologie und Forschung liegen, sagte Gewerkschaftschef Michael Vassiliadis. „Wir müssen auch die Produktion von Standardmedikamenten und -wirkstoffen stärken.“ Die langen Listen mit Engpass-Medikamenten sprächen eine deutliche Sprache.

Der Chemieverband VCI forderte umgehende Schritte zur Beschleunigung von Verfahren, für Innovationen und zur Sicherung des Produktionsstandorts. Deutschland habe mit seiner Gesundheitswirtschaft große Chancen, aber auch viel zu verlieren. Han Steutel, Präsident des Verbands forschender Pharma-Unternehmen, sagte, in der wirtschaftlichen Schwäche komme es darauf an, die Basis und Wachstumsmöglichkeiten der Pharmabranche zu stärken.

Dorothee Brakmann, Hauptgeschäftsführerin des Verbands Pharma Deutschland sagte: „Der Pharmadialog gibt uns die Chance, regulatorische Ineffizienzen und bürokratische Hürden anzugehen, die unseren Standort zunehmend unter Druck setzen und das Potenzial unserer Branche hemmen.“

Krankenkassen fürchten höhere Arznei-Ausgaben

Bei den Bedingungen steht mit im Blick, dass höhere Arzneimittelpreise auf die Finanzen der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) durchschlagen. Neue Beitragserhöhungen will die Koalition aber auch vermeiden. Die stellvertretende Chefin des GKV-Spitzenverbands, Stefanie Stoff-Ahnis, sagte der dpa: „Wir erwarten einen konstruktiven und fairen Dialog mit konkreten Vorschlägen, um die Solidargemeinschaft vor immer höheren Kostensteigerungen zu schützen.“ Die gesetzlichen Kassen mit 75 Millionen Versicherten hätten großes Interesse an einer starken Pharma- und Medizintechnikindustrie. Die Arzneimittel-Ausgaben seien aber allein im ersten Halbjahr um sechs Prozent gestiegen.

© dpa-infocom, dpa:251112-930-284950/2

Das ist eine Nachricht direkt aus dem dpa-Newskanal.

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